Würdiger Abschied von Bruno Ganz im Zürcher Fraumünster
Mit einer ruhigen, würdigen Feier haben am Mittwoch Angehörige, Weggefährten, Freunde, Bekannte und Bewunderer im Zürcher Fraumünster vom Schauspieler und vom Menschen Bruno Ganz Abschied genommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vorne in der Kirche ein grossformatiges Foto des Verstorbenen,, daneben ein grosser Kranz aus weissen Blumen - ansonsten war die Kirche schmucklos.
Das passte zu Bruno Ganz, der mit seiner schnörkellosen Arbeit beeindruckte.
Das Delian Quartett spielte Stücke von Henry Purcell und Dmitri Schostakovich. Mit dieser Streicher-Gruppe hatte Bruno Ganz seit Jahren immer wieder Veranstaltungen durchgeführt, weitere waren geplant, wie Fraumünsterpfarrer Niklaus Peter sagte.
Der Schauspieler Jens Harzer verlas einen persönlichen Brief des Autors Botho Strauss. «Der Autor konnte dir immer vertrauen», hatte Strauss geschrieben. Bruno Ganz habe als Bühnenschauspieler Texte zitiert - mit seiner melodiösen, spröden, zuweilen kieselharten Stimme. An leisen Stellen sei er überzeugend gewesen - «aber am besten war er ausser sich», als «Protagonist der Verzweiflung».
Bruno Ganz sei «einer der letzten Überlebenden vom Heldenfach» gewesen. «Lieber Bruno», schrieb Botho Strauss, «mein Freund, mein Gefährte. Autor für Dich zu sein, war die Erfüllung meines Theaterlebens».
Bruno Ganz sei nicht einfach ein Menschenkenner gewesen, sagte Regisseur Wim Wenders, der mehrere Filme mit ihm gedreht hatte. Sondern mehr, «eine Art Menschenwissenschaftler, ein Seelenkenner».
Wie er sich selbst zurücknahm, sei umgekehrt proportional dazu gewesen, wie er sich in der jeweiligen Rolle verausgabte habe. Dabei habe ihm seine tiefe Verbundenheit mit Zürich eine Erdung ausserhalb der Film- und Theaterwelt gegeben. Er sei begeisterungsfähig gewesen und ein Meister darin, den Funken überspringen zu lassen.
Bruno Ganz habe «etwas dargestellt, habe zu jedem werden, alle verkörpern können», sagte Wim Wenders. Als Regisseur «habe ich kaum eine kostbarere und glücklichere Zeit gehabt, als mit dir, Bruno».
Für seine Predigt hatte Pfarrer Niklaus Peter das Klagelied des schwerkranken Königs Hiskias (Jesaja 38) gewählt. Im Unterschied zu Hiskias, der überlebte, habe bei Bruno Ganz die Krebserkrankung «schnell und hart zugeschlagen».
Peter verwendete das Todesbild im Lied, wonach der Lebensteppich zu Ende gewebt und der Faden abgeschnitten wird. Der Grundstoff für den Lebensteppich von Bruno Ganz seien Texte gewesen. In sein Lebensmuster habe er Stimmen, Erfahrungen, Hoffnungen, Lebendigkeit und Farben eingewebt. Und damit unzähligen Menschen Gelegenheit gegeben, einzelne Fäden und Farben in ihr eigens Leben einzuflechten.
Von Bruno Ganz bleibe die Erinnerung an sein «ernstes, liebevolles Gesicht», ein paar Tonaufnahmen, ein paar Filme. Davon abgesehen aber könne jede und jeder eine individuelle Antwort finden auf die Frage, was bleibe von dem Menschen, der grossen Schauspielpersönlichkeit.
Unter den mehreren hundert Menschen, die im Fraumünster Abschied von ihrem Freund und Weggefährten Bruno Ganz nahmen, waren auch bekannte Gesichter. Filmautor Christoph Schaub war gekommen, Filmemacher Fredy M. Murer, Schauspieler und Theaterleiter Daniel Rohr und Schriftsteller Franz Hohler. Aus Deutschland kamen unter anderen Schauspielerin Iris Berben und Schauspieler Joachim Król.
Bruno Ganz war am 16. Februar 2019 gestorben. Am kommenden Freitag, 22. März, wäre er 78 Jahre alt geworden. Während fast 50 Jahren stand er auf Theaterbühnen und vor Filmkameras. Er erhielt zahlreiche Ehrungen. Unter anderem war er 1973 «Schauspieler des Jahres», 1991 erhielt er den Hans-Reinhart-Ring der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur. Seit 1996 war er Träger des bedeutenden Iffland-Rings.