Wird das Coronavirus wieder gefährlicher?
In den vergangenen Monaten starb kaum jemand am Coronavirus: Hauptsächlich Junge infizierten sich. Doch das Virus kursiert vermehrt wieder in der Risikogruppe.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz stecken sich vermehrt wieder ältere Menschen mit dem Coronavirus an.
- Gleichzeitig stagnieren die Neuinfektionen unter den Jungen.
- Der Trend zeigt, dass sich mehr Personen aus den Risikogruppen infizieren.
«Das Coronavirus ist harmlos.» Diesen Satz hörte man in den vergangenen Monaten häufig aus den Reihen der Corona-Skeptiker.
Damit hatten die Zweifler ein Stück weit recht: Kaum jemand starb am Coronavirus. Es kursierte vor allem unter den Jungen. Die Immunsysteme der jüngeren Menschen sind meist genügend stark, dass eine Infektion harmlos verläuft.
Noch stecken sich hauptsächlich Junge an. «Wir sehen aber eine Tendenz hin zu höherem Alter», warnte am Donnerstag Stefan Kuster, Leiter Infektionskrankheiten beim BAG.
Deutlich mehr Menschen über 80 erkranken am Coronavirus
Die Warnung Kusters ist nicht aus der Luft gegriffen, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.
Schon lange ist klar, dass ältere Menschen deutlich empfindlicher auf eine Infektion mit dem Coronavirus reagieren. Dem Schutz der Risikogruppe wurde bereits in der ersten Welle viel Bedeutung zugesprochen.
Daran hat sich seitdem nichts geändert. Tatsächlich belegen die über lange Zeit niedrigen Infektionszahlen bei den Älteren, dass die Risikogruppe effektiv geschützt werden konnte.
Längere Zeit nahmen die Infektionszahlen bei den Jüngeren seit dem erneuten Ansteigen kontinuierlich zu. Dieser Anstieg war unter den älteren Semestern lange nicht erkennbar. In den vergangenen Wochen hat sich der Wind gedreht: Die Zahlen steigen insgesamt weiter, doch bei den Jungen ist seit mehreren Wochen kein Anstieg erkennbar.
Altersverteilung verändert sich bedrohlich
Der Trend bestätigt sich, wenn man die gesamte Altersverteilung der vergangenen Monate anschaut. Mitte August war der Anteil der Jungen am höchsten – seitdem nimmt er ab.
Warum gibt es kaum Todesfälle? Wieso nehmen die Hospitalisierungen nicht zu? Immer wieder werden diese Fragen in den Reihen der Corona-Zweifler aufgeworfen. Die Statistik der Altersverteilung kann diese Fragen zu einem grossen Teil beantworten.
Mit der deutlichen Zunahme der Fälle unter den Älteren kündigt sich eine Trendwende an, vor der auch Stefan Kuster warnt: Im Vergleich zu den Infektionen reagieren Hospitalisierungen und Todesfälle leicht verzögert. Setzt sich der Trend fort, dürften auch die Hospitalisierungs- und Todeszahlen bald wieder steigen.