Sichtbarer Migrationshintergrund erschwert politische Karriere
Ein neuer Bericht zeigt, dass Migranten in der Schweizer Politik nicht genug vertreten sind.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein sichtbarer Migrationshintergrund stellt eine Hürde für den politischen Werdegang dar.
- 2019–2023 waren laut Studie nur 16 Prozent der Politiker in der Schweiz Eingebürgerte.
- Dabei spielen auch die politischen Parteien eine entscheidende Rolle.
Je sichtbarer ein Migrationshintergrund ist durch den Namen, Akzent oder das Aussehen, desto grösser sind die Hindernisse für politische Karriere. Zu diesem Schluss kommt das Schweizerische Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien (SFM) in einem Bericht.
In der Legislaturperiode 2019–2023 hatten nur 16 Prozent der gewählten Politiker auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene einen Migrationshintergrund. So heisst es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des SFM der Universität Neuenburg. Dies, obwohl fast 39 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz aus eingewanderten Familien stammten.
Der Weg von Migranten werde durch zahlreiche Stolpersteine behindert: Stereotypen, Diskriminierung und eine ständig infrage gestellte Legitimität. Und doch gelinge es einigen.
Diejenigen, die es schafften, gewählt zu werden, hätten oft Gemeinsamkeiten: Schlüsselbegegnungen, ein frühes Engagement im Vereinsleben, eine starke Präsenz in ihrer Gemeinde oder ihrem Kanton.
Das Sprechen des regionalen Dialekts oder die Anerkennung in der eigenen Gemeinde könnten sogar eine Wahl entscheiden.
Parteipolitik beeinflusst Chancengleichheit
Die Studie zeige auch, dass die politischen Parteien eine entscheidende Rolle spielen. Linksgerichtete Parteien böten manchmal gezielte Unterstützungs- oder Förderprogramme an, während rechtsgerichtete Parteien eher auf klassische Karrierewege und individuelle Netzwerke setzten.
Doch die Schwierigkeiten blieben bestehen. Viele berichteten von verbalen Angriffen, rassistischen Äusserungen oder dem Druck, sich nur zu migrationsbezogenen Themen zu äussern.
Das SFM-Forschungsteam, das Daten aus zwölf Legislaturperioden gesammelt hat, zeigt auch Wege auf, wie diese Klippen umschifft werden könnten: durch den schnellen Aufbau starker lokaler Netzwerke, die Konzentration auf mehrere Themen jenseits von Migrationsfragen und eine parallele berufliche Laufbahn.
Die Studie kommt zu dem Schluss: «In einer Schweiz, die sich verändert, sollte sich diese Vielfalt auch in den politischen Institutionen der Schweiz widerspiegeln.»