Frost vernichtet Unmengen an Aprikosen und Kirschen
Zwei bis drei Frostwellen sorgten in diesem Jahr für grösseren Schaden an Obstbäumen und Reben. Besonders gelitten haben Steinobstkulturen.
Das Wichtigste in Kürze
- Je nach Region gab es dieses Jahr zwei bis drei Wellen mit Frost.
- Gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft hat dies starke Auswirkungen auf Steinobst.
- Auch frühreife Rebsorten sind von Frostschäden betroffen.
Die Schweiz erlebte dieses Jahr einen äusserst warmen Februar. Im landesweiten Mittel wurde mit 1,6 Grad der zweitwärmste Februar seit Messbeginn gemessen.
Doch seither gab es in der Schweiz je nach Region zwei bis drei Wellen mit Frost. Das hat zum Teil schwere Folgen für die Schweizer Obstbauern. Gemäss Bundesamt für Landwirtschaft (BWL) könne noch keine abschliessende Bilanz gezogen werden, da die Frostperiode möglicherweise noch nicht vorbei sei.
«Aprikosen dürften sehr rar werden»
Zudem sei das Ausmass der Schäden bei einigen Kulturen noch nicht sichtbar, wie BWL-Sprecher Jonathan Fisch auf Anfrage von Nau.ch erklärt. Dennoch ist schon jetzt klar: «Die Frostnächte im Kanton Wallis haben bei den Aprikosenkulturen erhebliche Schäden hinterlassen. Schweizer Aprikosen dürften in diesem Jahr entsprechend sehr rar werden.» Gemäss der Walliser Dienststelle für Landwirtschaft wurden gar 70 Prozent der Ernte vernichtet, berichtet SRF.
Auch andere Steinobstkulturen, insbesondere Kirschen, hätten stark gelitten. Dieses Jahr habe das Blütenwachstum früh eingesetzt. «Infolgedessen werden die Frostschäden an Steinobst höher sein als in den Vorjahren.» Der Schweizer Obstverband Swissfruit will nächsten Dienstag eine erste Bilanz ziehen.
Schäden an Reben wohl kleiner als in Frankreich
Im Nachbarland Frankreich bangen nebst Obstbauern auch Winzer wegen der Frostschäden um ihre Ernten. «Bei den Reben dürften die Schäden kleiner ausfallen als zum Beispiel in Frankreich, da das Wachstum weniger fortgeschritten war. Eine Bilanz der Branche oder von den Kantonen liegt noch nicht vor», sagt BWL-Sprecher Fisch.
Der Branchenverband Deutschschweizer Wein geht dennoch von grösseren Frostschäden aus als in sonstigen Jahren. Die Knospen seien früh angeschwollen, der Frost habe sich über mehrere Nächte hintereinander erstreckt und es habe zwei bis drei Wellen gegeben, erklärt Geschäftsführer Jürg Bachofner auf Anfrage von Nau.ch.
«Aus diesen frühsten und stärksten Knospen wird die Rebe im Normalfall weiterentwickelt und es sind die ertragreichsten Schosse.» Die Rebe wehre sich gegen den Frost und lasse eine Nebenknospe austreiben. Diese habe jedoch nicht die gleiche Kraft wie die ursprüngliche, reife später und bringe einiges weniger an Ertrag.
Ertragsausfall bei frühreifen Sorten wohl bei 10 bis 30 Prozent
«Als grobe Prognose wage ich zu behaupten, dass bei den frühreifen Sorten ein Ertragsausfall von 10 bis 30 Prozent entstehen wird. Zudem wird sich die Ernte 7 bis 10 Tage nach hinten verschieben, damit der nötige Zucker gebildet werden kann in der Traube», sagt Bachofner.
Von den Frostschäden seien in der Deutschschweiz besonders das Limmattal und der Zürichsee betroffen. Auch aus der Bündner Herrschaft, dem Aargau, dem Thurgau und der Region Basel Solothurn seien Schäden gemeldet worden.
Frostschäden zu dieser Jahreszeit sind allerdings keine Seltenheit. «Obst- und Weinbauern können vorbeugende Massnahmen ergreifen, indem sie die Blüten mit Wasser besprühen (das Wasser verwandelt sich in Eis, es wärmt die Blüte und wirkt wie ein Iglu) oder indem sie frostempfindliche Arten pflanzen», erläutert BWL-Sprecher Fisch.
Eine Möglichkeit seien gemäss Bachofner auch Heizgebläse, welche die untersten, frostgefährdeten Teile des Rebbergs horizontal belüften.