Vielen Baslern droht wegen ESC-Untermiete Rauswurf aus Wohnung
Ende Jahr stimmt die Schweiz über eine Verschärfung des Untermietrechts ab. Kommt sie durch, hätte das für viele Basler Folgen – wegen des ESC.
Das Wichtigste in Kürze
- In Basel wollen viele ihre Wohnung während dem Eurovision Song Contest untervermieten.
- Im November kommt in der Schweiz eine Verschärfung des Untermietrechts zur Abstimmung.
- Der Mieterverband befürchtet, dass viele Mieter ihre Wohnungen verlieren könnten.
Im Mai holte Nemo mit dem Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) die nächstjährige Ausgabe in die Schweiz. Seit kurzem ist klar: Der grösste internationale Musikwettbewerb der Welt wird 2025 in Basel stattfinden.
Auf die Stadt am Rheinknie wartet während der ESC-Woche ein riesiger Besucheransturm. Wer jetzt noch eine Unterkunft sucht, dürfte es schwer haben.
Bereits kurz nach der Bekanntgabe von Basel als Austragungsstadt waren nahezu alle Hotels in der Stadt ausgebucht. Die Preise für Zimmer stiegen gegenüber «normalen» Wochen teilweise um das 100-Fache.
Auf dem Campingplatz Waldhort in Reinach BL sieht es nicht besser aus. «Wir waren drei Tage nach Bekanntgabe von Basel als ESC-Austrägerin schon ausgebucht», heisst es auf Anfrage von Nau.ch. In der gesamten ESC-Woche habe man keine freien Parzellen mehr.
Bleibt noch die Möglichkeit der Untermiete. Auch dort gehen die Preise durch die Decke. Auf der Plattform Airbnb liegen die teuersten Inserate bei über 1000 Franken pro Nacht.
Viele Mieterinnen und Mieter wittern jetzt wohl das grosse Geschäft. Wer glaubt, er könne seine Wohnung während dem ESC für das Drei- oder Vierfache ins Internet stellen, sollte aber aufpassen: Beat Leuthardt vom Mieterverband Basel warnt bei Nau.ch.
Eine Untermiete zu einem höheren Preis sei ohne Rücksprache mit dem Vermieter nach aktuellem Recht verboten, erklärt der 68-Jährige. «In diesem Fall kann dich dein Vermieter rausschmeissen.» Doch damit nicht genug: Auf Mieter, die ihre Wohnung untervermieten wollen, könnte weiteres Ungemach zukommen.
Rauswurf droht schon bei kleinsten Fehlern
Beat Leuthardt spricht einen Bundesbeschluss an, über den die Stimmbevölkerung Ende November abstimmt.
Wird er angenommen, gilt: Wer seine Wohnung untervermieten will, benötigt dafür ein explizites schriftliches Einverständnis des Vermieters. Hält der Mieter die Voraussetzungen für die Untermiete nicht ein, kann ihm der Vermieter kündigen.
Laut Beat Leuthardt bedeutet das: «Schon bei kleinen formellen Fehlern kann mein Vermieter mir die Wohnung mit einer Frist von 30 Tagen kündigen.» Leuthardt bekräftigt auch, dass die neue Regelung bei Annahme der Vorlage bereits unmittelbar vor dem ESC in Kraft treten würde.
Mieter, die ihre Wohnung untervermieten, gingen mit Blick auf die Abstimmung ein grosses Risiko ein, betont der Basler. «Vielen ist dies aber gar nicht bewusst, obwohl es das sein sollte.»
Denn: «Du hast einen Untermietvertrag abgeschlossen, beispielsweise über Airbnb. Denn kannst du nach Annahme der Abstimmung nicht einfach wieder kündigen.»
Mieterverband befürchtet Massenkündigungen
Die Abstimmung bereitet Beat Leuthardt grosse Sorgen: «Wir befürchten, dass es zu massenhaften Kündigungen kommen wird», sagt er. «Der Eurovision Song Contest hat damit gar nichts zu tun – auf die Mieter kommen in jedem Fall Probleme zu. Ein Grossanlass wie der ESC akzentuiert die Situation jedoch noch zusätzlich.»
Basel ist auch ohne ESC eine Stadt der Untermieten. «Bei uns finden viele Messen statt, die internationale Gäste anziehen», erklärt Beat Leuthardt. «Es werden immer viele Wohnungen untervermietet. Wir haben aber Anzeichen, dass es während dem ESC zu einem Boom kommt.»
Dass Untermieten so beliebt seien, hänge auch damit zusammen, dass bezahlbarer Wohnraum knapp sei, erklärt Leuthardt. «Wer für längere Zeit weg ist, etwa für ein Auslandssemester, will seine Wohnung nicht abgeben. Denn es wäre danach extrem schwierig, wieder etwas zu finden. Eine vorübergehende Untervermietung ist deswegen häufig sinnvoll.»