Wetter: Hagel in der Schweiz – Rekordhitze mit Toten in Kanada
In Kanada sterben Menschen aufgrund einer Rekordhitze. In der Schweiz haben die heftigen Unwetter Millionenschäden angerichtet. Ein Wetter-Experte ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Kanada wird zurzeit von einer Rekordhitze heimgesucht – Hunderte Menschen starben.
- In der Schweiz sorgten heftige Gewitter für Schäden in dreistelliger Millionenhöhe.
- Wetter-Experte Hannes Tobler ordnet die Wetterphänomene ein.
In Kanada brechen derzeit etliche Orte einen Temperaturrekord nach dem anderen. In der Ortschaft Lytton in British Columbia wurden am Mittwoch 49,5 Grad Celsius gemessen. Die extreme Hitze hat bislang mindestens 486 Menschen das Leben gekostet.
Update zur Monster-Hitze im Pazifischen Nordwesten. #Lytton in British Columbia erreichte am Montagnachmittag 47,9° (Vortag 46,6°). Das ist nicht nur ein weiterer Kanadarekord, seit Messbeginn war es global auch noch nie weiter nördlich so heiss (Lytton liegt auf 50° Nord)! (km) pic.twitter.com/SsXJ2F40d6
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) June 29, 2021
In der Schweiz sorgten heftige Gewitter und tennisballgrosse Hagelkörner für Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Auch hier forderte das Wetter Tote: Eine Frau wurde in Meikirch BE von einem Baum erschlagen.
Wetter in Kanada ist «wirklich extrem»
Doch kann man diese Wetterphänomene schon als «extrem» bezeichnen? Nau.ch hat bei Hannes Tobler vom Wetterdienst «Meteonews» nachgefragt. «Ja, die Hitzewelle in Kanada und in Teilen von Amerika ist wirklich extrem. Die Behörden in Kanada sprechen von einer Jahrtausendhitzewelle.»
Tobler macht aber hierzulande einen grossen Unterschied zu Kanada aus: «Bei uns gab es zwar lokal Stationen, die im Juni Rekordregenmengen gemessen haben.» Alte Rekorde seien aber nicht im gleichen Ausmass pulverisiert worden wie in Kanada. «Die Gewitterlage in den letzten zwei Wochen war aussergewöhnlich heftig, ich würde sie aber noch nicht als extrem beurteilen.»
Regen-Wahrnehmung wegen zu trockener Sommer verzerrt
Doch woher kommen diese heftigen Wettererscheinungen? Tobler: «Im Nordwesten Nordamerikas hat sich über Wochen ein starkes Hochdruckgebiet gehalten. Die Hitze konnte sich so immer mehr aufbauen. Dazu kommt eine extreme Dürre im Südwesten der USA, von dort wanderte die Hitze schliesslich in Richtung Kanada hoch.»
Tobler erklärt, der Frühling sei bei uns hingegen oft tiefdruckbestimmt. «Daher hat es zum Teil mehr geregnet als im langjährigen Mittel. Allerdings ist die Wahrnehmung von uns Menschen auch verzerrt – in Erinnerung sind die letzten Jahre, die alle zu warm und zu trocken waren.»
Klimawandel bringt längere Hitze- und Unwetterphasen
Dürren und Hitzewellen im Sommer seien eine der Hauptfolgen der Klimaerwärmung. «Auch Gewitter werden in einem wärmeren Klima potenziell stärker, weil wärmere Luft mehr Energie, also mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Starke Gewitter mit Hagel und Starkregen sind in einem wärmeren Klima wahrscheinlicher», sagt Tobler.
In Zukunft würden diese Wetterphänomene immer öfter auftreten. «Wir müssen mit längeren Hitzephasen sowie längeren Unwetterphasen rechnen. Dies, weil im Zuge der Klimaerwärmung mehr Wärme in der Atmosphäre ist», so Tobler.