Klimakrise: Gastbeitrag von Aktivistin Annika Lutzke

Annika Lutzke
Annika Lutzke

Bern,

In der Schweiz sind wieder Klimaversammlungen geplant. Ein Gastbeitrag von Annika Lutzke (Klimaaktivistin des Klimastreiks).

Annika Lutzke.
Annika Lutzke, Klimaaktivistin des Klimastreiks, schreibt auf Nau.ch einen Gastbeitrag. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Annika Lutzke ist Klimaaktivistin des Klimastreiks.
  • Sie engagiert sich seit knapp zwei Jahren als Klimaaktivistin im Klimastreik.
  • Am 17. Januar finden in der ganzen Schweiz wieder Klimaversammlungen statt.
  • Im Rahmen des «Strike for Future» gibt es am 21. Mai einen grossen Aktionstag.

Die Welt befindet sich in einer beispiellosen Situation. Wir erleben eine weltweite Pandemie. Immer stärker werdende soziale Ungerechtigkeiten, verheerende Umweltkatastrophen und die wirtschaftliche Rezession.

An diesem Punkt ist es unmissverständlich, dass die Klimakrise, die soziale Krise und die Krise des Gesundheitssystems untrennbar miteinander verknüpft sind.

klima
Die Klima-Streikenden informieren am Freitag Vormittag in einem Live-Stream über Youtube über die nächsten Aktionen. - Screenshot/Youtube

Schlimmer noch, diese verschiedenen Krisen sind nicht nur voneinander abhängig, sondern verstärken sich gegenseitig.

Privilegierte Schweiz in der Verantwortung

Die Schweiz als ein einflussreiches westliches Land trägt mit seinem unverantwortlichen Handeln in dieser Situation eine besondere Verantwortung. Die Ausbeutung anderer Kulturen und indigener Völker, die enormen Investitionen in fossile Energieträger und Infrastrukturen durch den Finanzplatz und die Förderung der Zerwirtschaftung unseres Bodens.

Klimastreik.
Klimastreik, am Freitag, 4. September 2020, in Bern. - keystone

All dies verstärkt die Krisen, in denen wir uns befinden und trägt dazu bei, dass sich unsere Erde in eine Welt verwandelt, in der es keine lebenswerte Zukunft geben wird.

Angesichts dieser chronischen Notlage ist unser politisches und sozioökonomisches System kaum in der Lage, auf die Symptome dieser einzuwirken. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Diejenigen, welche von diesem System profitieren, nutzen die prekäre Situation aus.

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Die verletzlichsten als Verantwortungsträger

Dabei lassen sie jene, die am verletzlichsten sind und gleichzeitig die kleinste Verantwortung für das heutige Ausmass dieser globalen Katastrophe tragen, für die Folgen zahlen: Gezielte Angriffe auf soziale Errungenschaften wie die Anhebung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre, die Einschränkung der Rechte der Arbeiter/innen, sich demokratisch zu organisieren, das Fehlverhalten der Arbeitgeber anzuprangern oder sich bei offensichtlicher Gefährdung ihrer Gesundheit zurückzuziehen.

Ebenso wie die Verschlechterung wesentlicher öffentlicher Dienstleistungen bei gleichzeitiger Abwertung der Pflegeberufe oder die menschenverachtende Behandlung aller Obdachlosen und Flüchtlinge. Und all dies zum Wohle einiger weniger Wohlhabender. Unser System ist am Ende.

Mit «Strike for Future» die Kräfte vereinen

Um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen und eine sozial gerechte, nachhaltige Welt zu erschaffen, müssen wir als verschiedene Bewegungen, Organisationen, Gewerkschaften, Genossenschaften, Bildungsinstitutionen aber auch einzelne Individuen unsere Kräfte vereinen.

Strike for Future Plakat.
Plakat «Strike for Future», am 15. Mai 2021. - www.climatestrike.ch

Aus dieser Idee wurde das «Strike for Future»-Bündnis geboren. Im Rahmen des «Strike for Future» wird deswegen nächstes Jahr am 21. Mai ein grosser Aktionstag stattfinden.

Wir werden unseren Kampf für eine soziale ökologische Zukunft an diesem Tag auf die Strasse tragen. Dafür werden wir in verschiedensten Aktionsformen auftreten, von dezentralen Aktionen über Streiks bis hin zu Bildungsveranstaltungen.

Austausch über eine gemeinsame Vision

Um den Grundstein für eine langfristige Veränderung zu legen, brauchen wir Menschen, die zusammen hinter der Vision einer sozialen und nachhaltigen Zukunft stehen. Wir müssen uns vereinigen, austauschen, diskutieren und gemeinsam Visionen schaffen.

Deswegen werden in den nächsten Monaten in allen denkbaren Bereichen unserer Gesellschaft Klimagruppen gebildet. Sei dies in Wohnquartieren, Schulen, Arbeitsplätzen, Vereinen oder jedem vorstellbaren Ort, der Platz für eine politische Auseinandersetzung bietet.

Klimagruppen sollen ein Gefäss bilden, in dem sich viele unterschiedliche Menschen gegenseitig zur Demokratie befähigen und sich intensiv über deren Weiterentwicklung Gedanken machen.

Zwei Männer mit Klimaplakat.
Aktion der Unia am Flughafen Genf, 15. Mai 2020. - keystone

Um einen gesellschaftlichen Wandel zu erzielen, müssen wir uns alle als politische, mündige Subjekte wahrnehmen und das Geschehen in unserer Welt mitgestalten.

Klimaversammlung auch ohne institutionelle Politik

Um dieses Grundgerüst für ein demokratischeres, partizipatives und dezentralisiertes politisches System zu festigen, finden am 17. Januar in der ganzen Schweiz Klimaversammlungen statt. Damit möchten wir aufzeigen, wie ein demokratischer Prozess auch ausserhalb der bisher gefestigten institutionellen Politik stattfinden kann.

Die Klimaversammlungen bieten dabei auch Platz für Personen ohne Schweizer Pass und unter 18 Jahren, welche sonst kein Mitspracherecht in der politischen Gestaltung haben. Ein grosses Ziel ist es auch, Lebensbereiche, die bisher vom demokratischen Prozess ausgeschlossen waren, anzuvisieren.

So streben wir insbesondere auch eine Demokratisierung der Wirtschaft, des Finanzplatzes und des Bodens an.

Wir alle sind des «Zukunfts Schmied»

Für uns ist klar: Wir, die gesamtheitliche Bevölkerung, bestimmen, wie unsere Zukunft aussehen wird. Dabei ist es inakzeptabel, dass unsere heutige Form der Politik die Expansion einer immer intensiveren Ausbeutung von Mensch und Natur und einer immer gewaltsameren Beherrschung der schwächsten Menschen und Regionen fördert. Und dies, um den Imperativen eines unbegrenzten materiellen Wachstums gerecht zu werden.

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