VBZ – Fahrer klagen: Darum sind Pendler und Autofahrer «aggressiv»
Bei den VBZ klagt das Fahrpersonal über immer «aggressiver» werdenden Verkehr. Was dahinter steckt.
Das Wichtigste in Kürze
- VBZ-Mitarbeitende sind laut eignen Angaben gestresst, weshalb immer mehr kündigen.
- Die Chauffeure und Chauffeusen klagen über eine erhöhte Aggressivität im Verkehr.
- Ein Experte erklärt, warum sich Verkehrsteilnehmende daneben benehmen.
Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) müssen abermals die Fahrhäufigkeit der Busse reduzieren. Auslöser dafür ist der Personalmangel, der im ganzen Land herrscht. Als Grund nannten die VBZ die steigende «Aggressivität» im Verkehr.
Sind die Leute beim Auto-, Velo- oder Busfahren tatsächlich aggressiver geworden? Klar ist: Das Fahrdienstpersonal der VBZ ist mit dieser Beobachtung nicht alleine.
Der deutsche Sender «mdr» berichtete kürzlich über mehrere Meinungsumfragen zum Thema. Die Resultate: Die Aggressivität soll sich auf den Strassen deutlich gesteigert haben.
Gewaltstraftaten nehmen zu
Laut Kriminalexperte Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften kommt es zwar tatsächlich häufiger zu Gewalt: «Im Vergleich der Jahre 2021 und 2022 stellen wir entsprechend der polizeilichen Kriminalstatistik einen Anstieg von Gewaltstraftaten fest.»
Diese würden sich zur mehr als der Hälfte im öffentlichen Raum zutragen. «Insofern lässt sich folgern, dass Gewalt im öffentlichen Raum zunimmt», erklärt Baier auf Anfrage von Nau.ch.
Aber: Es handle sich um einen kurzfristigen Trend – denn vor zehn Jahren war die Anzahl von Fällen ähnlich hoch. Man könne also nicht unbedingt sagen, «dass die heutige Zeit sehr viel schlimmer wäre als die frühere».
Alkohol und Drogen dürften VBZ zu schaffen machen
Was hinter der Aggressivität im Strassenverkehr steckt: Baier sieht als Hauptgrund Alkohol und Drogen. «Gerade junge Menschen können sich nach einem solchen Konsum nicht mehr kontrollieren», erklärt er.
Diese seien aber häufig auf den Nahverkehr angewiesen und sind vor allem nach Sportevents in Gruppen anzutreffen. Die Dynamik könne dann zu gewalttätigem Verhalten verleiten.
Aber auch Menschen mit einer «kurzen Zündschnur» lassen ihren Frust laut Baier oft bei Chauffeusen und Chauffeuren aus. Diese werden beispielsweise wegen «Verspätung, wenig Platz oder noch profaneren Dingen» wütend. Gewalt, die sich direkt gegen das Fahrpersonal richtet, sei allerdings «sehr selten».
«Gemeinsam Probleme lösen»
Als wichtigste Präventionsmassnahme gegen Gewalt an Fahrerinnen und Fahrern sieht Baier Sensibilisierungskampagnen. Diese sollen «darauf hinweisen, wie sich in öffentlichen Verkehrsmitteln verhalten werden soll».
In Trams sei das Fahrpersonal ausserdem dank Kabinen besser geschützt– diese fehlen in Bussen. Die schon vorhandene Videoüberwachung von öffentlichen Verkehrsmitteln helfe zumindest bei der Aufklärung von Straftaten.
Zuletzt ruft Baier zur Zivilcourage auf: Sollte es zu aggressivem Verhalten im Verkehr kommen, soll man nicht den Helden spielen. Doch es sei vorteilhaft, «gemeinsam mit anderen Probleme zu lösen».