Patrick Hässig: Ist unser Gesundheitswesen nur noch «Mittelmass»?
Die Qualität im Schweizer Gesundheitswesen könnte besser werden, wenn man das Personal mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung arbeiten lässt. Ein GLP-Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Um das Gesundheitssystem zu verbessern, wurde vor zwei Jahren die EQK eingeführt.
- Was jedoch wichtiger wäre, wäre eine Reduzierung der Bürokratie.
- Dies behauptet der Zürcher Grünliberale Patrick Hässig in seinem Gastbeitrag.
Die Debatte um die Qualität im Gesundheitswesen ist wichtig. Alle wollen sofort eine schnelle, qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung.
Kritische, vielleicht richtige Stimmen sagen, dass das Schweizer Gesundheitswesen nur noch Mittelmass sei und man müsse die Qualität steigern. Der Bund will diese Anstrengungen in der Branche unterstützen und sich einen Überblick verschaffen. Durch neue Datenerhebungen.
Seit zwei Jahren gibt es die Eidgenössische Qualitätskommission EQK. Diese möchte vor allem auch die Qualität in der Pflege stärken. So weit so gut. Nur, um die Qualität im Gesundheitswesen zu steigern (oder schlicht zu erhalten) braucht es keine neuen Messungen, Excel-Tabellen oder Bundesordner an Papier.
Es braucht mehr an zufriedenen, gut ausgebildeten und motivierten Pflegefachpersonen, Ärztinnen, Ärzten, etc.
Der hohe bürokratische Aufwand, sowohl bei der Ärzteschaft wie auch in der Pflege, verschärft den Personalmangel und sorgt für viel Frust und Berufsaussteiger. Durch die hohe Regulierung hat die Politik in den letzten Jahren die Situation nur noch verschlimmert.
Die direkte Arbeit mit den Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner, sowie gut geführte Gespräche, welche im Anschluss schlau dokumentiert werden, sind sehr viel Wert. Mehr wert als der weitere Ausbau an Dokumentationen und Programmen (jede Institution hat selbstverständlich ihr eigenes Dokumentationssystem, welches kaum mit anderen «sprechen» kann. Im schlimmsten Fall wird ein Dokument dann gefaxt).
Wir brauchen mehr Zeit für unsere tatsächliche Arbeit.
Mehr Zeit beim Patienten = bessere Qualität für den Patienten. Mehr Zeit beim Patienten = höhere Zufriedenheit des Personals. Mehr Zeit beim Patienten = stärkerer Informationsfluss durch den Patienten.
Das Schweizer Gesundheitswesen hat nicht auf zusätzliche Datenerhebungen gewartet. Es ist an der Zeit, dass die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen zusammenkommen und gemeinsam den Bürokratieaufwand halbieren.
Zum Autor: Patrick Hässig (44), Kantonsrat ZH. Wohnhaft in der Stadt Zürich, arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Er kandidiert für den Nationalrat (GLP).