Viele Lawinentote: Deshalb sind die Berge momentan so gefährlich
In der Schweiz kam es in den letzten Tagen zu vielen Lawinenunfällen. Grund dafür sind unter anderem die «heimtückischen Verhältnisse», die vorherrschen.
Das Wichtigste in Kürze
- In den ersten beiden Februar-Wochen gab es 54 Lawinenunfälle mit zehn Todesopfern.
- Derzeit gibt es laut Experten einen «ungünstigen Schneedeckenaufbau».
- Planung und Erfahrung sind beim Verlassen der Pisten deshalb umso wichtiger.
In der Schweiz herrschen zurzeit heikle Lawinenverhältnisse. Die Gefahr ist vielerorts erheblich, es kommt immer wieder zu Unfällen. Das zeigen auch die Zahlen des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos.
In den ersten beiden Februar-Wochen ereigneten sich 54 Lawinenunfälle mit zehn Toten. Zum Vergleich: Im Dezember und Januar betrug die Anzahl Unfälle zusammen gerade mal etwas mehr als die Hälfte. Gestorben sind in diesem Zeitraum zwei Personen.
Teilweise «heimtückische Verhältnisse»
Als Grund für die vielen Unfälle nennt SLF-Lawinenprognostiker Benjamin Zweifel den «sehr ungünstigen Schneedeckenaufbau». Es habe in der vorletzten Woche im Norden rund einen Meter Neuschnee gegeben, «der auf eine stark aufbauend umgewandelte Altschneedecke fiel».
Die ungünstige Situation bestätigt Christian Andermatt, Fachleiter Ausbildung Winter beim Schweizer Alpen-Club SAC. «Der Neuschnee wurde mit den starken Winden verfrachtet», sagt Andermatt zu Nau.ch. «Zum Teil herrschen heimtückische Verhältnisse.»
Das bestehende «Altschneeproblem» sei «gefährlich und schwierig einzuschätzen», sagt Zweifel. Schon in anderen Wintern habe es dadurch viele Unfälle gegeben.
Die Altschneedecke bilde die Schwachschicht, «auf der dieses mächtige Schneepaket liegt und nach wie vor von Wintersportlern als Lawine ausgelöst werden kann», so Zweifel. Vielerorts komme es so zu grossen Lawinen. «Diese Gefahrenstellen sind auch für Experten kaum erkennbar.»
Interpretation der Warnungen für Laien schwierig
Unerfahrene Wintersportler sind der Gefahr also erst recht ausgeliefert. Warnungen gäbe es aber ausreichend, sagt Zweifel. Einerseits kämen diese vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung selbst, andererseits werde auch in den Skigebieten auf die Gefahren aufmerksam gemacht.
Befolge man die Warnungen, so Zweifel, sei man sicher, vor allem auf der Skipiste. Denn die Pisten würden mit Sprengungen vor Lawinen gesichert.
Wer die Piste verlässt, muss entsprechend darauf vorbereitet sein. «Jeder Tourengänger macht vor der Tour eine Tourenplanung, dazu gehört unter anderem das Studium der Lawinengefahr», sagt Christian Andermatt vom SAC.
Auslöser für Lawinenunfälle sind in den allermeisten Fällen die Opfer selbst. Gemäss Andermatt lösen im langjährigen Mittel rund 90 Prozent der Lawinenopfer ihre Lawine selbst aus.