Unwetter

Unwetter: Touris stürmen Berner Oberland trotz Schäden – «Chaos»

Schwere Unwetter haben das Berner Oberland heimgesucht und erhebliche Schäden verursacht. Doch die Touris lassen sich nicht abschrecken.

Unwetter Brienz
Ein Unwetter sorgte in Brienz BE für heftige Schäden. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • In Brienz BE gab es am Montag ein schweres Unwetter. Grindelwald BE wurde abgeschnitten.
  • Ein Hotel nahe der verhängten Sperrzone kämpft mit den Folgen des Unwetters.
  • Die Gäste bleiben im Berner Oberland aber nicht aus.
  • Es kommt nur vereinzelt zu Stornierungen.

Am Montagabend haben schwere Unwetter das Berner Oberland heimgesucht. Besonders hart traf es das Dorf Brienz BE, wo erhebliche Schäden entstanden. Zwei Personen erlitten leichte Verletzungen, 70 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Im Gebiet «Änderdorf» im Westen des Dorfkerns wurde eine Sperrzone eingerichtet, in der die Räumungsarbeiten derzeit in vollem Gange sind. Wann die evakuierten Personen zurückkehren können, ist noch unklar.

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Ein Augenschein vor Ort am Dienstagvormittag zeigt das Ausmass der Zerstörung in der Sperrzone in Brienz BE. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Nicht nur die Anwohnenden, auch das Hotel Wildbach am Brienzersee, kämpft mit den Folgen des Unwetters. Das Hotel ist bekannt aus der koreanischen Netflix-Serie «Crash Landing on You», die Tausende Serienfans ins Oberland lockt.

Obwohl es nur wenige Hundert Meter von der Sperrzone entfernt liegt, sei die Lage dort etwas weniger dramatisch. Dennoch berichtet die Geschäftsführerin Lin gegenüber Nau.ch: «Am Montagabend ist Wasser in den Keller gelaufen. Wir haben die ganze Nacht durchgearbeitet, damit unsere Gäste möglichst nicht beeinträchtigt werden.»

Tourismus trotz Unwetter

Der Betrieb läuft inzwischen zwar wieder, jedoch sind die Auswirkungen des Unwetters weiterhin spürbar. Wegen einer gesperrten Zufahrtsstrasse nach Brienz müssen Gäste über einen Umweg transportiert werden.

Zudem bleibt das Restaurant des Hotels diese Woche geschlossen, da das Wasser die Essensvorräte im Keller beschädigt hat.

Unwetter Brienz
Das Hotel Wildbach in Brienz BE kämpft mit den Folgen vom Unwetter - Christian Mathyer – Interlaken Tourismus (CC BY 2.0 DE)

Zwei Hotelgäste haben ihre Reservation im Hotel Wildbach storniert. Die Geschäftsführerin hat eine Vermutung, warum es nicht mehr sind. «Viele unsere Gäste sprechen Arabisch, Chinesisch oder Koreanisch und erfahren erst hier vom Unwetter.»

Anderswo in Brienz spürt man nichts vom Unwetter. So etwa bei der beliebten Brienzer Touri-Attraktion der Giessbachfälle. Diese liegen vis-à-vis von der Sperrzone auf der anderen Seeseite. Dort gab es keine Schäden durch das Unwetter.

«Bei uns strahlt die Sonne, eine schöne heile Welt», sagt Verwaltungsrats-Präsidentin Vera Weber vom Grandhotel Giessbach zu Nau.ch. Man sei dankbar, dass im Giessbach alles in Ordnung sei. Gleichzeitig nehme man Anteil an den Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben.

Postauto klagt über «Verkehrschaos»

Nicht nur Brienz, auch das touristisch bedeutende Grindelwald wurde von den Unwettern nicht verschont. Im Dorf selbst blieben Schäden zwar aus, aber die Erreichbarkeit war stark eingeschränkt.

Für rund 20 Stunden waren die Zufahrtsstrassen gesperrt, und der Zugverkehr kam zum Erliegen. Das Bergdorf war nur über den Männlichen per Gondel oder über die Kleine Scheidegg per Zahnradbahn erreichbar.

