Weltwoche: Alex Baur spricht über den Angriff am 1. Mai
Der «Weltwoche»-Journalist Alex Baur wurde am 1. Mai angegriffen. Im Interview erzählt er, wie es ihm geht und warum ihn der Angriff nicht beeindruckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 1. Mai wurde Alex Baur angegriffen.
- Im Interview erzählt der «Weltwoche»-Journalist, wie es nun weitergeht.
Am Mittwoch wurde Alex Baur, Journalist bei der «Weltwoche», angegriffen. Er besuchte seine Familie, die am 1.-Mai-Fest einen Stand unterhält. Baur hatte Glück. Er kam mit blauen Flecken und einem zerrissenen Hemd davon.
Auch der Schaden am Stand seiner Familie scheint kleiner als befürchtet. Nau hat mit Alex Baur telefoniert, um herauszufinden, wie es dem Journalisten nach der Attacke geht.
Nau: Wie fühlen Sie sich nach dem Angriff?
Alex Baur: Es geht ganz gut. Aber es ist widerlich, was passiert ist. Wir, also meine Familie und ich, lassen uns aber vom Angriff nicht beeindrucken. Das Schönste war die Solidarität von allen Seiten.
Nau: Wie geht es Ihrer Familie?
Alex Baur: Es ist einfach eine mühsame Angelegenheit. Meine Familie steht, im Gegensatz zu mir, nicht in der Öffentlichkeit. Und ich war ja wegen meiner Familie am Fest. Seit Jahren haben wir diesen Stand, der 1. Mai hat in unserer Familie Tradition. Aber wir lassen uns nicht beeindrucken und sind nächstes Jahr sicher wieder da. Die Idioten, die mich angegriffen haben, wissen nicht um was es geht.
Das sehe ich genau so. Inakzeptabler Übergriff nicht nur auf @alex_baur und seine Familie, sondern auch ein Angriff auf die Freiheit, sich frei von Angst für seine eigenen Überzeugungen einsetzen zu können. https://t.co/QgAkvo4QZa
— Min Li Marti (@minlimarti) May 3, 2019
Nau: Um was geht es denn?
Alex Baur: Sie wissen nicht, warum ich da bin. Sie werfen mir an den Kopf, ich sei SVP oder so, aber das ist idiotisch. Ich war nie in einer Partei oder einem Verein. So bewahre ich meine journalistische Unabhängigkeit. Doch selbst wenn ich in irgendeiner Partei wäre, wäre dies keine Rechtfertigung für einen Angriff. Mit den Angreifern konnte man gar nicht diskutieren.
Nau: War es das erste Mal, dass Ihnen so etwas passiert ist?
Alex Baur: Dass ich mal angepöbelt werde, kommt vor. Aber physisch, dass gab es noch nie. Ich glaube nicht, dass das nochmals vorkommt. Der Angriff kam aus einem idiotischen Klischee heraus, mehr nicht. Zudem vermute ich, dass die Täter nicht aus der Region kommen.
Nau: Denken Sie, es hat auf Sie einen Einfluss, wie Sie sich in Zukunft verhalten werden?
Alex Baur: Ich weiss es nicht. Ich habe aber nicht vor, mich davon beeindrucken zu lassen. Als Journalist habe ich lange in Südamerika gelebt. Dort habe ich viel gefährlichere Situationen erlebt. Auch meine Familie ist nicht zimperlich. Und wenn man sich von solch einer Tat beeindrucken lässt, hat man längst verloren.
Nau: In den sozialen Medien werden sie als Rechter betitelt. Stimmt das?
Alex Baur: Ich denke nicht in diesen Kategorien, ich bin Journalist. Ich bin deshalb auch immer sachbezogen und an das gehalten, was ist. Ich versuchte, dort hinzuschauen, wo keiner hinschaut. Dementsprechend habe ich keine Mission, sondern ich lasse mich von dem, was ist, leiten.
Nau: Gewisse Leute sagen, aufgrund Ihrer Äusserungen seien Sie «selbstschuld». Was sind Ihre Gedanken dazu?
Alex Baur: Ich glaube, meine Texte sind nicht so polarisierend. Es ist mein Auftreten in den Sozialen Medien. Vielleicht tweete ich mal grenzwertig, aber es ist eine Debatte. In einer Debatte nimmt man manchmal extreme Positionen ein, kann aber auch reagieren. Doch ich wurde nicht deswegen angegriffen, sondern wegen meiner Tätigkeit bei der Weltwoche.
Baur ist sich noch nicht sicher, ob er eine Strafanzeige erstatten wird. Es gehe nicht «nur» um seine Sicherheit.