Uwe Mundlos (†38): NSU-Terrorist führte Doppelleben in der Schweiz
Laut der NSU-Terroristen Beate Zschäpe hatte Uwe Mundlos (†38) Kontakte in die rechtsextreme Szene der Schweiz, wo er Unterschlupf finden konnte.
![Beate Zschäpe sitzt bereits seit rund zwölf Jahren im Gefängnis.](https://c.nau.ch/i/8GQg1/900/beate-zschape-sitzt-bereits-seit-rund-zwolf-jahren-im-gefangnis.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat neue Aussagen zu verstorbenen Komplizen gemacht.
- Uwe Mundlos, NSU-Terrorist, hätte laut ihr eine Freundin in der Schweiz gehabt.
- Sie war lange Zeit in der Neonaziszene hierzulande aktiv.
- Allerdings bestreitet die Frau Mundlos gekannt oder mit ihm liiert gewesen zu sein.
Die verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat kürzlich neue Informationen über das Innenleben des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) preisgegeben. Laut Berichten des «Spiegel» behauptet sie auch zu wissen, wer die Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter ermordet hat.
Mehr als ein Jahrzehnt nach der Enttarnung des NSU sind Ermittler neuen Spuren im In- und Ausland auf der Spur. Sie untersuchen Hinweise auf mutmassliche Terrorhelfer, Waffenbeschaffung durch den NSU und einen bisher unbekannten Unterschlupf in der Schweiz.
Die geheimnisvolle Freundin aus der Schweiz
Zschäpe hat dem Bundeskriminalamt (BKA) bei fünf Vernehmungen zwischen August und Oktober letzten Jahres ausführliche Aussagen gemacht. Sie sprach über ihre Zeit im Untergrund und ihre verstorbenen Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.
Zu den neuen Details gehören Berichte über längere Abwesenheiten von Mundlos. Angeblich wegen einer jahrelangen Beziehung mit einer Frau in der Schweiz. Die Identität dieser wird nun ermittelt – eine Anfrage um Rechtshilfe wurde an die Schweizer Behörden gestellt.
Die Ermittler stiessen auf eine Rechtsextremistin, die lange Zeit in der Schweizer Neonaziszene aktiv war. Auch hatte sie enge Kontakte zum rechtsextremen Netzwerk «Blood and Honour» und zur gewaltbereiten Gruppierung «Combat 18» pflegte. Im März wurde ihre Wohnung im Kanton Zürich durchsucht. Trotzdem bestritt die Frau jedoch, Mundlos gekannt oder mit ihm liiert gewesen zu sein.
Mundlos' Doppelleben könnte Rätsel lösen
Wenn Zschäpes Aussagen über Mundlos' Doppelleben in der Schweiz zutreffen, könnten sie helfen, bisher ungelöste Rätsel des NSU zu klären. Es gibt immer noch Lücken in der Rekonstruktion der Biografien der toten Terroristen. Die Ermittler suchen nach dem Grund für den auffallend geringen Strom- und Wasserverbrauch im letzten Versteck des NSU in Zwickau.
Zschäpe berichtete auch von einer Reise von Mundlos in die Schweiz zusammen mit dem sächsischen Neonazi Jan W., deren Zweck sie nicht kennt. Sie hatte ihn bereits im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht belastet: Er soll an der Beschaffung einer Pistole für die Terroristen beteiligt gewesen sein.
Aussagen werfen neues Licht auf Mord
In ihren Vernehmungen machte Zschäpe auch Angaben zum Motiv und Ablauf des Mordes an der Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter. Laut Zschäpe diente der Angriff auf Kiesewetter und ihren Kollegen Martin A. nur der Beschaffung von Waffen. Die Pistolen, die Böhnhardt und Mundlos im Untergrund besorgt hatten, seien ihnen nicht mehr zuverlässig genug gewesen.
Die Glaubwürdigkeit von Zschäpes Aussagen wird durch weitere Ermittlungen geprüft werden. In einem Fall hat sie jedoch bereits wichtige Hinweise geliefert: Die Ende Februar erhobene Anklage gegen die mutmassliche NSU-Unterstützerin Susann E. basiert teilweise auf Angaben, die Zschäpe beim BKA gemacht hat.