Klimakrise ist nicht das Problem einer Generation

Milena Hess
Milena Hess

Bern,

Die Klimakrise wird oft als Generationenproblem angesehen, doch diese Perspektive ist gefährlich und trügerisch. Ein Gastbeitrag.

Gastbeitrag Klima
Die Klimagerechtigkeitsbewegung macht darauf aufmerksam, dass die Klimakrise kein Generationenproblem ist. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Klimakrise wird in der Schweiz oft als Generationenproblem angesehen.
  • Das ist problematisch, denn die Folgen können alle treffen.
  • Besonders auch ältere Menschen sehen sich stark von den Katastrophen betroffen.

Die Klimakrise wird in Ländern des globalen Nordens wie der Schweiz gerne als ein Generationenproblem angesehen. Oft begründen Menschen ihr Engagement mit Aussagen wie «Ich kämpfe für meine Kinder/Enkel*innen» oder «Ich will, dass spätere Generationen wissen, was Schnee ist».

Regelmässig stellen Medien die Klimagerechtigkeitsbewegung als eine Jugendbewegung dar mit Anliegen, welche junge Generationen betreffe, zum Beispiel mit Begriffen wie «Klimajugend» und «Klimakids». Doch diese Perspektive ist problematisch und falsch.

Die Klimakrise betrifft alle

Überschwemmungen und Hitzewellen zeigen: Die Klimakrise kann alle treffen und wird den Rest unser aller Leben prägen. Während der Hochwasserkatastrophe vor wenigen Wochen verloren in Deutschland und Belgien insgesamt mehr als 200 Menschen ihr Leben und Tausende litten unter den Folgen.

Gerade auch ältere Menschen sehen sich heute besonders stark von diesen Katastrophen betroffen. Unter den Hunderten von Hitzetoten in Kanada im Juli waren zum Beispiel besonders viele ältere Menschen. Die Gefahr der Klimakrise für ältere Generationen haben zum Beispiel die Klimasenior*innen erkannt und klagen deshalb im Moment am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Sie sehen sich durch die miserable Klimapolitik der Schweiz nicht genügend geschützt und in ihren Grundrechten verletzt.

Gastbeitrag Klimakrise
Auch ältere Menschen sind stark von den Folgen der Klimakrise betroffen. - zVg

Es geht nicht darum, ob deine Enkel*innen in Zukunft wissen, was Schnee ist, sondern darum, ob deine Grosseltern und Eltern oder auch du selbst in der Gegenwart vor Hitzewellen geschützt seid – zum Beispiel. Die Klimakrise ist kein Generationenproblem, sondern ein Menschheitsproblem. Begriffe wie «Klimajugend» erlauben es, diese Tatsache zu ignorieren, die Folgen der Klimakrise in die unbestimmte Zukunft zu projizieren und Massnahmen herauszuzögern. Das Narrativ des Generationenkonflikts ist deshalb gefährlich und trügerisch.

Die Klimakrise ist schon lange Realität

Die Klimakrise zerstört schon lange Menschenleben. Hitzewellen, unfruchtbarer Acker, Überschwemmungen, Waldbrände, gehäufte Stürme wie z. B. Taifune – das alles ist gerade in Ländern des globalen Südens seit Jahrzehnten Realität. Jedes Jahr müssen wegen der Klimakrise ca. 23 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen.

Trotzdem wird die Klimakrise erst in den letzten Jahren auch in den westlichen Ländern als Gefahr wahrgenommen, da sich auch im globalen Norden Katastrophen häufen und mit der Klimakrise in Verbindung gebracht werden. Dies zeigt, wie Menschenleben im globalen Süden scheinbar weniger Wert zugesprochen wird und zeugt von einem rassistischen und neokolonialistischen Weltbild. Doch es sollte nicht erst «uns» betreffen müssen, damit wir die Klimakrise als Gefahr wahrnehmen.

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