Zürich verbannt Autoposer aus der Stadt
Sie verursachen Lärm, Abgase und Hupkonzerte – die Autoposer von Zürich. Nun greift die Stadt durch.
Das Wichtigste in Kürze
- Autoposer fahren ihre getunten Wagen aus und verursachen dabei oft viel Lärm.
- Die Stadt Zürich greift durch und sperrt gewisse Strassenabschnitte.
- Die Problematik ruft auch die Politik auf den Plan.
Mitten in der Nacht reihen sich am Zürcher Seebecken Scheinwerfer an Scheinwerfer. Die Kolonne an Autos erscheint endlos. Hunderte von PS stauen sich unter der Motorhaube. Dennoch bewegen sich die Fahrzeuge im Schritttempo, einige von ihnen stehen ganz still.
Fliessbandarbeit an der Strassensperre
Wie am Fliessband kontrolliert die Stadtpolizei Zürich Fahrzeugpapiere und Führerscheine. Seit Wochen wiederholt sich dieses Szenario – so auch an diesem Wochenende. Die Sisyphusarbeit ist der einzige Weg, um den Autoposern das Handwerk zu legen. Und der Nachbarschaft die wohlverdiente Nachtruhe zuzusichern.
Seit letztem Wochenende greift die Polizei hart durch. Gross angelegte Strassensperren gehören in den Kreisen 1 und 8 seit dem 16. April zum wöchentlichen Prozedere der Verkehrspolizei. Sie werden nach 22 Uhr für rund vier Stunden in Betrieb genommen und versprechen ein Ende der übermässigen Lärmbelästigung.
Hinter den getönten Scheiben finden sich junge Lenker. Viele von ihnen sind zwischen 18 und 30 Jahre alt. Autoposer zieht die Stadtpolizei Zürich schon lange aus dem Verkehr.
Strasse als Ersatz fürs Nachtleben
Mit dem Ausbruch des Coronavirus spitzte sich die Situation rund ums Seebecken immer mehr zu. Jugendliche nutzen die Treffen als Ersatz für das versiegte Nachtleben. Sie stellen ihre aufgepimpten BMWs oder Audis zur Schau, hören laute Partymusik und lassen den Motor aufheulen.
Die Polizei scheint machtlos. Die Poser umgehen Kontrollen gekonnt. In den vergangenen vier Wochen wurden 18 Fahrzeuge wegen technischer Abänderungen aus dem Verkehr gezogen. Oft handelt es sich beim Tatbestand um Lärmüberschreitungen.
«Die Verkehrspolizei misst die Lautstärke des Auspuffs in Dezibel. Gibt es Abweichungen von der Norm, dann wird der Wagen zur Polizeiwache gebracht.» Dies erklärt Pascal Siegenthaler vom Mediendienst der Stadtpolizei Zürich.
Beschlagnahmung und Verzeigung drohen
Anschliessend führt das Strassenverkehrsamt dieselbe Messung nochmals durch. Treten die Abweichungen erneut auf, wird das Auto ausser Verkehr genommen.
Der Lenker hat nun die Option, die technischen Abänderungen rückgängig zu machen. Nach bestandener Zweitprüfung im Strassenverkehrsamt darf das Fahrzeug wieder am Strassenverkehr teilnehmen.
«Bleiben technische Mängel bestehen, darf der Wagen nicht mehr eingelöst werden», so Siegenthaler. Von technischen Mängeln betroffen sind unter anderem Bremsen, Radkästen, der Auspuff oder die Pneus.
Für die Poser hat das Prozedere weitere Folgen. Neben der Beschlagnahmung des Fahrzeugs droht ihnen eine Verzeigung.
Lärmblitzer oder öffentliche Treffpunkte
Alexander Brunner, Gemeinderat in Zürich, schlägt im Interview mit Nau.ch einen anderen Lösungsansatz vor. Ihm schweben Lärmblitzer oder Computer-Kameras vor. Letztere sollen den Aufenthaltsort der Poser überwachen.
Bis sich die Lage entspannt, setze man weiter auf die Grosskontrollen und Strassensperren am Wochenende. Erste Erkenntnisse der Stadtpolizei zeigen, dass die Massnahmen ihre Wirkung entfalten. Dies geht aus der Medienmitteilung vom 19. April hervor.
Falls nötig, will die Polizei auch weiterhin an den Wochenenden Sperr- und Umleitungsmassnahmen einsetzen.