Bachmann-Roth: Hohe Kosten – Ist Kinderkriegen nur etwas für Dumme?
Nau.ch-Kolumnistin Christina Bachmann-Roth (Die Mitte) findet, dass die Gesundheitslobby in Bern zu oft ans eigene Portemonnaie denke. Zulasten von Familien.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 9. Juni stimmen wir direkt über unsere Gesundheitskosten ab.
- Eine Kolumne von Christina Bachmann-Roth.
- Die Aargauerin ist Präsidentin der Mitte-Frauen Schweiz.
Mit meinen vier Kindern drücke ich den schweizerischen Durchschnitt von 1,4 Kindern pro Frau drastisch in die Höhe. Kinderkriegen ist zum Glück freiwillig.
Ich bedauere die tiefe Geburtenrate insofern, wenn sich Paare aufgrund der hohen Kosten gegen Kinder entscheiden müssen!
Zusätzlich zur Kinderbetreuung, Wohnungsmiete, Haushalt, Lebenshaltungskosten fallen die Krankenkassenprämien stark ins Gewicht – wer Nachwuchs hat, ist selbst schuld?
Die andauernd steigenden Gesundheitskosten gehören zu den grössten Sorgen von Frau und Herr Schweizerin. Aber warum sind diese Gesundheitskosten so hoch?
Natürlich, wir haben ein super Gesundheitssystem, wofür ich dankbar bin. Das ist aber nicht der einzige Grund.
Zu viel Geld fliesst in Gesundheitslobby
Ideen zur Entlastung der Gesundheitskosten werden nämlich von der Politik oft krachend versenkt. Wieso? Kaum eine Branche ist in Bundesbern so gut vernetzt, wie das Gesundheitswesen.
Meines Erachtens fliesst zu viel Geld, das Familien aus der Tasche gezogen wird, in die Gesundheitslobby. Eine Auswertung der «Sonntagszeitung» zeigte unlängst, dass dieser Lobbyismus ein Problem darstellt.
Jeder dritte Abgeordnete ist auch ein Gesundheitslobbyist. Reformen werden dadurch blockiert und Vorlagen, die Kostensenkungen im Gesundheitswesen möglich machen könnten, werden bekämpft. Wie zum Beispiel die Vergünstigung von Medikamenten durch ein Referenzpreissystem oder ein Parallelimport für Arzneimittel.
Geht es ums Wohl der Familien?
Da es im Bundeshaus viel mehr Lobbyisten für Pharma, Ärzte und Spitäler gibt, als für die Prämienzahlenden oder für Familien, stellt sich die Frage: Geht es den Politikerinnen und Politikern wirklich immer ums Wohl der Steuerzahlenden? Oder gar ums Wohl von Familien?
Am 9. Juni werden wir direkt über unsere Gesundheitskosten abstimmen können! Zur Abstimmung stehen nämlich die Prämienentlastungsinitiative und die Kostenbremse.
Bei der ersten Initiative übernimmt der Bund einen Teil der Prämien. Bei der Kostenbremse wird die Kostensteigerung gestoppt.
Nun ja, eigentlich könnte man ja jetzt sagen: «Okay, nach der Annahme der 13. AHV-Rente müssen jetzt die Familien was bekommen und darum muss die Prämienentlastungsinitiative her.»
Probleme lösen mit Kosten senken
Aber nein! Wir würden in einer Planwirtschaft enden, in der Mütterchen Staat mit Pflästerlis versucht, allen gerecht zu werden. Mal schüttet man da aus, dann kommen die andern zu kurz, und so weiter. Und wer bezahlt, wenn der Bund Geld «ausschüttet»? Wir alle und vor allem Familien! Realistischerweise wird nämlich die Prämienentlastung über die Mehrwertsteuer finanziert.
Das wahre Problem lösen wir nur so: Kosten senken!
Nicht der Staat ist gefordert, sondern die Akteure im Gesundheitswesen. Sie sollen die Kosten endlich in den Griff kriegen. Die Kostenbremse will genau das, indem sie die maximal möglichen Kosten definiert und die Akteure des Gesundheitswesens verpflichtet, eine Lösung zu finden.
Weil wir nämlich Sparmöglichkeiten haben: Bei den Medikamenten, bei der Beschaffung und nicht zuletzt bei den Spitälern, die immer mehr Gewinn erwirtschaften müssen, sowie aber auch bei den Ärzten, die immer mehr zu teuren Spezialisten werden.
Die Stimmbevölkerung hat es in der Hand, die Macht der Gesundheitslobby einzudämmen und Familien eine Stimme geben!
Zur Person: Christina Bachmann-Roth ist Betriebsökonomin, Geschäftsführerin, Einwohnerrätin in Lenzburg und Präsidentin der Mitte-Frauen Schweiz. Für Nau.ch schreibt sie regelmässig Kolumnen.