Wie das Coronavirus unsere Zukunft verändert
Das Coronavirus prägt das gesellschaftliche Leben seit zwei Jahren. Doch auch nach dem Ende der Krise wird die Pandemie Auswirkungen auf die Welt haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus hat unsere Welt verändert – das wirkt sich auch auf die Zukunft aus.
- Zukunftsforschende erwarten längerfristige Veränderungen im zwischenmenschlichen Umgang.
- Und: Künftig wird die Regierung in der Schweiz besser auf Pandemien vorbereitet sein.
Seit zwei Jahren prägt die Corona-Pandemie unseren Alltag. Die aussergewöhnliche Situation hatte grosse Auswirkungen und bringt weiterhin Veränderungen mit sich. Nau.ch hat mit Zukunftsforschenden einen Blick in die Kristallkugel gewagt.
So verändert das Coronavirus die Zukunft...
...in der Gesellschaft
Die Krise um das Coronavirus habe sich im kollektiven Gedächtnis festgesetzt, so Zukunftsforscher Georges T. Roos. «Man könnte von einem kollektiven Trauma sprechen, das niemand vergessen wird.»
Und weiter: «Ich gehe davon aus, dass ein Teil der Gesellschaft noch lange ängstlicher sein wird. Diese Menschen werden beispielsweise gegenüber Leuten mit starken Erkältungen im Büro oder Tram intoleranter sein als früher.»
Roos zufolge werden nach einer Weile wieder andere Themen die öffentliche Diskussion dominieren. «Ich fürchte allerdings, dass die Härte und Verbissenheit, mit der Ansichten vertreten werden, nicht so schnell verschwinden werden.»
...in der Bildung
Die HSG-Professorin und Zukunftsforscherin Regula Stämpfli beobachtet, dass «Unterschichtskinder» durch die Digitalisierung und die Pandemie «extrem abgehängt» werden. Sie fordert deshalb neue Finanzierungsmodelle.
Laut Georges T. Roos wird künftig in der höheren Bildung hybrider Unterricht (Online- und Präsenzunterricht) häufiger eingesetzt werden. «Für die Volksschule hingegen sehe ich keine massgeblichen Veränderungen aufgrund des Coronavirus.»
...im Gesundheitswesen
«Die Pandemie hat mehrere Konfliktherde unseres Gesundheitswesens ans grelle Licht gezerrt», so Roos. Das fange schon bei der «absurden» Ausbildungspraxis an. «Der Numerus Clausus schränkt die Ausbildung von potenziellen Ärztinnen und Ärzten ein. Der Mangel wird durch den Import ausländischer Fachkräfte kompensiert.»
Hinzu kämen Sparübungen im Gesundheitswesen und der Abbau von Spitälern. Der Zukunftsforscher hat jedoch seine Zweifel daran, dass nach der Pandemie entsprechende Lösungen gefunden werden. Es werde schliesslich seit Jahren ohne viel Ergebnis darum gerungen.
Regula Stämpfli fordert für die Zukunft eine «bessere Sicherung der psychischen Gesundheit». Corona habe gezeigt, «dass gerade Jugendliche unter der Pandemie enormen sozialen und psychischen Krisen unterworfen wurden».
...in der Politik
«Auf eine künftige Pandemie werden wir besser vorbereitet sein», sagt Zukunftsforscher Georges T. Roos.
«Die Verwaltung hat sich auch vor Covid-19 mit potenziellen Pandemien beschäftigt», führt er aus. «Aber nun – da aus Theorie Praxis wurde – haben Politik und Verwaltung enorm viel dazugelernt.»