Die Überpopulation von Schalenwild bedroht den Berner Wald. Der Verband der Berner Waldbesitzer warnt vor dramatischen Folgen.
Hirsche
Rothirsche im Wildpark Langenberg. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Berner Wald leidet unter einer Überpopulation von Rothirschen, Rehen und Gämsen.
  • Das behindert die Ansiedlung klimaresistenter Baumarten und gefährdet die Waldgesundheit.
  • Der Verband der Berner Waldbesitzer warnt vor den weitreichenden Folgen der Entwicklung.
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Die Bewohner des Berner Waldes – Rothirsche, Rehe und Gämsen – bereiten zunehmend Sorgen. Der Wildschadensbericht 2023 des Kantons Bern zeigt eine leichte Verschlechterung der Situation im Vergleich zu den letzten zwei Jahren. Dies ist Teil eines anhaltenden Trends.

Eine innovative Messmethode enthüllte jetzt, dass ein hoher Wildbestand das Wachstum klimaresistenter Baumarten behindert.

Der Verband der Berner Waldbesitzer (BWB) äusserte sich besorgt über diese Erkenntnisse. In einer Medienmitteilung betonten sie die weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft, wenn der Wald nicht nachwachsen kann.

Auf etwa 50 Prozent der Waldfläche könnten keine klimaresistenten Baumarten nachwachsen. So würde die bereits schwierige Lage der Wälder noch verschärft. Ein Problem, das sie auf übermässige Schalenwildpopulationen zurückführen.

Stillstand seit mindestens zehn Jahren

Für Bergregionen ist ein gesunder Waldzustand besonders wichtig. Er beeinflusst nicht nur Biodiversität und Holzproduktion, sondern hat auch eine schützende Funktion.

Der BWB betont diese Rolle: Ohne den Schutz vor Hangrutschen oder Lawinen durch den Wald könnten ganze Gebiete unbewohnbar werden.

Besonders in gefährdeten Regionen hat sich das Rotwild stark ausgebreitet. «Und dies nicht einfach letztes Jahr: Es ist bereits mindestens ein Jahrzehnt vergangen, dass der Wald nicht nachwächst», so der BWB.

Wald Hitze
Ein Wald. (Symbolbild) - keystone

Der Verband kritisiert Politik und Behörden für ihr mangelndes Engagement zum Schutz der Wälder und zur Regulierung des Wildbestands. Die bisherigen jagdlichen Massnahmen, die alle zwei Jahre geplant werden, reichen laut BWB nicht aus. «In Gebieten, in denen die Schäden bisher in tragbaren Grenzen sind, muss nun präventiv gearbeitet werden. Die Schäden im Wald sind zu gross, als dass der bisherige Status quo der Massnahmen ausreicht.»

So viele Hirsche wie noch nie

Trotz Rekordzahlen bei den Abschüssen von Hirschen in der letzten Jagdsaison sieht das Fazit des BWB düster aus: Dies zeige vor allem, dass die Bestände so gross gewesen seien wie noch nie. Der Verband betont: «Der Wald benötigt ein Verjüngungsfenster von mindestens 10 bis 15 Jahren (im Gebirge doppelt so lange), damit die klimaangepassten Jungpflanzen nachwachsen können.»

Auf politischer Ebene wurde bereits auf diese Problematik reagiert. Das Berner Kantonsparlament hat im letzten Jahr einen Vorstoss zum sogenannten Jungwuchsschutz gemacht. Eine Motion zur Erarbeitung einer «Wald-Wild-Lebensraum-Strategie» wurde nahezu einstimmig angenommen.

Der Regierungsrat erkennt die Herausforderung an, das Gleichgewicht im Ökosystem Wald wiederherzustellen. Er verspricht, eine entsprechende Strategie zu entwickeln, wie «Frutigländer» berichtet.

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