Werbespot von pharmaSuisse verärgert Apotheker
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Werbespot von pharmaSuisse verspricht: Spontanes Impfen ist jetzt überall möglich.
- Nun wehren sich Apotheker. Bei manchen ist eine Voranmeldung nämlich zwingend.
- Andere Stimmen können die Aufregung wiederum nicht nachvollziehen.
Der nationale Apothekerverband pharmaSuisse wirbt mit spontanen Grippeimpfungen. Der Slogan verspricht: Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Das sehen einige Winterthurer Apotheker aber anders. Sie bieten Grippeimpfungen ausschliesslich mit Terminvereinbarung an.
Wie der «Landbote» berichtet, trifft dies unter anderem auf die Coop Vitality Apotheke und die Adler-Apotheke zu. «Der Slogan stimmt in dieser Pauschalität nicht» und «Das ist ein Trugschluss», so die Reaktionen der Läden. In der Winterthurer Bahnhof-Apotheke hingegen könnten Kunden tatsächlich ohne Voranmeldung für die Grippeimpfung vorbeikommen. Bisher habe dies kaum zu Problemen geführt, heisst es dort.
Voranmeldung trotz allem empfohlen
Ähnlich entspannt sieht es Lorenz Schmid, Präsident des Apothekerverbands des Kanton Zürichs und Leiter der TopPharm Apotheke am Paradeplatz. Es sei jedoch kaum möglich, dass durchgehend eine entsprechend ausgebildete Apothekerin oder Apotheker anwesend sei, gibt er aber auf Anfrage von Nau zu. Damit die Impfung deshalb nicht verschoben werden muss, würden sich auch manche seiner Kunden vorgängig anmelden.
Auch Guy Hüsler, Mediensprecher des Gesundheitsdienstleisters Galenica AG, bestätigt gegenüber Nau: «Grundsätzlich können sich Kunden in Apotheken spontan impfen lassen.» Verallgemeinern kann man das Versprechen von pharmaSuisse aber nicht. So können Anmeldungen bei bestimmten Apotheken und je nach Region erforderlich sein.
«Spontan» ist Definitionssache
Cindy Aeschlimann, Leiterin der Apotheke Hörning in Bern, ist der Meinung, dass der Service «dem Zeitgeist entspricht». Auch an Tagen, an denen die Nachfrage gross sei, solle das Tagesgeschäft der Apotheke nicht zu kurz kommen. In diesem Fall seien «sogar mehrere Apothekerinnen» im Einsatz.
Sabine Kuert sitzt im Vorstand des Berner Apothekerverbands und ist Inhaberin der Eiger-Apotheke in Bern. Sie kann die Diskussion nicht verstehen. «Ich finde es sehr schade, dass so vom eigentlichen Vorteil abgelenkt wird.» Schliesslich könne man beim Impfen in der Apotheke Opportunitätskosten einsparen. Auch die Niederschwelligkeit könne durch eine rasche, kurzfristige Terminvereinbarung vor Ort stets gewährleistet werden.