Gastbeitrag: Wer ist für die Klimakrise verantwortlich?
Sind wir alle wirklich für die Klimakrise verantwortlich? Oder wir Schweizer? Der Klimastreik fordert die Menschen dazu auf, das «wir» zu hinterfragen.
Das Wichtigste in Kürze
- "Wer ist für die Klimakrise verantwortlich?", fragt sich der Klimastreik.
- Die fossile Lobby versuche, alle Menschen als Verantwortliche darzustellen.
- Aber das stimme nicht. Ein Gastbeitrag.
Die Verantwortung für die Klimakrise ist massiv ungleich verteilt – nicht nur weltweit, sondern auch innerhalb der Schweiz. Die fossile Lobby versucht verbissen, dies zu verwischen. Sie möchte die Verantwortung für die Klimakrise der breiten Bevölkerung aufhalsen – und spricht deshalb konsequent von «wir».
Ein «Wir» gegen die Klimakrise
In den nächsten Jahren entscheidet sich, wie das Leben auf diesem Planeten künftig aussehen wird. Erbittert wird in den Zeitungen und Parlamenten darüber gestritten, wie eine Antwort auf die grösste Krise unserer Zeit ausfallen soll. Dabei werden Menschen nicht müde, ein «Wir» in den Raum zu stellen. Wir Menschen sind einfach gierig. Wir Menschen schaffen es nicht, auf den Planeten aufzupassen. Wir Menschen sind verantwortlich für die Klimakrise.
Diese Aussagen sind problematisch. Sie verwischen, dass nicht alle Menschen die gleiche Verantwortung für die Klimakrise tragen. Gerade der Blick auf die gesamte Welt offenbart gewaltige Unterschiede: 92 Prozent der CO2-Emissionen gehen auf den Globalen Norden zurück.
Wer also ist «wir»?
Unterschiede weltweit und in der Schweiz
Gewisse Politiker*innen anerkennen, dass es massive globale Unterschiede bei der Verantwortung für die Klimakrise gibt. Sie meinen dann: «Wir als reiche Schweiz sind besonders verantwortlich für Klimaschäden im Globalen Süden». Doch auch diese Aussage ist problematisch. Mit dem «Wir» wird noch immer so getan, als wären alle Menschen Teil einer homogenen Gesellschaft und tragen die gleiche Verantwortung für die Klimakrise.
Aber: Auch innerhalb der Schweiz entscheiden nur wenige Menschen, was unter welchen Bedingungen produziert wird. Die meisten Menschen sind mangels Kapital aus diesem Prozess ausgeschlossen. Die meisten von uns konsumieren das, was zur Auswahl steht. Mittels Werbung werden uns Produkte aufgedrängt, die wir ohne sie gar nicht kaufen würden.
Und: Während ärmere Menschen in der Schweiz den CO2-Ausstoss in den letzten Jahren reduziert haben, ist jener der Superreichen massiv gestiegen.
Wer also ist «wir»?
Class matters
Die fossile Lobby versucht verbissen, die Verantwortung ihrer Industrie und ihrer Profiteure auf die breite Bevölkerung abzuwälzen. Dafür erfindet sie Werkzeuge wie den CO2-Fussabdruck oder spricht von einem «Wir». Solange es der fossilen Lobby gelingt, die wahren Verantwortlichen und die Klassenstruktur in diesem Land zu verwischen, kann keine gesellschaftliche Mehrheit für Klimaschutz organisiert werden. Wir können aber zusammen dagegenhalten und immer hinterfragen: «Wer ist wir?»