Wallis: Amerikaner machen Werbung für Trophäenjagd – trotz Verbot
Vor zwei Jahren verbot der Kanton Wallis die Trophäenjagd für Ausländer. Dennoch werben amerikanische Seiten weiterhin für Steinbock-Abschüsse in Zermatt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein amerikanischer Anbieter ermöglicht Interessierten, Steinböcke im Wallis zu jagen.
- Für ein Tier mit grossen Hörnern zahlen Jagdtouristen mehrere tausend Franken.
- Jedoch hat der Kanton genau diese Jagd für Ausländer vor zwei Jahren verboten.
Mit Jagdtourismus verbindet man oft ein typisches Bild: Grosswildjäger, die in Afrika mit einem erschossenen Löwen posieren. Aber auch die Schweiz ist ein beliebtes Ziel für Jäger – zum Beispiel für Touristen aus den USA.
So wirbt etwa die Anbieterseite «GP Hunts» mit dem Bild eines Kunden, der mit einem gerade erlegten Steinbock posiert. Im Hintergrund: Die Walliser Berge Castor, Pollux und Breithorn – das Bild stammt aus Zermatt, wie die «Sonntagszeitung» berichtet.
Die Webseite preist die Schweiz als Jagd-Paradies an: «DAS Land, wenn man an die europäischen Alpen denkt, wo der Steinbock und die Gämse König sind», heisst es.
Zu beachten gebe es einzig: «Eine Jagdlizenz in der Schweiz zu erhalten, kann ziemlich kompliziert sein.» Aber: «GP Hunts» wisse, wie man das lotterieartige System der Lizenzvergabe als Ausländer umgehen könne.
Ein weiteres Problem verschweigt der Anbieter aber: In der Realität hat der Kanton Wallis die Trophäenjagd für Ausländer vor zwei Jahren verboten. Damals deckte das Westschweizer Fernsehen «RTS» auf, wie diese im Wallis florierte.
Der Kanton erklärt: Die Anbieter können auf ihren Seiten bewerben, was sie wollen. Es dürfen aber «nur im Wallis wohnhafte Personen mit einem Patent, oder Jäger mit einem Walliser Patent» Abschüsse durchführen. Dies werde streng kontrolliert – bei Spezialabschüssen sei immer der zuständige Wildhüter vor Ort.
Das ist aber nicht nur beruhigend: Immer wieder standen in der Vergangenheit Walliser Wildhüter vor Gericht, weil sie sich nicht an die Gesetze hielten. Möglich, dass einige auch weiterhin mit amerikanischen Jagdtouristen zusammenarbeiten.
Kritik an Trophäenjagd im Wallis
In dieser Saison wurden im Wallis 583 Steinböcke und -geissen zum Abschuss freigegeben. 344 von ihnen werden bei Regulationsabschüssen von Jägern der Walliser Jagdvereine erlegt. 75 weitere Bewilligungen wurden als Kundenabschüsse gewährt. Diese zahlen für ein altes Tier mit grossen Hörnern oft mehrere Tausend Franken.
Jagd-Expertin und Biologin Brigitte Wolf kritisiert solche Trophäen-Abschüsse. Gerade die älteren Böcke seien für die Fortpflanzung oft enorm wichtig, erklärt die Walliser Grossrätin. «Diese zum Abschuss freizugeben, nur weil sie am meisten Geld einbringen, ist falsch», sagt Wolf der Zeitung.