Unternehmen drosseln Klimaziele – Luxus siegt über Umweltschutz
Immer mehr Unternehmen reduzieren ihre eigenen Klimaziele zugunsten von luxuriösen Erweiterungen – was die Bemühungen um Umweltschutz gefährdet.
Es zeigt sich, dass Unternehmen zunehmend ihre selbstgesteckten Klimaziele zurückschrauben, wie im Falle der Swiss aufgezeigt wurde. Um mit Konkurrenzunternehmen mithalten zu können, plante die Schweizer Airline ihre First-Class-Ausstattung ab 2025 noch luxuriöser zu gestalten.
Dies resultierte allerdings in einem Gewichtsproblem. Die neue Ausstattung war so schwer, dass das Flugzeug drohte nach vorne zu kippen. Als Lösung wurde eine 1,5 Tonnen schwere Metallplatte im hinteren Teil der Flugzeuge installiert, was unweigerlich zu erhöhtem Kerosinverbrauch führen wird. Das berichtet die «Neue Zürcher Zeitung».
Industriegiganten schwächen Klimaziele ab
Aber nicht nur Airlines nehmen ihre Klimaziele weniger ernst. Shell, einer der grössten Ölkonzerne, hat seine Klimaziele für das Jahr 2030 reduziert und für 2035 sogar aufgegeben. Der Ölkonzern beabsichtigt, seine Kohlenstoffintensität, d.h. die CO2-Emissionen pro produzierter Energieeinheit, lediglich um 15 Prozent zu senken, und nicht wie zuvor angegeben um 20 Prozent.
Auch in der Automobilbranche machen sich Veränderungen bemerkbar. Mercedes, Volkswagen und Volvo haben ihre vorherigen Verpflichtungen aufgehoben, ab 2030 ausschliesslich Elektroautos zu produzieren. Stattdessen planen sie, weiterhin Milliarden in die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren zu investieren. Die geringe Nachfrage der Kunden nach Elektroautos scheint der Hauptgrund für diesen Schritt zu sein.
Finanzbranche und Klimaziele
Auch Finanzinstitute zeigen Unentschlossenheit bei Klimazielen. Die Bank of America, eines der grössten Finanzinstitute der USA, hat sich von ihrem früheren Versprechen distanziert, keine neuen Kohleprojekte mehr zu finanzieren, und setzt stattdessen auf verstärkte Überprüfungen.
Fazit und Ausblick
Es ist klar, dass Firmen ihre Klimaziele weniger ernst nehmen. «Die grossen Unternehmen machen ihre Klimaziele deutlich weniger Sorgen als die Frage, wie konsequent bestehende Ziele umgesetzt werden. Häufig fehlt es an glaubwürdigen Strategien zur Umsetzung», analysiert Maurizio Zollo, Nachhaltigkeitsforscher am Imperial College London.
Zur Mobilisierung von Unternehmen für den Klimaschutz haben die Vereinten Nationen 2020 das Programm «Race to Zero» ins Leben gerufen. Seither ist die Zahl der Unternehmen, die Klimaziele bekannt gegeben haben, stark gestiegen, was oft mit grosser PR-Aufmerksamkeit verbunden war.
Es gibt Anzeichen, dass Organisationen wie die Science Based Targets Initiative (SBTi) oder das Carbon Disclosure Project standardisierte Prüfungen, Bewertungen und Transparenzüberwachungen für Unternehmensziele anbieten. So gibt es Ranglisten, die zum Beispiel beurteilen, ob ein Unternehmen konsequent genug handelt, um zum 1,5-Grad-Ziel der Uno beizutragen, oder ob es nur auf das 2-Grad-Ziel einzahlt.
Ernst & Young zur Klimabewertung
In Klimaschutzplänen legen Unternehmen offen, wie weit ihre Umstellungen reichen. Scope 1 fokussiert auf Massnahmen zur Senkung der eigenen Emissionen, während Scope 2 den Blick auf die von aussen eingekaufte Energie richtet.
Scope 3 hingegen umfasst die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens, einschliesslich der Zulieferfirmen. Laut der Unternehmensberatung Ernst & Young kommen in Branchen wie Ernährung oder Bau 90 Prozent oder mehr der klimaschädlichen Emissionen von der gesamten Wertschöpfungskette.
Zurückgenommene Klimaziele
Trotz der Bemühungen zeichnen sich negative Tendenzen ab. Laut der Datenbank der SBTi werden immer mehr Klimaziele von Unternehmen, wie der Lufthansa oder der Hager Group, zurückgezogen.
Dieser Trend besorgt Experten. «Es lässt sich beobachten, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern tatsächlich ein beginnender Trend erkennbar ist, bei dem Unternehmen ihre Klimaziele drosseln oder sogar aufgeben», so Agnes Sauter von der Deutschen Umwelthilfe.
Klimaziele unter Druck
Ein Klimaziel oder Klimaschutzziel bezeichnet ein Ziel, das im Rahmen der Klimapolitik verfolgt wird. Diese Ziele können sich auf verschiedene Aspekte der menschengemachten globalen Erwärmung konzentrieren.