SGB-Lampart: «13. AHV – weil der Bundesrat das Problem nicht löst!»
Im Gastbeitrag erklärt SGB-Chefökonom Daniel Lampart sein «Ja» zur 13. AHV-Rente: Wenn das Volk jetzt «Nein» sage, werde das Problem in Bundesbern nie gelöst.
Das Wichtigste in Kürze
- Daniel Lampart ist der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB).
- Im Gastbeitrag erklärt er, weshalb es ein «Ja» zur 13. AHV-Rente dringend brauche.
- Lampart ist überzeugt: «Wenn das Volk Nein sagt, wird in Bern nichts geschehen!»
Die Renten in der Schweiz sind zu tief. Aber das Parlament und der Bundesrat tun nichts dagegen. Das ist der Tenor im Land. In Gesprächen unter Nachbarn, im Restaurant oder in den Kommentarspalten und Leserbriefen der Zeitungen.
Maler, Verkäuferinnen, KV-Angestellte oder Schreiner haben eine Rente von 3’000 bis 4’000 Franken im Monat. Solange sie arbeiten, bekommen sie meistens einen 13. Monatslohn. Die Rente erhalten sie hingegen nur 12 Mal.
Diese Rente reicht immer weniger zum Leben. Der Prämienschock bei den Krankenkassen, die höheren Mieten und die generell steigenden Preise haben eine ganze Monatsrente weggefressen.
Auch die Berufstätigen sind betroffen. Viele Arbeiter und Angestellte müssen heute feststellen, dass sie weniger Pensionskassenrente erhalten werden, als man ihnen versprochen hat. Nach der Pensionierung werden sie nicht so leben können, wie sie es sich vorgestellt haben.
Bundesrat und Parlament bleiben untätig
Die Pensionskassen geben immer weniger her, und die Mittelschicht ist besonders betroffen: Obwohl die Schweiz reicher wird. Obwohl die Wirtschaft läuft. Obwohl die Manager und die Bundesräte ihre Gehälter erhöhen. Die Leute sehen, dass es im Land aufwärts geht. Nur haben sie nichts davon.
Tatsächlich unternehmen Bundesrat und Parlament nichts gegen diese Probleme. Bei der AHV haben sie den Teuerungsausgleich für 2024 abgelehnt. Schlimmer noch: Die gleichen Leute, die heute sagen, sie würden eine höhere AHV für Bedürftige unterstützen, haben vor drei Jahren die Ergänzungsleistungen gekürzt. Statt die Probleme zu lösen, haben sie sie sogar noch verschlimmert.
Die Initiative für die 13. AHV ist die einzige Chance, dass sich die Renten verbessern. Wenn das Volk Nein sagt, wird in Bern nichts geschehen.
Denkfehler bei 13. AHV-Rente
Einige Leute sagen: «Ich bin für die 13. AHV-Rente – aber nur, wenn die Reichen nichts erhalten». Doch diese Leute machen einen grossen Denkfehler. Wer glaubt, man könne etwas für die Mittelschicht erreichen, ohne allen Pensionierten etwas zu geben, ist ein Träumer.
Die Reichen zahlen nur dann in die AHV ein, wenn sie auch etwas erhalten. Die Rente für die Reichen kostet nicht viel. Denn die meisten Leute sind nicht reich. Doch wenn die Reichen nicht mitzahlen, gibt es keine AHV. UBS-Chef Ermotti zahlt mit seinen AHV-Beiträgen rund 30 Renten von Normalverdienenden.
«Geld für 13. AHV-Rente ist vorhanden»
Andere Leute sagen: «Ich wäre für die 13. – aber wir haben kein Geld». Dabei haben wir in der Schweiz Geld für alles Mögliche. Nicht nur für die Banken, sondern sogar für den Skipass der Bundesräte und die Rentenerhöhung der Alt-Bundesräte.
Die AHV macht Milliardenüberschüsse. Und die Sozialbeiträge sinken – bei der Unfallversicherung und bald auch bei der ALV. Das Geld für die 13. AHV-Rente ist vorhanden. Wer das Gegenteil behauptet, sagt den Leuten nicht die Wahrheit. Liechtenstein hat übrigens schon seit 25 Jahren eine 13. AHV-Rente. Dem «Ländle» geht es bestens damit.
Zur Person: Daniel Lampart ist Sekretariatsleiter und Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).