«Wäre sehr nett»: Hoflädeli bittet, dass Twint-Kunden aufrunden
Eine Guetzli-Fabrik lockt nach Trubschachen BE. Wer dort ins Bahnhoflädeli geht und mit Twint zahlen will, soll mehr bezahlen. Doch kaum einer machts.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Bahnhofladen in Trubschachen bittet Twint-Kunden um freiwilliges Aufrunden.
- Doch nur eine Minderheit kommt dieser Bitte nach.
- Das Selbstbedienungs-Lädeli will so eigentlich seine Kosten möglichst gering halten.
In diesem Lädeli müssen die Kundinnen und Kunden selbst anpacken!
Am Bahnhof Trubschachen BE gibt es gleich neben dem Gleis einen Laden mit frischen Produkten von Bauernhöfen aus der Region: Konfitüre, Käse und frische Züpfe.
Das Lädeli kommt ohne Personal aus, weil die Ressourcen dafür fehlen. Und auch eine Self-Checkout-Kasse gibt es nicht, wie Fotos eines Nau.ch-Leserreporters zeigen.
Stattdessen gibt es ein Kassenbuch, in dem man seine Einkäufe und die Bezahlmethode eintragen soll.
Und bezahlen kann man auf zwei Arten: Entweder in Bar durch einen Bargeld-Schlitz – Rückgeld gibt es da keines – oder per Twint.
Doch: Wer mit der Bezahl-App bezahlt, soll tiefer in die Tasche greifen. Auf einer Anleitung bittet das Bahnhofladen-Team nämlich: «Helfen Sie uns, die Kosten möglichst tief zu halten, indem Sie freiwillig bei der Twint-Zahlung auf den nächsten Franken aufrunden!»
Und weiter: «Das wäre sehr nett … Danke!»
Nur wenige Kunden runden aus «Goodwill» auf
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt der Bahnhofladen Trubschachen aber, dass «höchstens ein paar wenige Prozent» aufrunden. Aus «Goodwill» kommen die Kundinnen und Kunden dieser Bitte nach.
Grund dafür sind die Gebühren von Twint, die bei gewerbsmässigem Gebrauch ins Geld gehen. Laut Twint betragen die Gebühren rund 1,3 Prozent pro Transaktion.
Bei einem Stück Käse für fünf Franken wären das also sechs Rappen.
Dass Händler bei Twint-Zahlungen draufschlagen, ist kein Einzelfall. Kürzlich berichtete Nau.ch über das Skilift-Beizli im Berner Skigebiet Gantrisch-Gurnigel. Dort kostet ein Café Crème 50 Rappen mehr, wenn man es mit Twint oder Karte bezahlt.
Allerdings ist dieser Aufschlag – im Gegensatz zum Bahnhofladen in Trubschachen – nicht freiwillig.
Doch wie gut funktioniert das Selbstbedienungskonzept dort überhaupt?
Dazu schreibt das Team vielsagend: «Das Konzept muss funktionieren, da wir kein Personal anstellen können. Natürlich würden wir mehr verkaufen, wenn der Laden bedient wäre.»
Dazu komme: Leider würden nicht alle Kundinnen und Kunden ihren Einkauf im Kassenbuch notieren. «Das Kassenbuch bietet keine lückenlose Kontrolle.»
Und auch mit Diebstählen hat das Lädeli zu kämpfen. «Korrekterweise müssten 20 Prozent des Umsatzes als Verkaufserlös bleiben.»
Doch: «Es sind im Durchschnitt zwischen 15 und 17 Prozent.»
Trubschachen lockt mit Guetzli-Fabrik
Das kleine Dorf Trubschachen im Emmental hat gerade einmal 1500 Einwohnerinnen und Einwohner. Doch es lockt Besuchende aus der ganzen Schweiz an.

Denn in Trubschachen steht die Guetzli-Fabrik der Kambly. Bereits beim Aussteigen aus dem Zug riecht es nach feinem Gebäck. Im Fabrikladen kann man sich durch das ganze Sortiment probieren. Das unternehmen über 450'000 Menschen jährlich.
Wer nach dem Besuch auf den nächsten Zug warten muss, der überbrückt seine Wartezeit mit grosser Wahrscheinlichkeit im Bahnhofladen.