Klimastreik: «Klimakrise ist eine direkte Folge des Kolonialismus»
Der Klimastreik Schweiz fordert das Ende der Ausbeutung von Menschen im globalen Süden. Kolonialismus und Klimawandel gehen nämlich Hand in Hand, heisst es.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kolonialismus prägt noch heute globale Machtstrukturen.
- Die Klimakrise ist die direkte Folge von Ausbeutung in ärmeren Ländern, sagen Aktivisten.
- Im Gastbeitrag erklärt sich der Klimastreik solidarisch mit Kämpfen im globalen Süden.
Am 12. Oktober 1492 – also vor mehr als 500 Jahren – strandete Kolumbus mit seinen Schiffen in Amerika, der heutigen Karibik. Diese Ankunft steht für den Beginn eines Prozesses, welchen wir heute Kolonialismus nennen. An jenem Tag begann die Unterwerfung und Ausbeutung von nicht-europäischen Menschen und die Besetzung ihrer Kontinente durch europäische Kolonialmächte.
Dieser gewaltsame, brutale und rassistische Prozess setzte sich bis weit ins 20. Jahrhundert fort. Erst 1999 konnte sich beispielsweise Macau – heute ein Teil der Volksrepublik China in Ostasien – von der Kolonialherrschaft Portugals befreien. Noch heute befinden sich ganze Inselgruppen wie die Turks- und Caicosinseln unter der Kontrolle europäischer Länder. Kolonialismus ist also kein weit hinter uns liegender alter Schrecken. Er ist heute noch Teil unseres Systems.
Klimakrise, Ausbeutung und die Schweiz
Die Schweiz selber hat zwar nie direkt andere Gebiete kolonisiert, profitierte aber unter anderem durch Sklavenhandel davon und glorifiziert bis heute kolonialistisches Gedankengut.
In den 1960er Jahren gab es eine weltweite politische Dekolonisierung – ökonomisch blieben die Strukturen der Kolonialzeit jedoch erhalten. Dies bedeutet, dass wir zwar auf dem Papier den Kolonialismus so gut wie überwunden haben, es aber in der Realität ganz anders aussieht. Wir befinden uns weiterhin in der gleichen Situation wie in den Jahrhunderten zuvor: Der globale Norden verbraucht überproportional viele Ressourcen auf Kosten des globalen Südens. Dieser Sachverhalt hat seinen Ursprung im Kolonialismus.
Die Klimakrise ist eine direkte Folge dieser Ausbeutung und damit des Kolonialismus. Diese neokolonialen Strukturen zeigen sich gerade in der Schweiz durch multinationale Konzerne, die in Ländern des globalen Südens Menschen ausbeuten und Lebensgrundlagen zerstören – und die entstandenen Profite dann in den globalen Norden zurückbringen.
Auch in der Verteilung von Schulden lassen sich neokoloniale Verhältnisse erkennen: Länder des Globalen Südens sitzen oft auf riesigen Schuldenbergen fest. Durch diese Schulden sind sie gezwungen, weiterhin fossile Brennstoffe und andere Rohstoffe zu fördern, auch wenn von diesen Projekten nicht die Bewohner*innen des betreffenden Landes profitieren, sondern meist Konzerne aus dem Globalen Norden. Deshalb fordert beispielsweise die von Aktivist*innen aus dem globalen Süden gestartete Bewegung «Debt for Climate» einen Schuldenerlass für Länder des Globalen Südens.
Solidarität mit Kämpfen im globalen Süden
Schon seit Jahrhunderten kämpfen indigene Gruppen und Arbeiter*innen im Globalen Süden gegen die Ausbeutung ihrer Lebensgrundlagen. Wir solidarisieren uns mit diesen Kämpfen und fordern ein Ende der Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen. Genauso wie Klimakrise und Kolonialismus zusammenhängen, gehören Dekarbonisierung und Dekolonialisierung zusammen. Um die Klimakrise zu bekämpfen, müssen wir also dekolonisieren.