Notstand bei Familie Zürcher
Schulen geschlossen, Homeoffice, Beizen nur auf Sparflamme geöffnet - Gast-Autor Reda El Arbi hat die Familie Zürcher bei den Vorbereitungen begleitet.

Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Reda el Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
- Reda El Arbi erlangte als Blogger beim «Tagesanzeiger» Bekanntheit.
- Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
- Er lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.
«Du, Jean-Luc, mir müend eus uf de Notstand vorbereite. Hilf mer mal bitzli.»
«Wieso Notstand? Sind ja nur d Schuele zue. Und de Zoo, und s Alpamare. »
«Ebä. Und d Chind bliibed die ganz Ziit dihei. Vom Morge früe bis am Abig spat. Und du häsch Home Office verordnet, ich chan au nöd is Büro ... Und mir händ kei Ahnig, wie lang das duured. Ergo: Notstand.»
«Ou Shit.»
«Zudem isch d Uni gschlosse und d Clubs sind zue, mini Schwöschter chunnt sicher au bi eus go abhänge. Bi ihre i de WG isch d Stimmig grad nümm so guet, sit sie mitem Fründ vo de Lara pennt hät.»
«Ou Shit.»

«Was guslisch jetzt i de Huusapothek ume? Mir müend e Ikaufslischte mache!»
«Ich luege, ob mis Prosac-Rezept no gültig isch, und ob mer no Temesta händ. Antidepressiva für mich und Betäubigshämmer für d Chind ...»
«Jetzt muesch nöd übertriebe. Das wird wie i de Campingferie vor zwei Jahr, eifach ohni Ameise ...»
«Ou Shit.»

«Was machsch jetzt wieder?»
«Ich desinfiziere min Hals und Rache.»
«Mach etz nöd sones Gschiiss. Stell die Vodkafläsche wieder zrugg und hilf mer. Was bruuched mer am Dringendtschte?»
«Hm. WC-Papier?»
«Echt jetzt? Die letschte 10 Jahr schaffsch es nöd, nur eimal d Rolle z wechsle, wenn s letsche Schiissipapier brucht häsch, aber sobald Notstand isch, isch das s erschte, wo der in Sinn chunnt? Mir händ übrigens no 4 Pack, was wüsstisch, wennd ab und zue mal e Rolle wechsle würsch.»
«Ok, Esse. Spaghetti, Fertigsosse, Fischstäbli, Ravioli, Fertigpizza, Schoggicreme, Bachofe-Pommes, Stocki und Bratesosse, Hörnli, Öpfelmues und Ghackets. Gummibärli, Nutella. Nomal Nutella, Ufbachsemmeli, ...»
«Spinnsch? Mir händ en gsunde Hushalt!»

«Aber denn diskutiersch du zweimal am Tag mit de Chliine, was sie jetzt esse müend.»
«Ok, da häsch en Punkt. Aber nöd zvill Zucker. Suscht laufeds Amok. Und mir bruched no so vegans Züg für mini Schwö.»
«Wäk. Ok.»
«Lueg mal im Chaschte, öb eusi Familiespieli no vollständig sind. Eile mit Weile, Uno und so. Und Jass-Charte.»
«Ou Shit.»
«Was machsch jetzt wieder? Det sind kei Spieli.»
«Ich luege, ob mer gnueg Tablets und Bildschirm händ für alli. Oder willsch du die Serie und das Zügs luege, wo sich d Anna-Lena mit ihrne Fründinne so innezieht?»

«Um Himmels Wille! Stimmt. Ok, aber mir müend au für de schlimmschti Fall vorbereitet si.»
«Und das wär?»
«Sie händ grad gmeldet, dass sie wege Netzüberlaschtig villicht Netflix abstelle müend.»
*Beide schauen sich schweigend an*
«Ok, Jean-Luc, villicht luegsch jetzt glich emal weg dene Rezept. Ich überprüef, ob mer no gnueg Vodka händ.»
Zum Autor: Reda El Arbi ist 50-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.