Rolf Knie: Deshalb braucht es in der Schweiz Streichelzoos
«Es kann nicht sein, dass Kinder nur noch vor dem Computer eine Beziehung zum Tier erhalten», findet Rolf Knie. Streichelzoos zu streichen, sei daher schlecht.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Tierpark Dählhölzli will im Rahmen einer Neuausrichtung den Streichelzoo schliessen.
- Viele Berner wehren sich dagegen – es wurde sogar eine Motion eingereicht.
- Nau.ch-Kolumnist Rolf Knie hat kein Verständnis für die Schliessung.
Ich habe eine persönliche Beziehung zum Tierpark Dählhölzli. Ich bin in Belp zur Schule gegangen, meine Mutter und mein Onkel führten damals den Tennisclub Dählhölzli. So war ich sehr oft direkt neben dem Zoo und besuchte diesen auch gerne und häufig.
Wenn ich nun heute höre, dass dieser Streichelzoo zugemacht werden soll, dann ist das schlicht ein Akt der Unvernunft.
Insbesondere die jungen Menschen müssen doch irgendwo den ganz direkten Kontakt mit echten Tieren erhalten, sie berühren können, und die Tiere nicht nur via Handy und Computer kennenlernen.
In Japan war vor Kurzem eine Umfrage, bei der Kinder einen Fisch zeichnen mussten. Stellen Sie sich vor, ein grosser Prozentsatz zeichnete Fischstäbchen! Das ist tragisch, aber ich glaube, so weit kommen wir bald auch.
Ein Tier zu streicheln, einem Tier vis-a-vis zu stehen, den Ausdruck eines Tieres zu erleben, es zu riechen und zu fühlen – diese Beziehung, die kann man nur in einem Streichelzoo und in einem Zoo allgemein aufbauen.
Wichtige Erinnerungen
Es geht meiner Meinung darüber hinaus, denn wenn man bereits als Kind, als Jugendlicher, eine Beziehung und eine Liebe zum Tier gewinnt, dann werden sich später viele daran erinnern und mithelfen, die Tierwelt zu schützen.
Wie zum Beispiel die «Borneo Orangutan Survival Foundation» (BOS) für die Erhaltung des Lebensraums der Orang-Utans auf den Philippinen. Das wird man sicherlich nur dann machen, wenn man in der Jugend eine Beziehung mit dem Tier aufbauen konnte.
Flipper hat ganze Welt begeistert
Und weshalb sind Delphine so beliebt? Weil der Delphin damals durch Flipper die ganze Welt begeistert und erobert hat – und man dadurch diese Tiere zu lieben begonnen hat
Die absolute Wahrheit in der Tierhaltung und -dressur wandelt sich mit der Zeit. Das kann man nach den neuesten Erkenntnissen anpassen. Wieso soll das im Tierpark Dählhölzli nicht passieren?
Zu wenig Platz – das kann man regeln
Es heisst, es sei zu heiss, es hätte zu wenig Platz, um die Infrastruktur zu modernisieren. Alles Blödsinn. Das kann man alles regeln. Dann kann man ja auch die Kühe nicht mehr auf die Wiesen und die Geissen auf die Alp lassen.
Am Schluss soll das Volk das entscheiden und nicht Idioten. (Kleiner Einschub: Idiot ist per se kein Schimpfwort, sondern aus dem Griechisch und heisst «Nichtfachmann».)
Nochmals: Es kann nicht sein, dass Kinder nur noch vor dem Computer eine Beziehung zum Tier erhalten, das ist völlig falsch.
Die Tierwelt ist ein Teil von uns, und wir sind ein Teil der Tierwelt. Nur in einer persönlichen Begegnung erhalten wir eine Beziehung zu den Tieren.