Wehmut im «Atomdörfli» nach Aus von AKW Mühleberg
Das Wichtigste in Kürze
- Kurz nach dem Start des AKW Mühleberg errichtete die BKW eine Siedlung für Mitarbeitenden.
- Die Siedlung Steinriesel erhielt im Verlauf der Jahre den Übernamen «Atomdörfli».
- Noch heute haben rund 30 Prozent der Bewohner einen AKW-Bezug, die meisten sind Rentner.
Tag 1 nach der geschichtsträchtigen und ersten Abschaltung eines Kernkraftwerks in der Schweiz. Gestern Freitag zogen die Verantwortlichen der BKW dem AKW Mühleberg den Stecker. Der an sich unspektakuläre Moment wurde mit Pauken und Trompeten in einem pompösen Zelt und Übertragung des Schweizer Fernsehens begangen.
Weniger glamourös erlebte diesen Moment Peter Maffioli. Der Rentner wohnt seit fast 40 Jahren in der Siedlung Steinriesel am Rande des Dorfs Mühleberg.
Die Wohnungen wurden kurz nach der Eröffnung des AKW Mühlebergs 1972 von der BKW erbaut, um die Mitarbeitenden stets nahe beim Werk zu haben. Im Laufe der Zeit erhielt das Quartier den Übernamen «Atomdörfli».
«Waren fast ein bisschen Aussenseiter»
Maffioli verfolgte den historischen Moment der Abschaltung am Freitag-Mittag Zuhause im Fernsehen. «Es war ein emotionaler Moment. Es war mein halbes Leben.» Bis zu seiner Pension vor vier Jahren arbeitete der heutige Siedlungswart vom «Atomdörfli» 36 Jahre im nahegelegenen Kernkraftwerk.
«Wir waren fast ein bisschen Aussenseiter. Dass wir wie eine Familie waren, ist keine Floskel.» Noch heute haben rund 30 Prozent der Bewohner im Quartier einen Bezug zum AKW Mühleberg. «Die meisten sind wie ich Rentner», erzählt Maffioli.
Mit der Abschaltung werde sich in der Siedlung nicht viel ändern. Er selber werde sicherlich in den nächsten Jahren häufiger einen Abstecher zum ehemaligen Arbeitsort machen, um zu beobachten, wie die Stilllegung vonstatten geht.