Nadine Masshardt (SP) äussert sich zum Frauenstreik

Nadine Masshardt
Nadine Masshardt

Bern,

Am 14. Juni findet der schweizweite und branchenübergreifende Frauenstreik statt. Ein Kommentar von SP-Nationalrätin Nadine Masshardt.

Nationalrätin Masshardt SP
«Gleichstellung jetzt!»: SP Nationalrätin Nadine Masshardt. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Frauenstreik findet am 14. Juni 2019 statt.
  • Schweizer Politiker äussern sich in der Rubrik «Stimmen der Schweiz» dazu.

Definition des Streiks

Schauen wir für einmal zurück und über den Tellerrand hinaus: Am 24. Oktober 1975 hat in Island ein Frauenstreik stattgefunden. 25'000 Frauen – respektive 90 Prozent der damals auf der nordischen Insel berufstätigen Frauen – legten die Arbeit nieder, um für ihre Rechte am Arbeitsplatz und in der Familie zu demonstrieren.

Warum das heute von Bedeutung sein soll für uns? Die Gewerkschaften in der Schweiz haben sich diese Aktion zum Vorbild genommen, als 15 Jahre später bei uns der erste Frauenstreik stattgefunden hat. Klar hat man sich 1991 auch in den Gewerkschaften gefragt, ob als Protest wirklich gestreikt werden soll. Schliesslich waren und sind Arbeitsniederlegungen für die Schweiz mit ihrem Arbeitsfrieden sehr unüblich.

Stellt sich also die Frage: Was ist ein Streik genau? Nichts anderes als die kollektive Verweigerung von Arbeit zur Durchsetzung gemeinsamer Anliegen. Ein Streik ist somit per Definition mit Arbeit verbunden. Wenn Frauen streiken, zeigen sie neben dem Protest also automatisch, dass ihre (meist unbezahlten oder mindervergüteten) Leistungen echte und wichtige Arbeit sind.

Auch unbezahlt ist Arbeit

Oft erhält unbezahlte Arbeit nämlich nicht die gleiche Anerkennung wie bezahlte. Darunter leiden besonders Frauen, denn sie erledigen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit. Vom Haushalt über die Erziehung bis zur Pflege älterer Verwandter.

Diese Arbeit ist für unsere Gesellschaft enorm wichtig und hat mindestens die gleiche Anerkennung wie bezahlte Arbeit verdient. Und weil diese unbezahlte Arbeit von Frauen oft zusätzlich zur Erwerbsarbeit verrichtet wird, ist auch die Burnout-Gefahr bei Frauen höher.

Mehr Anerkennung, mehr Zeit und mehr Geld für die Arbeit der Frauen sind somit zentrale Forderungen, die in den letzten bald 30 Jahren leider nichts an Aktualität eingebüsst haben. Folgerichtig kann auch heute nur ein Streik das richtige Protestmittel sein.

Lohngleichheit und echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Auf dem politischen Parkett wiederum heisst die Lösung schlicht: Endlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das bedeutet jedoch nicht, dass Frauen einfach Teilzeitjobs übernehmen sollen. Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht Väter gleichermassen an.

Um aus den vertrauten Mustern auszubrechen, brauchen wir eine Elternzeit, bei der Frauen und Männer ihre Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufteilen. Damit die Reduktion im Job salonfähig wird, ist ein Anspruch auf Teilzeitarbeit für Frauen und Männer nötig. Zudem braucht unser Land günstigere (damit sich Arbeit lohnt!) und genügend Kita-Plätze sowie Tagesschulstrukturen (und zwar überall, auch auf dem Land!).

Für diese und viele weitere Forderungen werden in einem Monat Tausende Frauen ihre Arbeit niederlegen und zusammen auf die Strasse gehen. Dann wird die Politik hoffentlich nicht mehr darum herum kommen, diese Forderungen auch ernst zu nehmen.

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