Carmen Walker Späh (FDP) über KI im Kanton Zürich
Der Kanton Zürich bereitet sich seit Jahren intensiv auf die KI-Revolution vor, so Carmen Walker Späh in ihrem Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Die potente KI-Technologie verändert Wirtschaft und Gesellschaft im Eilzugstempo.
- Der Kanton Zürich setzt auf sein KI-Ökosystem, KI-Sandboxen und den KI-Dialog.
- Auch der Aufbau von KI-Kompetenzen in der Bevölkerung ist ein Faktor.
- Der Kanton Zürich soll als führender KI-Standort weiter etabliert werden.
Ob Gesundheit und Geld, Arbeit und Wohnen, ob Parkieren, Wandern, Mailen oder das beste Hundefutter finden – vom Tiefgreifenden bis zum Trivialen wird fast alles von der künstlichen Intelligenz tangiert.
Eine so potente Technologie verändert sowohl unsere Wirtschaft als auch die Gesellschaft. Und birgt dadurch gewaltige Chancen. Denn die KI hat das Potenzial, grosse Produktivitätsgewinne zu erzeugen. Schon seit jeher schafft die Automatisierung von Repetition Raum für Innovation – was zu einer besseren Produktivität führt. Und von der Arbeitszeit über den Fachkräftemangel bis zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bringt mehr Produktivität massgebliche Verbesserungen in der Arbeitswelt.
Mit grossen Chancen sind meist auch signifikante Risiken verbunden. Und solche gibt es bei der KI mehrere. Verhindern aber können und wollen wir die Technologie deswegen nicht – sie kommt sowieso zu uns. Wir müssen die Risiken aber sehr ernst nehmen und uns bestmöglich darauf vorbereiten.
Der Kanton Zürich hat passende Rahmenbedingungen geschaffen
Wie hat der Kanton Zürich in den letzten Jahren vorgearbeitet? In Oerlikon hat sich dank eines einzigartigen KI-Ökosystems mit kurzen Wegen zwischen Wirtschaft, Forschung und Verwaltung eine dynamische Branche rund um das ETH AI Center entwickelt. Von kleineren Start-ups und Spin-offs bis hin zu den grossen Technologie-Konzernen sind alle namhaften Unternehmen im Bereich KI in Zürich vertreten.
Dann hat der Kanton Zürich mit den sogenannten KI-Sandboxen eine Testumgebung geschaffen, in denen die künstliche Intelligenz sicher und kontrolliert angewendet werden kann. Diese virtuellen Spielwiesen haben auch wertvolle praktische Erfahrungen geliefert, wie eine smarte Regulierung aussehen könnte.
Zum Beispiel steuert die KI die städtische Parkplatzsuche. Das funktioniert sehr gut und erleichtert den Alltag der Menschen. Aber welche Regeln müssen dabei beachtet werden, damit keine persönlichen Daten preisgegeben werden? In der Sandbox können genau solche Fragen in der Praxis getestet werden. Es zeigt sich: Das effiziente Parkieren via KI benötigt keine Echtzeitbilder und auch keine hochauflösenden Aufnahmen. Stattdessen reichen körnige Bilder alle paar Sekunden, auf denen weder Nummernschilder noch Gesichter zu erkennen sind.
Durch diesen Test in einer sicheren Umgebung kann nun die KI-unterstützte Parkplatzsuche auch in anderen Städten eingeführt werden – ohne Sorgen um die Sicherheit der persönlichen Daten. Solche Erkenntnisse sind enorm wertvoll für die Regulierung. Um die Regeln so schlank zu formulieren, dass die KI unser Leben vereinfacht, dass die KI-Branche floriert – und gleichzeitig den Risiken Rechnung getragen wird.
KI-Dialog ermöglicht den kritischen Austausch
Der souveräne Umgang mit Risiken ist denn auch entscheidend für die Akzeptanz der KI in der Bevölkerung. Wenn eine solche Technologie, die so intensiv auf unsere Gesellschaft wirkt, immer mehr Raum einnimmt, muss der wichtigste Stakeholder demokratisch mit an Bord sein: die Zürcherinnen und Zürcher.
Deshalb haben wir dem KI-Dialog einberufen. Seit bald zwei Jahren gehen wir vor Ort, in die Gemeindesäle, und ermöglichen den kritischen Austausch von Wirtschaft, Forschung und Verwaltung mit der Bevölkerung. Diese Dialoge sind sehr erfolgreich und zeigen immer wieder, dass die Zürcher Bevölkerung KI vor allem als Chance sieht. Gleichzeitig zeigt sich: Jobängste sind verbreitet.
Auch Menschen mit höheren Abschlüssen sind nicht geschützt vor der Konkurrenz durch KI. Der Strukturwandel kommt. Der Blick in die Geschichte zeigt aber: Innovation führten stets zu neuer Arbeit. Künstliche Intelligenz wird daher nicht zu weniger, sondern zu anderen Jobs führen. Lebenslanges Lernen wird deshalb immer wichtiger.
Die KI-Revolution ist in vollem Gange. Der Kanton Zürich ist gut aufgestellt, um davon zu profitieren. Er hat die Voraussetzungen geschaffen, um national und international ein führender KI-Standort zu sein.
Zur Autorin: Carmen Walker Späh ist Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin im Kanton Zürich.