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Yan Balistoy: Darf Schauspieler nicht spielen, weil er Israeli ist?

Redaktion
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Zürich,

Der 29-jährige Israeli Yan Balistoy ist fest am Zürcher Theater Neumarkt angestellt. Nun wirft er seinem Arbeitgeber vor, ihn zu diskriminieren.

Yan Balistoy
Ein Zürcher Schauspieler sagt, er dürfe nicht spielen, weil er Israel ist. Was ist an den Vorwürfen dran? - Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Theater Neumarkt in Zürich wird von Schauspieler Yan Balistoy kritisiert.
  • Der junge israelisch-schweizerische Doppelbürger wirft dem Theater Diskriminierung vor.
  • Er behauptet, er werde nur bei der Hälfte aller Stücke besetzt, «weil ich Israeli bin.»

Yan Balistoy hat mit seinen 29 Jahren schon einiges erreicht. Der seit seiner Kindheit in der Schweiz lebende israelische Doppelbürger spielte etwa schon bei ZDF-Krimis mit. Ausserdem war er im Werbefilm von Schweiz Tourismus mit Roger Federer und Trevor Noah zu sehen. Balistoy ist auch Tänzer, Musiker und Komponist und gehört seit August 2021 zum festen Ensemble des Zürcher Theaters Neumarkt.

Haben Sie schon einmal eine Vorstellung im Theater Neumarkt gesehen?

Gegen seinen festen Arbeitgeber erhebt der Absolvent der Zürcher Hochschule der Künste jetzt aber schwere Vorwürfe. In einem Brief an die «lieben jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Zürichs», schreibt er: «Seit August 2021 werde ich nur bei der Hälfte aller Stücke besetzt, weil ich Israeli bin.»

Über den Brief berichtet «CH Media» und erwähnt, dass sich die Situation für Balistoy in den vergangenen Wochen zugespitzt habe. «Seit Ausbruch des Kriegs ist diese Diskriminierung für mich unaushaltbar. Ich habe mit einem Anwalt rechtliche Schritte gegen das Theater eingeleitet.»

Yan Balistoy
Der Schauspieler Yan Balistoy teilte auf seinem Instagram-Profil dieses Bild und schreibt dazu: «Danke für die Unterstützung. Es ist Zeit, sich zu äussern. » - Instagram

Der junge Israeli erklärt in dem Brief die Hintergründe für seine Vorwürfe. Eine Kollegin aus Nahost-Land fürchte um ihre Sicherheit, wenn öffentlich würde, dass sie mit einem Israeli zusammenarbeite.

Für Yan Balistoy ist klar: «Die Leitung hat entschieden, den anti-israelischen Boykott (...) in die Arbeitsstrukturen am Theater Neumarkt einzubauen.» Er erwähnt, dass er und seine Kollegin seit über zwei Jahren konsequent voneinander getrennt eingesetzt würden. «Klärende Gespräche und eine Suche nach alternativen Lösungen haben nie stattgefunden.»

Stadtpräsidentin über Vorwürfe von Yan Balistoy informiert

In dem Brief heisst es, dass der Schauspieler von der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich und der Jüdischen Liberalen Gemeinde unterstützt werde. Auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG steht demnach hinter Yan Balistoy.

Ausserdem hat Balistoy laut dem Bericht Mitte November auch Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch über die Vorwürfe informiert. Beim Zürcher Präsidialdepartement heisst es: «Die Schilderung und die erhobenen Vorwürfe beunruhigten die Stadtpräsidentin, sie nahm und nimmt sie sehr ernst».

Yan Balistoy
Zürichs Stadtpräsidentin Corinne Mauch wurde im Fall Neumarkt eingeschaltet. - Nau.ch

Demnach informierte Mauch nach Balistoys Kontaktaufnahme die im Verwaltungsrat sitzende Vertretung der städtischen Kulturabteilung. Inzwischen hat der Verwaltungsrat eine externe Untersuchung eingeleitet. «Die Stadtpräsidentin begrüsst diesen Schritt, er ist aus ihrer Sicht richtig und wichtig.»

Das sagt das Theater Neumarkt

Und was sagt das Theater Neumarkt zu den heftigen Vorwürfen des jungen Schauspielers? Auf Anfrage von «CH Media» heisst es: «Die vom Schauspieler erhobenen Vorwürfe sind uns bekannt und wir bestreiten sie mit Nachdruck.«

Das Theater betont, dass man ein «Haus der Vielheit und Offenheit» sei. «Anti-israelisches und anti-jüdisches Gedankengut hat bei uns keinen Platz.» Ausserdem wurde auf die «zahlreichen Projekte und Zusammenarbeiten mit israelischen und jüdischen Künstlerinnen und Künstler sowie Vereinen" verwiesen.

Theater Neumarkt
Das Theater Neumarkt steht unter Beschuss. - Keystone

«Wir sehen es als Aufgabe, den Herausforderungen, die eine offene Gesellschaft in ihrer Komplexität mit sich bringt, bestmöglich zu begegnen.» Wie es in dem Bericht weiter heisst, sollen der Schauspieler und das Theater aktuell in einer rechtlichen Auseinandersetzung miteinander stehen.

Kommentare

User #5290 (nicht angemeldet)

wenn die Leitung so eine Trennung wirklich veranlasst hat, ist das durchaus antisemitische Diskriminierung und ein Skandal. Unabhängig davon ob das Theater einen antisemitischen "Fahrplan" verfolgt oder nicht. Unabhängig davon, ob der Kollegin aus dem Libanon dort geltende diskriminierende Gesetze Sorgen bereiten. Man stelle sich vor, das Theater würde einem Spieler gewähren, nicht mehr mit Frauen auftutreten, weil er während der Menstruation mit "Unreinheit" in Berührung kommen könnte und das in seinem Herkunftsland ein No-Go wäre. Wenn eine muslimische Kollegin fordern würde, nur noch vollverschleiert aufzutreten, weil sie sonst Repressalien in ihrem Herkunftsland erwarten. Wenn die russische Spielerin nicht mehr mit der ukrainischen auftreten würde, weil sie Sorgen um die Verwandtschaft in Moskau hat - So kann man doch kein Theater organisieren!! Ein Theater in der Schweiz auch noch! Das Ganze wird ja hoffentlich aufgearbeitet werden, aber die Leitung kommt schon sehr unfähig daher. Der Eindruck entsteht, das Theater würde in falsch verstandener Toleranz Diskriminierung auf identitätspolitischer Grundlage fördern. Gerade für ein Theater wie das Neumarkt: peinlich.

User #4304 (nicht angemeldet)

Ich darf auch nicht spielen. Mir wurde gesagt ich sei ein mieser Schauspieler.

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