Privatschulen: So schliesst sich die Schere zwischen Arm und Reich!

Clarita Kunz
Clarita Kunz

Goldküste,

Es sei unfair, wenn nur finanziell privilegierte Eltern die Schule ihrer Kinder auswählen können. «Das gefährdet die soziale Sicherheit», schreibt Clarita Kunz.

Clarita Kunz.
Clarita Kunz schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Privatschulquote in der Schweiz schiesst in die Höhe.
  • Zahlreiche Privatschulen lancieren zurzeit schweizweit eine Initiative.
  • Eine Kolumne von Pädagogin und Autorin Clarita Kunz.

Die Privatschulquote schiesst in die Höhe. Dass nur finanziell privilegierte Eltern jene Schule wählen können, die den Bedürfnissen ihrer Kinder am besten entspricht, ist in höchstem Masse unfair und gefährdet die soziale Sicherheit.

Über unreflektierte Kritik, die in diversen Beiträgen – auch von angesehenen Fachpersonen – geäussert wird, kann man nur den Kopf schütteln.

Sollen nur Kinder von reichen Eltern in die Privatschule?

Sie ignorieren evidenzbasierte Argumente, die beispielsweise in den Niederlanden seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Handhabung der Schulwahl dokumentieren.

Freie Bildungswahl gegeben, aber nur für ganz wenige

Absurd sind Statements von Margrit Stamm, einer auf Social Media aktiven, emeritierten Erziehungswissenschaftlerin der Universität Freiburg: «Wenn die Eltern merken, dass es ihrem Kind in der öffentlichen Schule nicht gut geht, dass es leidet und auch keine Besserung in Sicht ist, ist ein Schulwechsel angebracht. Die Gründe sind vielfältig: Über- und Unterforderung gehören dazu oder schwierige Beziehungen zu Lehrpersonen. Ich erachte Privatschulen als eine sinnvolle Ergänzung zur öffentlichen Schule: Sie gelten als innovativer und entwickeln eigene Profile. In der Schweiz ist der Wechsel in ein anderes Schulhaus nur selten möglich. Für alle anderen ist die Privatschule die einzige Alternative – wenn sie es sich finanziell leisten können.»

Im Klartext heisst das: Freie Bildungswahl ist gegeben, aber nur für ganz wenige. Stamm will das offensichtlich nicht ändern und fügt gar noch an: «Allerdings sollten Privatschulen eine Ergänzung zur öffentlichen Schule bleiben.»

Stamm nennt zuerst die Ursachen der Lernprobleme und auch die Lösung dazu, um am Schluss trotzdem dafür zu plädieren, dass es besser ist, wenn sich nichts ändert. Das ist völlig absurd!

Nur wenige Eltern können Kinder auf Privatschulen schicken

Fachleute wissen, dass Lern- und Verhaltensstörungen, die in staatlichen Schulen zuhauf auftreten, mit dem Wechsel in ein privates, individualisierendes Unterrichtsmodell meist sogleich vom Tisch sind. Sie wissen auch, dass es für die allermeisten Eltern aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, eine private Schule zu wählen.

Konsequenterweise ist deshalb zu folgern: Um die Probleme an der Staatsschule zu beseitigen, braucht es für alle Eltern die Möglichkeit, eine andere Schule zu wählen. Die Schweiz, wie meisten anderen Länder auch, schränkt mit ihren veralteten systemischen Bedingungen die Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen massiv ein.

Es tobt ein gnadenloser Wettbewerb

In den Klassenzimmern der Staatsschulen tobt jeden Tag ein gnadenloser, notabene auch leistungsbremsender Wettbewerb, der am Ende jedes Schuljahres, spätestens aber Mitte der sechsten Klasse, die Schulkarriere entscheidend negativ prägt.

Dem können nur gut betuchte Eltern ausweichen. Das ist nicht nur unfair, sondern aus bildungspolitischer und gesellschaftspolitischer Sicht alarmierend: Die Spaltung in der Gesellschaft nimmt zu.

Das ist nicht einmal im Sinne der Reichen, die – auch das wurde schon erforscht – lieber nicht in Reichenghettos separiert, sondern in einer durchmischten Gesellschaft wohnen und arbeiten. Um die bedenkliche Entwicklung aufzuheben, sollten wir es allerdings besser machen als die angelsächsischen Länder.

Privatschule lancieren Initiative

Zahlreiche Privatschulen lancieren zurzeit schweizweit eine Initiative, die vom Staat fordert, Eltern, die ihre Kinder in einer privaten Institution beschulen lassen möchten, jenes Steuergeld auszuhändigen, das ihnen zusteht.

Aber: Damit die Schere nicht weiter aufgeht, dürfen nur jene Privatschulen Geld vom Staat erhalten, die nicht gewinnorientiert arbeiten. Prinzen- und Prinzessinnenschulen bekommen kein Geld. Diese Prämissen hat Elternlobby Schweiz ausgearbeitet.

Persönlichkeiten wie Gerald Hüther, Remo Largo, Marcel Müller-Wieland, Chris von Rohr u. v. a. m. haben dem mit einem Testimonial zugestimmt.

Auch deshalb, weil mehr Bildungsvielfalt, mehr Wettbewerb unter den Schulen eine für die Weiterentwicklung von zukunftsfähigen Unterrichtsmodellen unabdingbare Voraussetzung ist.

Zur Person: Clarita Kunz ist Pädagogin und Autorin («Schule als Leistungsbremse») aus Erlenbach ZH.

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Kommentare

User #6422 (nicht angemeldet)

Naja, wenn Eltern ihren Kindern, die Realniveau haben den Sekabschluss erkaufen wollen, ok. Realstoff wird in Sekundarklassen in Privatschulen unterrichtet. Sek ist kein geschützter Name. Eine Sekniveaulehre ist dann jedoch dennoch oft nicht möglich. Logisch, aber Hauptsache der Titel stimmt. Das Geld hätte man sich jedoch sparen können.

User #2777 (nicht angemeldet)

Die Sozialindustrie möchte das Monopol und noch mehr Probleme züchten.

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