BDP-Präsident Martin Landolt teilt Gedanken zum Nationalfeiertag

Martin Landolt
Martin Landolt

Bern,

Zum 1. August erinnert BDP-Nationalrat und Parteipräsident Martin Landolt an die grundlegenden Werte der Schweiz: Solidarität und Offenheit.

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BDP-Politiker Martin Landolt hält eine Ansprache in Burgdorf BE. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • BDP-Nationalrat Martin Landolt schätzt die Solidarität und Offenheit der Schweiz.
  • Zum 1. August erinnert er daran, wie wichtig es ist, diese beizubehalten.

Unser Nationalfeiertag bietet immer wieder auch die Gelegenheit, mit Dankbarkeit und Respekt auf die Geschichte unseres Landes zurückzublicken. Sie hat uns geprägt und unsere Werte definiert.

Ein Land ohne einen sorgfältigen Umgang mit seiner Geschichte riskiert den Verlust oder zumindest eine Verzerrung seiner Werte. Ohne Werterhaltungen werden wir arm – arm als Menschen, arm als Gesellschaft.

Es gibt dabei Werte, die man durchaus als zeitlos bezeichnen darf. Werte, die ihren Wert halten. Ich denke da namentlich an Solidarität und Offenheit, die dieses Land in seiner Geschichte während Jahrhunderten geprägt haben. Nicht zufällig stehen diese Werte auch in unserer Bundesverfassung.

Eidgenossenschaft machte Solidarität vor

Solidarität hat sich beispielsweise stets in der gegenseitigen Unterstützung zum Ausdruck gebracht. Schon die alten Eidgenossen sind sich jeweils gegenseitig zu Hilfe geeilt, wenn es zu Konflikten gekommen war.

Sie waren in der Lage, aus dem Alltag auszubrechen – immer dann, wenn es darauf ankam. Würden wir heute mit der gleichen Selbstverständlichkeit unserem Nachbarn helfen, wie dies die alten Eidgenossen getan haben?

Solidarität muss immer und überall dann zum Tragen kommen, wenn wir Menschen begegnen, die nicht so grosses Glück hatten wie wir. Wir sind nicht die besseren Menschen, weil wir in eine bessere Welt hineingeboren worden sind. Dieser Tatsache müssen wir unbedingt Rechnung tragen, wenn wir über andere Menschen und über andere Länder urteilen.

Wir sollten ihnen auf Augenhöhe begegnen. Wir müssen zu niemandem hochschauen, wir haben aber auch kein Recht, auf andere herabzuschauen. Auf Augenhöhe schliessen sich Selbstbewusstsein und Bescheidenheit nicht aus.

Schweiz darf sich nicht von ihren Nachbarn isolieren

Die gilt auch für unser Verhältnis zu unseren Nachbarn, zur Europäischen Union: Sie setzt uns unter Druck. Wie sollen wir darauf reagieren? Was hätten die alten Eidgenossen getan?

Sie haben immer wieder geschickt verhandelt. Und die eigentlichen Treiber solcher Verhandlungen waren nicht einfach nur Unabhängigkeit und Freiheit. Nein, es waren vor allem wirtschaftliche Interessen.

Es ging um die Kontrolle wichtiger Verkehrswege. Es ging um das Recht, Gebühren und Zölle zu erheben. Das war eine klare Interessenpolitik, wie sie durchaus auch heute noch praktiziert wird, beziehungsweise werden sollte – werden darf.

Die ausgeprägte wirtschaftliche Vernetzung der Schweiz ist nicht neu. Sie wird seit Jahrhunderten praktiziert. Denn ein unabhängiges, souveränes Land definiert sich über Offenheit. Ein souveränes Land ist selbstbewusst und geht Beziehungen ein.

Unabhängigkeit und Souveränität sind nie mit Isolation gleichzusetzen. Weil Isolation ein eklatanter Mangel an Selbstbewusstsein wäre. Ein Mangel an Souveränität.

Wandel und Offenheit, statt Starrsinn und Isolation

Und wir dürften mit Blick auf unsere Geschichte zur Kenntnis nehmen, dass die Schweiz ihre Beziehungen zum Ausland immer wieder neu beurteilt, immer wieder neu verhandelt und laufend bewirtschaftet hat.

All dies kann sehr gut zum Massstab auch für die heutige Aussenpolitik genommen werden. Die Offenheit; der Wille und die Bereitschaft zu einer wirtschaftlichen Vernetzung. Nie war Isolation ein Rezept, sondern stets Offenheit. Also diejenige Werterhaltung, die auch heute – zusammen mit Solidarität – in unserer Bundesverfassung festgehalten wird.

Unsere Geschichte – und damit auch die Stabilität unseres Landes – basiert vor allem auf der Bereitschaft unserer Vorfahren, sich ständig zu verändern. Nicht anpasserisch, aber vernünftig und vorausschauend. Und sie haben es dabei immer geschafft, das Machbare vom Wünschbaren zu unterscheiden.

Genau dafür brauchen wir Werte wie Solidarität und Offenheit. Diese Werte haben es verdient, immer wieder verteidigt zu werden. Auch wenn es dafür manchmal genau den Mut und die Tapferkeit braucht, die wir in der Geschichte unseres Landes Jahr für Jahr am Nationalfeiertag bewundern und uns in Erinnerung rufen. Wir sollten uns nicht nur daran erinnern. Wir sollten auch so handeln. Denn es gibt Werte, die halten ihren Wert.

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