Unwetter

Brienz BE: Unwetter sorgt für grosse Zerstörung

Ein heftiges Unwetter im Berner Oberland hat in Brienz BE für grosse Verwüstung gesorgt. Die Polizei meldete mehrere Leichtverletzte – und Evakuierungen.

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Aufnahmen von Anfang August: In Brienz BE sorgte das Unwetter für grosse Verwüstung. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Unwetter am Montagabend hat in Brienz BE für grosse Zerstörung gesorgt.
  • Eine Schlammlawine überschwemmte Bahngleise und Strassen im Dorf.
  • 70 Personen wurden evakuiert, mehrere Gebäude wurden beschädigt, zwei Personen verletzt.

Ein heftiges Unwetter vom Montagabend hat im Berner Oberland für enorme Schäden gesorgt. Besonders Brienz BE war stark betroffen. Dort war der Milibach gegen 18.30 Uhr wegen starken Niederschlags schnell angeschwollen und über die Ufer getreten.

Mitgeführte Stein- und Felsbrocken sowie Holz überfüllten daraufhin einen Sammler oberhalb des Dorfes. Die Folge war eine grosse Schlammlawine, die in die Dorfteile Seematte, Rybi, Steine sowie rund um die Kirche floss.

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Melchior Flück, Einwohner von Brienz BE, zeigt sich über das Ausmass der Verwüstung in seinem Dorf geschockt. - Nau.ch/Nico Leuthold

Nau.ch konnte noch am Montagabend mit Melchior Flück, einem Anwohner in Brienz über das Unwetter und die Verwüstung sprechen. Er sagte, er habe noch nie erlebt, dass der Milibach derart über die Ufer getreten sei.

Die Verwüstung erinnere ihn an Szenen aus dem Jahr 2005. «Damals hatte es hier ja auch das halbe Dorf überschwemmt – da kommen die Erinnerungen hoch. Die Naturgewalt ist der Wahnsinn.» Flück meinte, dass das ganze Ausmass der Zerstörung wohl erst am Dienstagmorgen klar werden würde.

Büromobiliar auf den Gleisen

Nau.ch-Reporter Nico Leuthold war am Montagabend vor Ort. Zu sehen ist, dass die Wassermassen kurzerhand die Gleise überflutet hatten. Sein Kommentar um etwa 22 Uhr: «Es sieht hier echt heftig aus.»

Auf den Fotos ist zu sehen, wie mehrere Autos beschädigt wurden. Offenbar wurde auch Büromobiliar auf die Gleise geschwemmt.

Die Polizei war auf dem Brienzersee unterwegs und fuhr durchs Schwemmholz. Sie suchte demnach die Gewässer ab. Ausserdem kreiste ein Helikopter über Brienz. Die Dorfstrasse in Brienz wurde gesperrt.

Mehrere Ambulanzen, Notärzte, der Zivilschutz und auch die Militärpolizei standen im Einsatz.

Gegen 2 Uhr hatte sich das Wasser beim Bahnhof zurückgezogen. Was zurückbleibt, sind grosse Mengen Schlamm auf den Gleisen.

Zwei Verletzte, 70 Evakuierte, mehrere beschädigte Gebäude

Am frühen Dienstagmorgen hat das Regionale Führungsorgan Oberer Brienzersee (RFO) eine erste Bilanz zu den Schäden gezogen. Demnach wurden mehrere Gebäude, parkierte Fahrzeuge, Strassen sowie Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs beschädigt.

Weiter wurden 70 Personen aus ihren Häusern evakuiert. Die Evakuierten werden in die Turnhalle im Dorf betreut. Zwei Personen seien leicht bis mittelschwer verletzt worden Es gibt keine Vermissten.

Ausserdem wird aktuell empfohlen, aus Sicherheitsgründen das Trinkwasser abzukochen. Weiter ist die Bahn- und Schiffsverbindung von und nach Brienz im Moment unterbrochen. Die Durchfahrt durch Brienz ist in beiden Richtungen vollständig gesperrt.

