Fast-Fashion-Businessmodell gehört in die Vergangenheit

Maja Tharian
Maja Tharian

Bern,

Giganten wie H&M und Zara produzieren günstig in Asien. Bei uns landen diese Kleider dann schnell wieder im Müll. Gastbeitrag der Klimaaktivistin Maja Tharian.

Fabrik.
Gastbeitrag der Klimaaktivistin Maja Tharian: Fast Fashion und moderne Sklaverei gehört in die Vergangenheit. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Asien produzierte Fast-Fashion-Kleider hinterlassen einen riesen CO2-Fussabdruck.
  • Maja Tharian ist Klimaaktivistin des Klimastreiks.
  • Im Gastbeitrag schreibt Sie, wie wütend Sie das Geschäftsmodell der Mode-Giganten macht.

Fast-Fashion-Giganten wie H&M und Zara produzieren günstig in Asien. Diese Billigware macht dann ihren CO2-intensiven Weg in die Schweiz, wo sie günstig und doch profitbringend verkauft wird.

Die Frauen, Männer und Kinder, welche unsere Kleidung herstellen, haben nicht die Wahl, zu kündigen oder sich von den gefährlichen Arbeitsbedingungen mit giftigen Chemikalien zu befreien, weil sie von den Spottlöhnen abhängig sind.

Diese Menschen sind nicht frei. «Moderne» Sklaverei wird das genannt, aber was hat sich verändert seit den Zeiten, in denen britische Kolonialherren andere Länder und ihre Menschen versklavt und ausgebeutet haben, damit sie durch den Verkauf von exotischen Produkten für Konsum in Europa einen Profit machen können?

Zara Laden.
Menschenschlange vor der Zara-Filiale in Lausanne, 16. Januar 2021. - keystone

Was heute geschieht, ist nichts «Modernes», sie ist eine Fortsetzung des Imperialismus der Alten Welt. Dieses Überbleibsel aus einer rassistischen Zeit ist nicht mit unserem modernen Verständnis von Menschenwürde und Menschenrechten vereinbar.

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Wegwerfen nach Prinzip «aus den Augen aus dem Sinn»

Die Kleider, die mit so massiven Kosten hergestellt werden, werfen wir im Westen schnell weg.

Heilsarmee & Co können nur einen Bruchteil der gespendeten Kleider weiterverkaufen. Die nicht verkaufte Secondhandkleidung kommt ins Ausland, oft nach Amerika, wo ein Teil zu billigen Lumpen verarbeitet wird.

Diese landen schnell, zusammen mit den nicht verarbeiteten Kleidern, in riesigen Mülldeponien in afrikanischen Ländern. Aus den Augen, aus dem Sinn für die Konsumenten im Westen.

Fast 90 Prozent aller Kleider enden dort und da der Grossteil aus synthetischen Stoffen besteht, gelangen so diese giftigen Fasern in die Umwelt.

Mülldeponie Afrika.
Maja Tharian: «Die Kleider, die mit so massiven Kosten hergestellt werden, werfen wir im Westen schnell weg.» - keystone

Für die Fasern werden Regenwälder abgeholzt, aus deren Holz man Viskose gewinnt oder Erdöle zu synthetischen Stoffen verwertet. Auch organische Fasern, wie Baumwolle, sind nicht unproblematisch, weil deren Anbau wasserintensiv ist. Die Massenproduktion ist hier das Problem.

Wir können es uns nicht leisten, die endlichen Ressourcen unseres Planeten aufzubrauchen, für Produkte, die wir nach einigen Monaten wegwerfen.

H&M, Zara & Co produzieren bewusst zum Wegwerfen. Das Businessmodel dieser Firmen beruht darauf, dass sie alle paar Wochen neue Linien auf den Markt bringen können.

Es verlässt sich darauf, dass du alle paar Monate deine alten Kleider wegwirfst und, vom Sale verleitet, neue kaufst.

In Fast-Fashion-Läden keinen Fuss mehr gesetzt

Seit circa 2 Jahren habe ich keinen Fuss mehr in eine Fast-Fashion-Filiale gesetzt. Als Modeliebhaberin hatte ich den kalten Entzug nötig.

Diese neue Secondhand-Welt und ich, wir sind nicht immer kompatibel. Nicht nur vermisse ich es, Trends auszuprobieren, als jemand, der ein wenig kurviger und sehr klein ist, finde ich mich nicht immer in dieser Welt zurecht.

Heilsarme Kleidung.
«Seit circa 2 Jahren habe ich keinen Fuss mehr in eine Fast-Fashion-Filiale gesetzt», so die Klimaaktivistin. - keystone

Mit der Zeit lernt man Tipps und Tricks. Ich kaufe heute weniger, dafür lasse ich eine Hose auch mal kürzen. Und wenn ich ein neues Kleidungsstück kaufe, denke ich darüber nach, ob ich es denn wirklich tragen werde oder ob es in meinem Kleiderschrank vergammeln wird.

Mit Ausbeutung geht ihre Rechnung auf

Für Fast-Fashion-Unternehmen ist es unmöglich, bei ihren schnellen Produktionszyklen die Nachfrage korrekt antizipieren zu können, weshalb bewusst zu viel produziert wird.

Nur weil die Produktion, aufgrund von unmenschlichen Zuständen, so lächerlich billig ist, geht die Rechnung für diese Unternehmen auf.

H&M.
Menschenansturm vor H&M in Lausanne, Launch der Jimmy-Choo-Kollektion, 14. November 2009. - keystone

Man lobt die Fast-Fashion-Giganten für ihre effiziente Produktionsweise, aber das ist doch nicht effizient. Die Produktionsweise ist ausbeuterisch und verschwenderisch.

Ihr Businessmodell ist abhängig von einer Wegwerfgesellschaft und menschenunwürdigen Arbeitsverhältnissen, ohne diese Vorbedingungen gehen diese Unternehmen bankrott.

Wenn eine Mehrheit von Kund*innen sich von diesem System verabschiedet, werden diese Unternehmen nicht überleben können. Das ist keine Branche, die Geld auf der Kante hat. Um liquide zu bleiben, brauchen sie andauernden Konsum und stehen entsprechend unter enormen Druck.

Aber eigentlich dürfte ein solches Businessmodell gar nicht erst existieren.

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