Vierfachmord von Rupperswil: Am Dienstag sagte Thomas N. aus

Am Dienstag Nachmittag hat sich der Angeklagte Thomas N. zum Vierfachmord von Rupperswil AG geäussert. Nau-Reporter Conradin Zellweger sprach nach dem ersten Prozesstag mit Opferanwalt Markus Leimbacher.

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Opferanwalt Markus Leimbacher. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstagmorgen begann der Prozess gegen den mutmasslichen Vierfachmörder aus Rupperswil AG.
  • Thomas N. hat vier Menschen in deren Haus brutal umgebracht und sich an seinem jüngsten Opfer zuvor sexuell vergriffen.
  • Am ersten Verhandlungstag werden die zwei psychiatrische Gutachten besprochen.
  • Beide Gutachter sprechen von der Therapierbarkeit des Angeklagten Thomas N.
  • Am Nachmittag sagte N. vor Gericht aus.

Am Dienstag stand Thomas N., der mutmassliche Vierfachmörder von Rupperswil AG, erstmals vor Gericht. Am Morgen wurden im Gerichtssaal in Lenzburg AG die beiden psychiatrischen Gutachten zum Angeklagten vorgetragen. Am Nachmittag des ersten Verhandlungstages sprach der Tatverdächtige Thomas N. selbst zur Tat.

Inzwischen ist das Beweisverfahren abgeschlossen. Die Fragen der Rechtsanwälte richteten sich vor allem darauf, ob Thomas N. mit den Vorbereitungshandlungen wieder die gleiche Tat verüben wollte. Thomas N. streitet dies bis zum Schluss der Befragung ab. Morgen stehen Plädoyers an. Das Urteil wird am Freitag um 10 Uhr erwartet.

Insgesamt sprach Thomas N. gefasst und ruhig. Er beantwortete auch intime Fragen zu seiner Sexualität scheinbar offen und scheint zu wissen, dass die Pädophile Neigung ein Problem ist. Zwischenzeitlich hatten sich die Richter und einige der Vertreter zur Visionierung der Tatvideos zurückgezogen. Die Videos waren wegen Kinderpornografie und postmortalem Persönlichkeitsschutz nicht öffentlich gezeigt worden. Die Befragung von Thomas N. ging danach weiter.

Der Angeklagte bezeichnete heute seine Tat als «krank» und «unmenschlich». Er scheint selber keine wirkliche Erklärung zu haben und ringte um Worte. Er habe diese Vorstellungen gehabt, fand diese aber so extrem, dass er sich selber nicht zutraute diese auch wirklich umzusetzen.

Geldprobleme als Motivation

Als Motivation für die Tat nannte Thomas N. zuerst die Geldprobleme, danach kamen die sexuellen Fantasien dazu.

Er sagte in den Befragungen, die Tat auszuführen sei für ihn weniger schlimm gewesen, als vor seine Mutter zu treten und ihr zu sagen, er habe nicht einmal den Bachelorabschluss geschafft. Die Befragung dreht sich daraufhin darum, wieso Thomas N. die Tat durchgezogen habe und vier Menschen getötet habe. «Wenn ich zurückschaue ist es absolut unverständlich», so Thomas N. vor Gericht. «Ich wünschte, ich hätte den Missbrauch nie gemacht.» Er habe sich nach der Tötung der Opfer «leer» gefühlt, sagt Thomas N. Die Zeit nach der Tat beschrieb Thomas N. als grosses auf und ab.

Thomas N. bestritt, dass er mit den möglichen künftigen Opfern welche er im Kanton Bern und Solothurn ausfindig gemacht hat, das gleiche wie in Rupperswil machen wollte. «Vor der ersten Tat konnte ich das Ganze als Fantasie abtun». Die Verhaftung sei für ihn eine Erleichterung gewesen. «Ich musste das Ganze endlich nicht mehr alleine mit mir tragen, mir wurde geholfen.»

Der Angeklagte sprach so, als ob er die Tat zutiefst bereue, die er im Dezember 2015 verübt hatte. «Es macht mich fix und fertig, was meine Familie durchmachen muss. Es ist unvorstellbar, was die Opferfamilie durchmachen muss.» Es ist «schmerzhaft an die Opfer zu denken, wie sie auf dem Obduktionstisch liegen», so Thomas N. Eine Richterin fragte daraufhin: «Sie haben vier Menschen getötet und kaufen einfach wieder Utensilien für eine weitere Tat ein?» Thomas N. bestritt darauf erneut, dass er die Tat wiederholen wollte.

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Nau-Reporter Conradin Zellweger: So geht es weiter im Prozess. - Nau

Gutachter sprechen von Therapierbarkeit

Die Aussage von Thomas N.

Am Morgen wurden die beiden unabhängigen psychiatrischen Gutachten vorgetragen (Nau berichtete). Der 34-jährige Beschuldigte Thomas N. habe eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, sagten die beiden Experten. Dazu komme die pädosexuelle Neigung. Eine solche sei nicht heilbar, man könne aber lernen, damit deliktfrei umzugehen. Neben dem Narzissmus und der Pädophilie sah einer der Gutachter auch ein gewisses Dominanzstreben und den Verdacht auf sexuellen Sadismus gegeben. Der zweite Gutachter sprach von zwanghaften Zügen. Der Beschuldigte sei ein Perfektionist, dem es wichtig sei, gegebene Muster einzuhalten. All diese Faktoren seien wichtig gewesen für die Tat, auch wenn diese durch die festgestellte Störung nicht erklärbar sei.

Am Dienstag Nachmittag folgte die Aussage von Thomas N. Er beantwortete Fragen zu seiner Person: Er arbeite inzwischen in der Strafanstalt Pöschwies in einer Werkstatt. Seine einzige Bezugsperson sei seine Mutter. Er telefoniere nur mit ihr und sie besuche in alle zwei Wochen für zwei Stunden. Im Gefängnis seien seine pädophilen Fantasien in den Hintergrund getreten. «Wenn ich draussen wäre, würde es mich nach wie vor so vereinnahmen», so Thomas N. im Gericht. «Ich habe mir eingeredet, diese Videos würden auch bestehen, wenn ich sie nicht schaue». Er habe sich sogar überlegt Hilfe zu suchen, habe aber aus Angst und Scham davon abgelassen.

Der Angeklagte im Vierfachmord von Rupperswil AG Thomas N.
Der Angeklagte im Vierfachmord von Rupperswil AG Thomas N. - Keystone

Vier Menschen getötet

Der Angeklagte Thomas N. hatte am 21. Dezember 2015 vier Menschen getötet, darunter ein Kind. Der Prozess gegen den geständigen Angeklagten dauert voraussichtlich vier Tage (Nau berichtete). Aus Platzgründen finden die Verhandlungen in einem Saal der Aargauer Kantonspolizei in Schafisheim statt. Der Andrang am Dienstag war gross. 65 Medienvertreter und 35 Privatpersonen nahmen teil.

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