Walliser Wasserkraft verfügt über viel Winterpotenzial
Der Kanton Wallis will überschüssige Solarenergie nutzen, um Wasser in die Stauseen zu pumpen und zu speichern.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie hat ergeben, dass das Wallis über ein hohes Winterpotenzial verfügt.
- Mit der überschüssigen Solarenergie des Sommers soll dieses Potenzial ausgeschöpft werden.
Das Wallis und seine 160 Wasserkraftwerke verfügen über eine theoretisches Winterpotenzial von rund 2200 GW/h. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der «Forces Motrices Valaisannes» (FMV) im Auftrag des Kantons.
Die Analyse wurde vom Eidgenössischen Energiedepartement in Auftrag gegeben und ist Teil der Energiestrategie 2050 des Bundes. Diese zielt darauf ab, den Energieverbrauch zu senken und die Energieeffizienz zu verbessern. Weiter will man erneuerbare Energien fördern und schrittweise aus der Kernenergie aussteigen.
Stromproduktion profitiert von Schneeschmelze
Die kantonale Vision 2060 bereitet eine langfristige Versorgung mit 100 Prozent erneuerbarer und einheimischer Energie vor. Gegenwärtig werden diese Ziele durch eine mangelnde Energieversorgung im Winter beeinträchtigt.
Die inländische Stromproduktion erreicht ihre Spitzenwerte im Sommer. Dies aufgrund der Wasserkraftwerke, die von der Schneeschmelze profitieren oder der Photovoltaik, welche Nutzen zieht aus der stärkeren Sonneneinstrahlung. Im Winter, wenn der Energiebedarf am grössten ist, ist sie jedoch niedriger.
Staumauern sollen erhöht werden
«Die Idee ist, überschüssige Solarenergie im Sommer zu nutzen, um Wasser in die Stauanlagen zu pumpen», sagte FMV-Chef Stéphane Maret.
Doch damit dies funktioniert, muss die Speicherkapazität im Kanton um 655 Millionen Kubikmeter erhöht werden. Das ist mehr als die beiden grössten Staudämme im Wallis, Grande-Dixence (400 Millionen Kubikmeter) und Mauvoisin (211 Millionen Kubikmeter), zusammen.
Erhöht werden soll die Speicherkapazität zum Grossteil mit dem Bau von neuen Speicheranlagen (85 Prozent). Weiter sollen bestehende Speicheranlagen durch Staumauererhöhungen (10 Prozent) ausgebaut werden. Die Nutzung von neuen natürlichen Seen als Folge des Gletscherrückzugs (5 Prozent) soll ebenfalls erhöht werden.
Das Problem: Vier Fünftel dieses Winterpotenzials liegen in Schutzgebieten. «Mit der Festlegung dieser Strategie ist die Wasserkraftproduktion von nationalem Interesse, ebenso wie der Landschaftsschutz.
5 Milliarden Franken will der Kanton Wallis investieren
Wir erwarten nun vom Bund klare Vorgaben, damit die Interessen von Ökologie und Energie abgewogen werden», sagte Roberto Schmidt (CVP). Schmidt ist Vorsteher des Departements für Finanzen und Energie.
Schmidt wies auch darauf hin, dass die Studie den Naturschutzverbänden vorgelegt von diesen grundsätzlich begrüsst worden sei. «Es ist ein erster Schritt auf der Suche nach Synergien zwischen erneuerbarer Energie und dem Umweltschutz», fügte Schmidt hinzu.
Die Studie inventarisierte alle 160 Wasserkraftwerke des Kantons, die heute rund 10'000 GWh produzieren. Der Kanton rechnet mit theoretischen Investitionen von 5 Milliarden Franken, um das Winterpotenzial von 2200 GWh auszuschöpfen.