Verurteilter Walliser Pädo-Priester spaziert durchs Schwimmbad
Im Wallis ist ein Pädo-Priester auf freiem Fuss, obwohl er 2017 in Belgien wegen Kindsmissbrauchs zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Pädo-Priester aus dem Wallis wurde 2017 in Belgien zu drei Jahren Knast verurteilt.
- Die Zeitung «Le Nouvelliste» schreibt, der Mann sei trotzdem im Wallis auf freiem Fuss.
Der Walliser Geistliche der erzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 2017 in Belgien wegen Kindsmissbrauchs zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Drei Jahre der Strafe wurde unbedingt verhängt.
Der Priester Frédéric A. (Name der Redaktion bekannt) hatte in den Jahren 2010 und 2011 einen Buben (9) sexuell missbraucht. Das Kind lebte damals in einem Internat der Piusbruderschaft in Belgien.
Der Pädo-Priester akzeptierte das Urteil. Er stellte den Antrag, dass er die Gefängnisstrafe im Wallis verbüssen kann. Die von Erzbischof Marcel Lefebvre 1970 gegründete erzkonservative Piusbruderschaft hat ihren Sitz in Ecône VS.
Funkstille aus Brüssel
Trotz des rechtskräftigen Urteils ist der Pädo-Priester nicht im Gefängnis, schreibt jetzt «Le Nouvelliste».
Seit dem Urteil herrsche aus Brüssel Funkstille. Der Chef der kantonalen Vollzugsbehörde im Wallis bestätigt der Zeitung: «Es liegt kein Antrag auf eine Überweisung vor, so dass er die Strafe bei uns verbüssen kann.»
In Brüssel sagt die Vizepräsidentin der erstinstanzlichen Gerichts, weil die Strafe nicht in Belgien verbüsst werde, habe man keine Informationen über den Fall.
Der Pädo-Priester wurde bei der Urteilsverkündung vor drei Jahren nicht verhaftet und setzte sich in die Schweiz ab.
US-Organisation deckt weiteren Missbrauch auf
Laut der US-Organisation Church Militant spaziert der Priester bis heute frei in der Gemeinde Fully VS umher. Er gehe sogar ins lokale Schwimmbad, zusammen mit seinen Neffen.
Die Gemeinde äussert sich aus Datenschutzgründen nicht, ob der Pädo-Priester dort Wohnsitz hat.
Die Organisation hat auf ihrer Webseite ein Video zum Fall. Darin treten die Eltern eines anderen Kindes auf, das bereits früher vom gleichen Priester missbraucht worden sein soll. Das Ganze passierte demnach 2005 nach eine Ferienlager für Kinder im Wallis.
Interne Untersuchung eingestellt
Die Eltern meldeten den sexuellen Missbrauch der Piusbruderschaft. Aus Mangel an Beweisen sei die interne Untersuchung aber eingestellt worden.
Dem Priester sei ein zehnjähriges Kontaktverbot mit Kindern und Jugendlichen auferlegt worden.
Piusbruderschaft: Mann wurde ausgeschlossen
Der Generalsekretär der Piusbruderschaft, Abt Christian Thouvenot, nimmt im «Le Nouvelliste»-Artikel Stellung. Seit 2006 würden alle Mitglieder, die rechtskräftig verurteilt seien, aus der Bruderschaft ausgeschlossen.
Das sei auch beim in Belgien verurteilten Priester aus dem Wallis geschehen.
Die Piusbruderschaft habe jeglichen Kontakt zu dem Mann eingestellt, weil er als Priester auch keinerlei Funktionen mehr ausüben könne. «Er hat nicht nur das Vertrauen der Familien verraten, sondern auch dasjenige seiner Oberen und der Gemeinschaft, zu der er gehörte», wird der Abt zitiert.