In der Mitteilung wird auch erwähnt, dass bei Tageseinbruch ein Geologe die Situation vor Ort einschätzen werde. «Auf Basis dieser Einschätzung wird das RFO Oberer Brienzersee bezüglich des weiteren Vorgehens entscheiden.»

Meiringen-Interlaken Ost dürfte mehrere Tage unterbrochen sein

Die Zentralbahn teilte mit, dass das Unwetter vom Montagabend dazu geführt habe, dass die Bahnlinie Meiringen-Interlaken Ost unterbrochen ist. Das Trasse der Zentralbahn war demnach in der Gegend von Brienz auf einer Länge von 1,5 Kilometern überschwemmt.

Auch der Brienzertunnel sei überschwemmt worden. Die Zentralbahn richtete am Abend einen Busersatzdienst ein. Sie rechnet damit, dass der Unterbruch der Strecke einige Tage dauern wird.

Machen dir die starken Gewitter in der Schweiz zunehmend Sorgen?

Nach einer ersten Einschätzung der Bahn dürfte der Schaden an der Bahninfrastruktur erheblich sein. Rollmaterial wurde demnach nicht beschädigt. Zwischen Spiez und Interlaken Ost war der Bahnverkehr wegen des Gewitters ebenfalls zeitweise unterbrochen.

Weitere Murgänge und Strassensperren im Berner Oberland

Nicht nur Brienz wurde im Berner Oberland heftig getroffen – auch an anderen Orten kam es zu Schäden. So wurde etwa die Strasse zwischen Zweilütschinen und Grindelwald von einem Murgang verschüttet und musste gesperrt werden.

Ein Video eines X-Nutzers zeigt ausserdem einen Murgang in Interlaken BE. Der Kanton stellte für Dienstag weitere Informationen dazu in Aussicht.

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Ein X-Nutzer hat dieses Video geteilt, darin ist zu sehen, wie ein Murgang eine Strasse in Interlaken BE überrollt hat. - X@worldstormm

Wie auf X zu erfahren war, war am Abend zudem die Autobahn A8 zwischen Brienzwiler BE und Gnoll BE gesperrt. Grund waren umgestürzte Bäume. Zwischen Kandersteg BE und Frutigen BE sowie zwischen Bönigen BE und Iseltwald BE sperrte die Polizei die Hauptstrassen.

Kommentare

User #4488 (nicht angemeldet)

Die Unwetter von Montag ist das letzte in einer über 500-jährigen Geschichte, während der Brienz und seine Nachbardörfer immer wieder heimgesucht wurden. Denn der Ort ist besonders exponiert: Sechs Wildbäche ergiessen sich von der mächtigen Rothornflanke Richtung Brienzersee. Sie haben in der Vergangenheit wiederholt zu Verwüstungen geführt. Im Jahr 1499 wurde das Dorf Kienholz vernichtet. Im Jahr 1797 wurden durch den gleichzeitigen Ausbruch von drei der Bäche 37 Häuser zerstört. Und 1896 wurden in Kienholz erneut Häuser zerstört. «Unter dem Eindruck dieser schrecklichen Katastrophe vertraten viele Bürger von Schwanden die Ansicht, die Gemeinde sei aufzulösen und die Leute seien auf andere Gemeinden zu verteilen», heisst es in einer Dokumentation des Kantons Bern. Sogar im Bundeshaus gab diese Idee 1897 zu reden, wurde aber verworfen: Zu wichtig waren Strassen- und Bahnverbindung ins östliche Berner Oberland aus Sicht des Kantons und des Bundes. Seither wurde stetig in die Aufforstung und in Verbauungen investiert. Auch diesmal dürften die Konsequenzen aus dem Unglück gezogen und noch mächtigere Schutzbauten realisiert werden.... Das für die CO2 Klimaanhäbger

User #2975 (nicht angemeldet)

Solidarisch werden wir heute Abend unseren Senf zu der neuen, entspannten Lage absondern...

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