Wahl eines neuen SRK-Präsidenten soll wieder für Ruhe sorgen
Rund sechs Monate nach den Unruhen um die Trennung vom langjährigen Direktor Markus Mader wählt das Schweizerische Rote Kreuz am heutigen Samstag einen neuen Präsidenten. Für den Posten schlägt der Rotkreuzrat den ehemaligen BAG-Direktor Thomas Zeltner vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Der 75-Jährige soll das Amt interimistisch ausführen und sein Engagement den Übergang zu einer langfristigen Lösung darstellen.
Zeltner war zuvor 18 Jahre lang Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und bis Mitte Mai 2023 Präsident der Blutspendesektion des SRK.
Seit der Trennung von Mader im vergangenen Dezember herrschte beim Hilfswerk Unruhe. In der Folge waren vier Mitglieder des Vorstande, des sogenannten Rotkreuzrates, zurückgetreten. Beobachter sprachen von einem Machtkampf innerhalb des SRK. Anfang Juni gab die bisherige Präsidentin, Barbara Schmid-Federer, «aus gesundheitlichen Gründen» per sofort ihren Rücktritt bekannt.
Ein externer Untersuchungsbericht zu den Umständen rund um Maders Abgang hatte Versäumnisse auf Seiten des Rotkreuzrates geortet. Demnach lag dem Konflikt mit dem damaligen Direktor ein strukturelles Problem zugrunde: Wie in anderen, dezentral strukturierten Organisationen, sei es immer wieder zu Spannungen gekommen – insbesondere zwischen einem Teil der Kantonalverbände und der Geschäftsstelle.
Zugleich übten die Autoren des Berichts Kritik an der Präsidentin des Rotkreuzrates, der früheren Zürcher CVP-Nationalrätin Schmid-Federer. Sie bemängelten namentlich, dass dem Führungsgremium des SRK zur Abberufung Maders kein schriftlicher Antrag mit einer eingehenden Begründung vorgelegen habe.
Die Delegierten werden am Samstag diesen Bericht «diskutieren». Schmid-Federer räumte bei ihrem Abgang zwar Fehler ein, übte aber zugleich Kritik an der Untersuchung. Der Rotkreuzrat vertrete eine «entschieden andere Sichtweise» bezüglich der Schlussfolgerungen.
Ihr Rücktritt stehe indessen nicht in Zusammenhang mit dem Bericht, schrieb sie. Sie könne aber unter den «aktuellen Umständen» die Funktion der Präsidentin nicht mehr mit der Kraft ausüben, die dazu notwendig sei. Zudem drohten die in die Öffentlichkeit getragenen Angriffe gegen ihre Person einen Schaden für das Schweizerische Rote Kreuz als Ganzes zu verursachen, den sie verhindern wolle.
An der Rotkreuzversammlung wird neben dem neuen Präsidenten auch der Rotkreuzrat teilweise neu besetzt. Nach dem Rücktritt von vier Mitgliedern kandidieren nur noch fünf Bisherige erneut, wie das SRK auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Sechs Kandidierende seien neu nominiert worden.
Die Direktion leitet seit der Trennung von Mader im letzten Dezember die stellvertretende Direktorin Karolina Frischkopf. Die Wahl eines neuen Direktors oder einer neuen Direktorin ist am Samstag nicht traktandiert.