Vor allem Frauen: Katholische Kirche ZH verlor 2019 7044 Mitglieder
Das Wichtigste in Kürze
- 7044 Zürcher kehrten der katholischen Kirche 2019 den Rücken – ein neuer Rekord.
- Besonders in der Gruppe der 50-59-Jährigen traten überdurchschnittlich viele Frauen aus.
Bereits Mitte Januar zeichnete sich eine hohe Anzahl an Austritten ab. Nun hat Simon Spengler, Bereichsleiter Kommunikation der katholischen Kirche im Kanton Zürich, traurige Gewissheit. «Wir hatten so viele Austritte wie noch nie, total 7044. 2018 waren es 5801», sagt er gegenüber Nau.
Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 2010 – Damals kamen die Missbräuche durch Kleriker erstmals ans Licht, was eine Welle an Rücktritten auslöste. Doch diese Zahl, 6161, wurde 2019 bei weitem übertroffen.
Fehlende Gleichberechtigung in der Kirche
Gemäss Spengler sind im vergangenen Jahr auch mehr Frauen als Männer ausgetreten, was überraschend sei. «Besonders in der Altersgruppe 50-59 besteht ein deutlicher Frauenüberschuss.»
Über die möglichen Gründe kann Spengler nur spekulieren. «Es mag mit dem unübersehbaren Reformstau in der Kirche zu tun haben. Gerade was die Gleichberechtigung von Frauen angeht», wagt er einen Erklärungsversuch.
Über die genauen Gründe lassen sich aber nur selten gesicherte Aussagen machen, da die meisten Menschen ihren Austritt nicht begründen. Natürlich werde das Kirchenbild auch über die mediale Wahrnehmung geprägt, «und die ist halt sehr negativ», so Spengler.
Auch wenn es in der Schweiz keinen Skandal gab, Meldungen aus Frankreich, dem Vatikan oder den USA hätten immer auch einen Einfluss auf die Menschen hierzulande.
Um den vielen Austritten entgegenzuwirken, hat die Katholische Kirche bereits Ende 2019 eine erste Kampagne namens «Kirchensteuer wirkt» gestartet. Damit soll aufgezeigt werden, wofür die Kirchensteuer im Kanton Zürich eingesetzt wird. Weitere Massnahmen seien angedacht, aber noch nicht konkret, so Spengler.
Kein Lichtblick sind die (Wieder-)Eintritte: Auch diese haben gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Nur 163 Zürcher traten in die katholische Kirche ein. 2018 waren es noch 212.