Wieso kommen die meisten Schutzmasken immer noch aus China?
Das Wichtigste in Kürze
- Die grossen Händler bieten allesamt Schutzmasken aus China an.
- Die Schweizer Produktion wird an Institutionen verkauft.
- Ein Versorgungsengpass droht jedoch nicht.
Die ab Montag geltende ÖV-Maskenpflicht kurbelt den Absatz von Hygienemasken wieder mächtig an. In den vergangene Monaten blühte der Verkauf auf, im Internet wurden sie zu sehr unterschiedlichen Preisen angeboten.
Doch Masken waren vor allem zu Beginn der Pandemie schwer zu erhalten. Deshalb bemühte sich der Bund diese gleich selbst herzustellen – das VBS kaufte gemeinsam mit dem Kanton Zürich zwei Maschinen in China. Über 60'000 Masken täglich, versprach die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli.
«Die Produktion von Masken in der Schweiz kann starten, die Maschinen sind da», juchzte Daniel Koch bei einer Pressekonferenz im März.
Schutzmasken «Made in Switzerland». Laut angekündigt, doch seither blieb es still. In der Zwischenzeit hatte sich die Situation über Wochen deutlich entspannt, die von den Händlern und der Armeeapotheke eiligst beschaffenen Masken stapelten sich in den Regalen.
Masken aus China bei allen grossen Händlern
Doch mit der Maskenpflicht und den steigenden Corona-Zahlen ändert sich das. Und damit stellt sich die Frage: Wieso kommen die Schutzmasken noch immer aus China?
So bestätigt Lidl Schweiz die Masken aus Asien zu beziehen. «Diese Masken haben wir selber organisiert über einen Schweizer Importeur, der die Masken aus China erhält», so Mediensprecherin Corina Milz zu Nau.ch. Aktuell habe man noch Masken, die Nachfrage sei aber hoch.
Ähnlich ist die Situation bei Aldi Suisse. Man mache zwar aus geschäftspolitischen Gründen keine Angaben zum Beschaffungsprozess, heisst es auf Anfrage. Doch die angebotenen Produkte werden in China hergestellt.
«Wir haben derzeit über drei Millionen Einwegmasken in unseren Filialen vorrätig», so Mediensprecher Philippe Vetterli zu Nau.ch. Man sei auf die erhöhte Nachfrage also gut vorbereitet.
Und auch die Migros bezieht ihre Papiermasken aus China. «Wir verfügen derzeit über ein Lager von mehreren hunderttausend Stück an Einweg- und Textilmasken. Für Nachschub ist also gesorgt und es besteht kein Engpass», verspricht ein Sprecher.
Wo sind also die angekündigten Schweizer Produkte geblieben?
Institutionen haben Vorrang
Die Erklärung ist einfach. «Wir haben erst gerade mit der Produktion angefangen», so André Göttmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Wernli AG. Das Interesse der Händler sei zwar vorhanden, aber: «Wir beliefern in erster Linie Spitäler, Heime und Pandemielager der Kantone.»
Die Schweizer Masken dienen also primär, den Bedarf der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zu decken. Verkaufsleiter Göttmann betont: «Uns geht es vor allem darum, einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz zu leisten.»
Auch bei der Firma Flawa in Flawil in SG, wo die beiden vom VBS und Zürich eingeflogenen Maschinen installiert wurden, harzt die Produktion. Verspätet begann die Massenproduktion anfangs Juni, doch aufgrund des fehlenden Zertifikats konnten sie nicht eingesetzt werden.
Wie am Freitag kommuniziert wurde, ist nun gar ein zweites Zertifizierungsverfahren nötig. Der Verkauf wird sich somit weiter verzögern.