Elisabeth Schneider-Schneiter: Gastbeitrag zur Standortattraktivität
Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter fordert mehr Pragmatismus, um die Schweizer Standortattraktivität wieder an die Spitze zu bringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz wird in Sachen Standortattraktivität von der Spitze verdrängt.
- Mit mehr Pragmatismus soll die Schweiz ihre Anziehungskraft zurückgewinnen.
- Ein Gastbeitrag von Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter.
Die Standortattraktivität der Schweiz bröckelt. Immer häufiger siedeln multinationale Unternehmen ihre Europastandorte anderswo an. Nicht, weil wir schlechter werden – sondern andere besser. Die schleichende Erosion unserer Anziehungskraft sollte uns Politikerinnen und Politiker aufhorchen lassen – und unseren Blick schärfen.
Vorangehen statt folgen
Im World Digital Competitiveness Ranking sind wir vom Siegerpodest auf Platz fünf abgerutscht. Das ist zwar immer noch gut, aber für viele nicht mehr gut genug. Bildung, Forschung und Wissenstransfer digitalisieren sich zunehmend. Dem Megatrend der Digitalisierung müssen wir vorangehen. Der Pharma- und Life-Sciences-Cluster zum Beispiel bräuchte Datenplattformen für die Ko-Entwicklung von Diagnosen, Medikamenten, Therapieformen und Behandlungspfaden. Das bedingt eine Gesetzgebung, die nationale Systeme proprietären vorzieht.
Generationengerechtigkeit wankt
Die Schweizer Bevölkerung altert und schrumpft. Bis 2050 ist nur noch gut jede zweite Person im erwerbsfähigen Alter. Das stellt unseren Generationenvertrag infrage und lässt daran zweifeln, ob wir das Schweizer Sozialversicherungssystem langfristig absichern können. Eine Antwort darauf könnte eine griffige Demografiestrategie geben. Eine solche hat der Bundesrat unverständlicherweise wiederholt zurückgewiesen.
Kommende willkommen
Wer über Demografie spricht, muss auch über Zuwanderung sprechen. Ich sehe diese als grosse Chance für Know-how und Kompetenz. Wenn wir die Personenfreizügigkeit hingegen unter dem irreführenden Decknamen der Nachhaltigkeit beschneiden, kappen wir den Zugang zu unserer wichtigsten Ressource Arbeitskraft. Das ist alles andere als nachhaltig.
Beziehungsarbeit angesagt
Um Arbeitsplätze, Forschungsleistung, Interoperabilität und Steuersubstrat in der Schweiz zu halten, brauchen wir im Weiteren einen diskriminierungsfreien Zugang zu Innovation, Energie, Rohstoffen, Halbfabrikaten und vielem mehr. Deshalb müssen wir unsere Beziehung zur EU neu konzipieren, Freihandel ausbauen und auf unseren bewährten Multilateralismus zurückgreifen. Nicht auf das Prinzip der Abschottung.
So geht klein, aber clever
Für mehr Standortattraktivität gibt es – wie so oft – kein Patentrezept. Aber es gibt eine patente Haltung: Wir sollten pragmatisch bleiben. Dazu können wir uns als kleines Land ebenso agil verhalten wie die grossen Wirtschaftsakteure selbst. Denn finden diese hier passende Rahmenbedingungen, so kommt das der Volkswirtschaft und der Gesellschaft zugute – in Form von BIP und Arbeitsplätzen und damit Wohlstand.
Zur Autorin: Elisabeth Schneider-Schneiter ist Nationalrätin für die Mitte des Kanton Basel-Landschaft, Präsidentin der Handelskammer beider Basel und Vorstandsmitglied von Economiesuisse.