In Schweizer Spitälern herrscht Personalnot. Innovative Lohnmodelle in der Pflege sollen Engpässe lindern und Kosten senken. Ein Pilotprojekt macht Hoffnung.
Pflegerin entspannt im Spital
Stets abrufbar, oder lieber entspannt und dafür kein Bonus? Diese Frage dürfen sich Pflegende im Spital Bülach stellen. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Spitälern kämpfen nach wie vor mit Personalmangel in der Pflege.
  • Das Spital Bülach weiss sich mit einem einfachen Trick zu helfen.
  • Wer flexibel abrufbar ist, erhält mehr Lohn.
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Finanzielle Probleme, unattraktive Arbeitsbedingungen, zu wenig ausgebildetes Personal: Die Gründe für den Pflege-Mangel in Schweizer Spitälern sind vielseitig.

Und die Folgen sind gravierend: Die Wartezeiten werden länger, und das Risiko für Behandlungsfehler steigt. Bereits 2021 zeigte eine Datenanalyse diese Entwicklung auf.

2022 suchte die Schweiz nach 10'000 Pflegern. Dass neben der Pflege auch Patienten die Leidtragenden sind, davor warnten die Gewerkschaften Syna und Unia 2023.

Heute dürfte die Lage in Schweizer Spitälern deutlich ernster sein.

Erhält die Pflege genügend Lohn?

Gegen den Personalmangel werden bereits Massnahmen ergriffen: Die Pflegeinitiative soll die Arbeitsbedingungen verbessern, die Ausbildungskapazitäten werden erhöht, und es wird sogar Personal aus dem Ausland rekrutiert. Bis jetzt haben diese Massnahmen jedoch nicht den gewünschten Effekt erzielt.

Doch es geht auch anders: Das Spital Bülach ZH hilft sich mit einem einfachen Trick selbst, wie die «NZZ» berichtet: Wer flexibel arbeitet, erhält mehr Lohn.

Spital Bülach setzt auf flexibles Arbeitsmodell in der Pflege

Mitarbeitende können sich dabei in eine von drei Stufen einteilen lassen: Fix, Flex oder Superflex. Fix-Arbeitende erhalten den üblichen Grundlohn.

Superflex-Mitarbeitende sind flexibel abrufbar, müssen pro Jahr mindestens 18 Mal einspringen und auch Nachtdienste leisten. Flex bietet einen Mittelweg.

Wer sich im Spital Bülach für das Modell Fix entscheidet, muss jedoch nicht dauerhaft dabei bleiben: Alle drei Monate kann das Modell gewechselt werden.

Pfelgerinen sitzen auf Stühlen
Schweizer Spitäler kämpfen nach wie vor mit Pflege-Mangel.
Spital Bülach
Das Spital Bülach ZH weiss sich zu helfen.
Pflegende unterschreiben Dokument
Wer flexibel arbeitet, erhält 350 Franken mehr Lohn. Beim regulären Arbeitsmodell besteht der normale Grundlohn.

Das innovative Pflegekonzept zahlt sich aus: Statt 1,1 Millionen Franken für Temporär-Pflegekräfte auszugeben, investierte das Spital nur 900'000 Franken in Zulagen: eine Ersparnis von 200'000 Franken bei gleichzeitiger Verbesserung der Pflegesituation.

Wie die Idee entstand

Manuel Portmann, HR-Chef des Spitals und Initiant dieser Massnahme, kam die Idee für das Pflegemodell aufgrund seiner eigenen Erfahrungen.

Seine Kochlehre brach er ab, weil ihm die vielen Abend- und Wochenenddienste zu anstrengend wurden. Stattdessen absolvierte er ein Management-Trainee-Programm bei Mövenpick und wurde Führungskraft in einer Autobahnraststätte. Dort leitete er ein Restaurant.

Die Herausforderung dort war ähnlich wie in Spitälern: Wie sorgt man dafür, dass an hochfrequentierten Tagen genug Personal und an ruhigeren Tagen nicht zu viel im Einsatz ist? Gelöst wurde diese Herausforderung mit genau dem System, das Portmann nun im Spital Bülach eingeführt hat.

Die Methode ist so erfolgreich, dass diverse Spitäler und sogar die SBB von Portmann mehr über seine Herangehensweise erfahren wollen. Umgesetzt, so Portmann, hat dieses Modell jedoch bislang noch kein anderer Betrieb.

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