Brienz BE: Unwetter sorgt für grosse Zerstörung
Ein heftiges Unwetter im Berner Oberland hat in Brienz BE für grosse Verwüstung gesorgt. Die Polizei meldete mehrere Leichtverletzte – und Evakuierungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Unwetter am Montagabend hat in Brienz BE für grosse Zerstörung gesorgt.
- Eine Schlammlawine überschwemmte Bahngleise und Strassen im Dorf.
- 70 Personen wurden evakuiert, mehrere Gebäude wurden beschädigt, zwei Personen verletzt.
Ein heftiges Unwetter vom Montagabend hat im Berner Oberland für enorme Schäden gesorgt. Besonders Brienz BE war stark betroffen. Dort war der Milibach gegen 18.30 Uhr wegen starken Niederschlags schnell angeschwollen und über die Ufer getreten.
Mitgeführte Stein- und Felsbrocken sowie Holz überfüllten daraufhin einen Sammler oberhalb des Dorfes. Die Folge war eine grosse Schlammlawine, die in die Dorfteile Seematte, Rybi, Steine sowie rund um die Kirche floss.
Nau.ch konnte noch am Montagabend mit Melchior Flück, einem Anwohner in Brienz über das Unwetter und die Verwüstung sprechen. Er sagte, er habe noch nie erlebt, dass der Milibach derart über die Ufer getreten sei.
Die Verwüstung erinnere ihn an Szenen aus dem Jahr 2005. «Damals hatte es hier ja auch das halbe Dorf überschwemmt – da kommen die Erinnerungen hoch. Die Naturgewalt ist der Wahnsinn.» Flück meinte, dass das ganze Ausmass der Zerstörung wohl erst am Dienstagmorgen klar werden würde.
Büromobiliar auf den Gleisen
Nau.ch-Reporter Nico Leuthold war am Montagabend vor Ort. Zu sehen ist, dass die Wassermassen kurzerhand die Gleise überflutet hatten. Sein Kommentar um etwa 22 Uhr: «Es sieht hier echt heftig aus.»
Auf den Fotos ist zu sehen, wie mehrere Autos beschädigt wurden. Offenbar wurde auch Büromobiliar auf die Gleise geschwemmt.
Die Polizei war auf dem Brienzersee unterwegs und fuhr durchs Schwemmholz. Sie suchte demnach die Gewässer ab. Ausserdem kreiste ein Helikopter über Brienz. Die Dorfstrasse in Brienz wurde gesperrt.
Mehrere Ambulanzen, Notärzte, der Zivilschutz und auch die Militärpolizei standen im Einsatz.
Gegen 2 Uhr hatte sich das Wasser beim Bahnhof zurückgezogen. Was zurückbleibt, sind grosse Mengen Schlamm auf den Gleisen.
Zwei Verletzte, 70 Evakuierte, mehrere beschädigte Gebäude
Am frühen Dienstagmorgen hat das Regionale Führungsorgan Oberer Brienzersee (RFO) eine erste Bilanz zu den Schäden gezogen. Demnach wurden mehrere Gebäude, parkierte Fahrzeuge, Strassen sowie Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs beschädigt.
Weiter wurden 70 Personen aus ihren Häusern evakuiert. Die Evakuierten werden in die Turnhalle im Dorf betreut. Zwei Personen seien leicht bis mittelschwer verletzt worden Es gibt keine Vermissten.
Ausserdem wird aktuell empfohlen, aus Sicherheitsgründen das Trinkwasser abzukochen. Weiter ist die Bahn- und Schiffsverbindung von und nach Brienz im Moment unterbrochen. Die Durchfahrt durch Brienz ist in beiden Richtungen vollständig gesperrt.
In der Mitteilung wird auch erwähnt, dass bei Tageseinbruch ein Geologe die Situation vor Ort einschätzen werde. «Auf Basis dieser Einschätzung wird das RFO Oberer Brienzersee bezüglich des weiteren Vorgehens entscheiden.»
Meiringen-Interlaken Ost dürfte mehrere Tage unterbrochen sein
Die Zentralbahn teilte mit, dass das Unwetter vom Montagabend dazu geführt habe, dass die Bahnlinie Meiringen-Interlaken Ost unterbrochen ist. Das Trasse der Zentralbahn war demnach in der Gegend von Brienz auf einer Länge von 1,5 Kilometern überschwemmt.
Auch der Brienzertunnel sei überschwemmt worden. Die Zentralbahn richtete am Abend einen Busersatzdienst ein. Sie rechnet damit, dass der Unterbruch der Strecke einige Tage dauern wird.
Nach einer ersten Einschätzung der Bahn dürfte der Schaden an der Bahninfrastruktur erheblich sein. Rollmaterial wurde demnach nicht beschädigt. Zwischen Spiez und Interlaken Ost war der Bahnverkehr wegen des Gewitters ebenfalls zeitweise unterbrochen.
Weitere Murgänge und Strassensperren im Berner Oberland
Nicht nur Brienz wurde im Berner Oberland heftig getroffen – auch an anderen Orten kam es zu Schäden. So wurde etwa die Strasse zwischen Zweilütschinen und Grindelwald von einem Murgang verschüttet und musste gesperrt werden.
Ein Video eines X-Nutzers zeigt ausserdem einen Murgang in Interlaken BE. Der Kanton stellte für Dienstag weitere Informationen dazu in Aussicht.
Wie auf X zu erfahren war, war am Abend zudem die Autobahn A8 zwischen Brienzwiler BE und Gnoll BE gesperrt. Grund waren umgestürzte Bäume. Zwischen Kandersteg BE und Frutigen BE sowie zwischen Bönigen BE und Iseltwald BE sperrte die Polizei die Hauptstrassen.