Vergiftetes gesellschaftliches Klima bereitet Salathé Sorgen
Der Schweizer Epidemiologe Marcel Salathé sorgt sich um das vergiftete gesellschaftliche Klima in der Corona-Pandemie.
Das Wichtigste in Kürze
- Marcel Salathé warnt vor einem vergifteten Klima wegen der Corona-Pandemie.
- Die Leute trauten sich kaum mehr, über die Impfung gegen das Coronavirus zu diskutieren.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nach Ansicht des Epidemiologen Marcel Salathé besorgniserregend. Sie bereiteten unterdessen mehr Sorgen als die gesundheitlichen Auswirkungen des Virus.
Die Leute trauten sich kaum mehr, über die Impfung gegen Coronaviren zu diskutieren und Gespräche auszuhalten, bei denen nicht beide gleicher Meinung seien, sagte Salathé in einem Interview mit dem Zeitungen der Tamedia-Gruppe (Samstagausgabe).
Freundschaften gingen in die Brüche, Familien stritten sich und politisch werde das Klima zunehmend giftiger. Diese Entwicklung halte er für extrem gefährlich, da solche Tendenzen nicht einfach wieder verschwinden würden. In den USA habe er erlebt, was es heisse, wenn sich eine Gesellschaft polarisiere.
Derzeit scheine es viel schwieriger, nach einer Diskussion einfach tief durchzuatmen und sich wieder zu vertragen. Das liege wohl auch daran, dass viele Gespräche virtuell stattfänden. Von Angesicht zu Angesicht lösten sich solche Konflikte viel eher in Wohlgefallen auf.
Salathé spricht sich für eine offensivere Öffnungsstrategie aus. «Wir können nicht ewig in diesem Zustand verharren», sagte er in dem Interview weiter. Nun, da der Impfstoff für fast alle Menschen in der Schweiz verfügbar sei und eine hohe Wirksamkeit habe, seien Einschränkungen nicht mehr verhältnismässig.