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Zürich: Analoges Ticket im Bus kostet mehr als das Doppelte

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Beim Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) kostet ein analoges Ticket im Bus schnell einmal das Doppelte. Zockt der Betrieb Senioren und Menschen ohne Smartphone ab?

ZVV Zürich
Beim Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) kostet ein analoges Ticket im Bus schnell einmal das Doppelte. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ticketverkauf in ZVV-Bussen ist seit Ende 2024 eigentlich abgeschafft.
  • Als Übergangslösung dient aktuell das sogenannte «Zeit-Ticket».
  • Oft kostet dieses für die gleiche Strecke mehr als das Doppelte eines normalen Tickets.

Eigentlich ist der Ticketverkauf in ZVV-Bussen seit Ende 2024 offiziell abgeschafft. Der Grund: Veraltete Verkaufsgeräte, deren Ersatz «wirtschaftlich nicht mehr tragbar» sei, so der ZVV. Trotzdem gibt es als Übergangslösung das sogenannte «Zeit-Ticket» – mit saftigen Aufpreisen.

Das «Zeit-Ticket» dient quasi als Notlösung für Fahrgäste, die kurzfristig kein digitales Ticket kaufen können – etwa, wenn der Smartphone-Akku leer ist und kein Ticketautomat in der Nähe steht. Es soll die Zeit bis zum nächsten Ticketautomaten überbrücken.

Doch die Übergangslösung hat ihren Preis: In vielen Fällen kostet die gleiche Strecke mehr als das Doppelte eines regulären Tickets: Dieses Billett ist wahlweise für 15 oder 60 Minuten gültig, kostet sechs beziehungsweise neun Franken und ist nur bis zum nächsten Ticketautomaten gültig.

ZVV Zürich
Das «Zeit-Ticket» dient quasi als Notlösung für Fahrgäste, die kurzfristig kein digitales Ticket kaufen können – etwa, wenn kein Ticketautomat in der Nähe steht. - keystone

«Für Fahrten in die/aus den Zonen 110 (Stadt Zürich) und 120 (Stadt Winter­thur) oder innerhalb dieser Zonen ist immer eine Gültigkeit von 60 Minuten erforderlich», schreibt der ZVV auf der Webseite.

Heisst übersetzt: In der Stadt kostet das analoge Billett neun Franken – egal wie kurz die Strecke ist.

Preis bewusst hoch angesetzt

Jörg Mäder, Mitglied der Zürcher GLP-Parteileitung, kritisiert das Vorgehen: «Bei einem Technologiewechsel darf die finanzielle Last nicht einseitig auf jene abgewälzt werden, die auf das alte System angewiesen sind.»

Ein moderater Aufpreis für analoge Tickets sei vertretbar, doch eine Verdoppelung des Preises gehe zu weit, so der frühere Nationalrat.

Preis Ticket ZVV Zürich
Preisliste für das neue «Zeit-Ticket». Besonders zu Buche schlagen die Zonen 110 und 120. - Screenshot ZVV

«Der Preis wurde bewusst so hoch angesetzt, damit diese Tickets nur im Notfall verkauft werden müssen, sodass die Fahrerinnen und Fahrer sich auf die Fahrt konzentrieren können», erklärt die ZVV-Medienstelle.

Und weiter: «Mit dem neuen Ticket entfallen die teils komplizierten Ticketverkäufe sowie das Herauszählen von Rückgeld beim Fahrpersonal.»

Der ZVV betont, dass das «Zeit-Ticket» lediglich eine Übergangslösung sei.

Bis wann? «Bis auf Weiteres», heisst es beim ZVV.

Als Begründung verweist der Verkehrsverbund darauf, dass bereits rund 75 Prozent der Fahrgäste ihr Ticket digital kaufen. Von den verbleibenden 25 Prozent nutzen die meisten einen Automaten.

Nicht nur Seniorinnen und Senioren betroffen

Doch genau dort liegt das Problem: In vielen Regionen – wie im Fall des Zürcher Unterlands – gibt es keinen Automaten in der Nähe, sodass Fahrgäste auf das teurere «Zeit-Ticket» angewiesen sind.

Besonders betroffen sind in solchen Fällen Seniorinnen und Senioren, Menschen ohne Smartphone oder Kinder, die weder Smartphone noch eine Kreditkarte besitzen.

Fährst du mit dem ÖV?

Peter Burri Follath vom Verband Pro Senectute appelliert an die Kulanz von Service-Public-Angeboten, und sieht auch die Jüngeren betroffen: «Die Digitalisierung stellt nicht nur Seniorinnen und Senioren vor grosse Herausforderungen, sondern auch jüngere Menschen.»

Mit dem Problem konfrontiert, betont der ZVV, dass es genügend Alternativen gäbe: etwa die 1500 Ticket-Automaten im ZVV-Gebiet, die Mehrfahrtenkarten oder die Hotline, für die zwar kein Smartphone, jedoch ein Swisspass nötig ist.

Ein weiteres Problem: Auch auf der im März 2024 eingeführten Hotline, mit der auch ohne Smartphone Tickets gekauft werden können, fallen höhere Preise an, wie eine kurze Recherche im Internet zeigt: So hat ein Senior für ein Ticket, das sonst 2.40 Franken kostet bei der Hotline 5.50 Franken bezahlt, wie «Bluewin.ch» und «20 Minuten» übereinstimmend berichten. Laut ZVV liegt dies jedoch nur daran, dass eine Papierrechnung ausgestellt wurde.

***

Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autorin Sofiya Miroshnyk ist Redaktorin beim Zürcher Stadtmagazin.

Kommentare

User #6540 (nicht angemeldet)

Ist doch kein Problem, werden den Senioren und Digitalverweigerer auch benachteiligt wenn Sie im Ladengeschäft statt Online Einkaufen müssen? Wer eine teurere Dienstleistung in Anspruch nimmt, soll auch für den Aufpreis bezahlen

User #5927 (nicht angemeldet)

ÖV-Betriebe mit solcher Restriktion einfach meiden. Am Schluss ein Uber billiger, Problem gelöst.

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