Etwa 150 Tagestouristen sassen in Grindelwald fest. Sie wurden entweder in einer Notunterkunft oder der Zivilschutzanlage untergebracht oder verbrachten die Nacht in ihren Fahrzeugen.

Grindelwald
Grindelwald im Berner Oberland ist ein besonders beliebtes Ferienziel. - Keystone

Denn: Die Strasse nach Grindelwald im Tal der schwarzen Lütschine war gesperrt, der Zugverkehr fiel aus. Zugänglich war das Bergdorf nur über den Männlichen via Gondel oder via Zahnradbahn über die Kleine Scheidegg.

Machst du gerne Ferien im Berner Oberland?

Tagestouris reisen entsprechend nicht mehr durchs Tal der schwarzen Lütschine, das nach Grindelwald führt. Stattdessen gehen sie ins Tal der weissen Lütschine – und das führt zu Problemen.

Die «aktuell sehr vielen Gäste in der Jungfrauregion» verursachen ein «Verkehrschaos», wie Postauto gegenüber Nau.ch verlauten lässt. Das Tal der weissen Lütschine, sei regelrecht «überrannt» worden.

Leute lassen sich Ferien wegen Gewitter «nicht entgehen»

«Obwohl das Parkleitungssystem schon in Wilderswil alle Parkplätze als voll signalisiert, fahren jeweils weiterhin alle ins Tal hinein», so Postauto. «Das Verkehrschaos hat zur Folge, dass unsere Linie Lauterbrunnen-Stechelberg nicht fahrplanmässig fahren kann. Weil die Verspätungen einfach zu gross sind.»

Inzwischen ist die Strasse nach Grindelwald wieder einspurig befahrbar, der Zugverkehr wird vorerst durch Ersatzbusse abgewickelt. Das tut der Laune der Touristinnen und Touristen keinen Abbruch.

«In meinem Hotel kam es zu keinen Annullationen», sagt Stefan Grossniklaus, Betreiber des Aspen-Hotel in Grindelwald, zu Nau.ch. Dies trotz neuer anbahnender Gewitter in den nächsten Tagen. «Sind die Zimmer gebucht, lassen sich die Leute ihre Ferien nicht entgehen.»

Auch Bruno Hauwirth, Geschäftsführer von Grindelwald Tourismus, bestätigt: «Es existieren keine Meldungen über Stornierungen.»

Stefan Grossniklaus, der gleichzeitig Präsident von Hotelleriesuisse Berner Oberland ist, sagt abschliessend: «Aus der touristischen Vogelperspektive nahm das Berner Oberland keinen Schaden.»

Kommentare

User #4488 (nicht angemeldet)

Die Unwetter von Montag ist das letzte in einer über 500-jährigen Geschichte, während der Brienz und seine Nachbardörfer immer wieder heimgesucht wurden. Denn der Ort ist besonders exponiert: Sechs Wildbäche ergiessen sich von der mächtigen Rothornflanke Richtung Brienzersee. Sie haben in der Vergangenheit wiederholt zu Verwüstungen geführt. Im Jahr 1499 wurde das Dorf Kienholz vernichtet. Im Jahr 1797 wurden durch den gleichzeitigen Ausbruch von drei der Bäche 37 Häuser zerstört. Und 1896 wurden in Kienholz erneut Häuser zerstört. «Unter dem Eindruck dieser schrecklichen Katastrophe vertraten viele Bürger von Schwanden die Ansicht, die Gemeinde sei aufzulösen und die Leute seien auf andere Gemeinden zu verteilen», heisst es in einer Dokumentation des Kantons Bern. Sogar im Bundeshaus gab diese Idee 1897 zu reden, wurde aber verworfen: Zu wichtig waren Strassen- und Bahnverbindung ins östliche Berner Oberland aus Sicht des Kantons und des Bundes. Seither wurde stetig in die Aufforstung und in Verbauungen investiert. Auch diesmal dürften die Konsequenzen aus dem Unglück gezogen und noch mächtigere Schutzbauten realisiert werden.... Das für die CO2 Klimaanhäbger

User #2975 (nicht angemeldet)

Solidarisch werden wir heute Abend unseren Senf zu der neuen, entspannten Lage absondern...

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