Wie gefährlich sind Waffen aus dem 3D-Drucker?

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Zürich,

Der Attentäter von Halle (D) hat zwei seiner Schusswaffen selber gebaut. Mit Teilen aus dem 3D-Drucker. Wie hoch ist das Risiko einer selbstgebastelten Waffe?

Gedenken in Halle
Gedenken in Halle - dpa/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Hilfe von Bauplänen aus dem Internet und 3D-Drucker können Waffen gebaut werden.
  • Noch ist laut Experten die Technik nicht weit genug für eine echte Bedrohung.
  • Doch je besser die Technik, umso gefährlicher die Waffen, die selber hergestellt werden.

Der Anschlag von Halle (D) kostete zwei Menschenleben. Und schockierte Tausende zutiefst. Weil der Attentäter seine Tat live streamte. Weil er Antisemitismus wieder aufkochen liess. Und weil er seine Waffen selber gebaut hatte

halle waffe
Gedenken vor der Synagoge in Halle. Der Täter hatte Teile seiner Waffe aus dem 3D-Drucker. - dpa/AFP

Die Baupläne stammen von Youtube. Die Einzelteile hatte der Täter teilweise mit dem 3D-Printer ausgedruckt. Wird es also immer einfacher, an eine Waffe zu kommen?

Gedruckte Waffe schon lange auf dem Radar

Der Schweizer Strategie-Experte Albert A. Stahel relativiert erstmal. «Wir wissen schon seit einer Weile, dass das ein Problem sein könnte», sagt er gegenüber Nau. Allerdings gebe es noch immer Punkte, die alles relativieren.

«Erstmal muss sich jemand einen wirklich guten 3D-Drucker leisten können», sagt Stahel. Oder sich zumindest Zugang zu einem verschaffen können. Je ungenauer der Drucker arbeitet, umso kleiner die Chance, dass die Waffe überhaupt funktioniert.

3d druck waffe
Cody Wilson, ein amerikanischer Waffenfanatiker und ultra-liberaler, hält eine Kunststoff-Pistole aus einem 3D-Drucker mit der Bezeichnung «Liberator» in seinem Laden. - dpa

Die Waffen des Attentäters von Halle etwa hatten sich immer wieder verhakt. Dieser Tatsache ist es in erster Linie zu verdanken, dass der Anschlag nicht noch mehr Tote forderte.

Menge der hergestellten Waffen als Problem

Neben der finanziellen, gibt es auch noch weitere Hürden. «Einfach ausdrucken kann man die Waffe nicht. Dazu braucht man auch einen detaillierten Bauplan», so Stahel.

Das Problem sei nicht, dass es viel einfacher sei, an eine einzige neue Waffe zu kommen. «Aber sind alle Voraussetzungen erfüllt, kann sich jemand auch zehn Waffen machen. Das ist der Unterschied», so Stahel.

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Der Strategieexperte Albert A. Stahel äussert sich zur selbstgebauten Waffe von Halle. - Keystone

Angst machen ihm aber nicht die kleinen Schusswaffen, wie sie der Täter von Halle nutzte. «Noch ist das Plastik zu wenig stark, um Druck und Hitze mehrerer Schüsse auszuhalten.» Mit anderen Worten: Selbstgebaute Waffen sind nach wenigen Schüssen verbogen und nicht mehr einsetzbar. «Aber die Drucker und Materialien werden besser.»

Kalaschnikow wird Problem

Stahel geht davon aus, dass irgendwann auch halbautomatische Waffen selber gebaut werden können. «Wenn eine Kalaschnikow gedruckt werden kann, dann wird es eskalieren», so der Experte.

Die Baupläne würden auch dazu längst existieren. Noch sei aber die Technik ungenügend. Das alles sei aber «eine Frage der Zeit», so der Experte.

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Kalaschnikow-Designer Michail Kalaschnikow am 60. Geburtstag der von ihm entworfenen Waffe. - Keystone

Was tun, damit Stahels schlimmstes Szenario nicht Realität wird? Kann man Waffenbaupläne im Internet sperren? 3D-Drucker besser kontrollieren? Stahel winkt ab.

Falsche Baupläne im Umlauf

«Zu denken, man könnte das kontrollieren, ist naiv. Und es würde auch nichts bringen. Es wäre reine Symptombekämpfung.»

Viel wichtiger sei es, die Ursache des Problems zu finden. «Täterprofile aufstellen und beobachten – klassische Nachrichtendienst-Aufgaben», so Stahel.

Hersteller von 3D-Druckern versuchen derweilen selber, ihrer Geräte Herr zu werden. Die französische Firma Dagoma etwa bringt bewusst falsche Waffenbaupläne in Umlauf. Wer daraus eine Waffe zu bauen versucht, scheitert zwangsläufig. Und gibt irgendwann auf, hofft der Drucker-Hersteller.

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