Subventionen für Fleisch? Gehören abgeschafft!
Am liebsten will Nau.ch Kolumnistin Mirjam Walser die Subventionen für Schweizer Tierprodukte abschaffen. Radikal? Nein, nicht wenn man die Fakten kennt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Werbung für Schweizer Fleisch, Milch und Eier wird durch Steuergelder subventioniert.
- Dabei ist klar, dass der Konsum dieser Produkte schädlich für die Umwelt ist.
- Kolumnistin Mirjam Walser fordert deshalb, dass diese Subventionen abgeschafft werden
Aareböötle, Wandern oder ein kühles Bier in der Sonne: So gefällt uns der Sommer. Doch während die Schweiz die warme Jahreszeit geniesst, werden in Bundesbern eiskalt Steuergelder für fragwürdige Subventionen durchgewinkt.
Dabei geht es um viel Geld. 34 bis 38 Millionen Franken sollen an Bundessubventionen für ein umstrittenes Thema ausgegeben werden: die Finanzierung von Werbung für Schweizer Fleisch, Milch und Käse. Mit diesem Geld sollen wir Konsumenten dazu angeregt werden, mehr tierische Produkte aus der Schweiz zu essen.
«Schweizer Fleisch – alles andere ist Beilage», oder die Milchkuh Lovely: Die Steuerzahler finanzieren Werbeplakate und TV-Spots der Fleisch- und Milchindustrie kräftig mit.
Doch diese Subventionen, «Absatzförderung» genannt, sind auch intern umstritten. Schaut man genauer in die Bundesverwaltung, tut sich ein Kampf um Geld, Macht und unsere Zukunft auf.
Kritik wird immer lauter
Worum geht es: Manche Stellen innerhalb der Bundesverwaltung kritisieren die übertriebene Förderung tierischer Produkte: Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) warnt, dass es schädlich für die Biodiversität sei, wenn zu mehr Konsum von tierischen Produkten angeregt werde.
Zum gleichen Schluss kommt eine vom Bund in Auftrag gegebene Studie der Berner Fachhochschule (BFH). Die «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» stellt klar, dass bei der Herstellung tierischer Produkte besonders viele schädliche Emissionen entstehen.
Was bedeutet das konkret? Die industrielle Tierhaltung ist alles andere als gut für die Umwelt und die Biodiversität. Kühe stossen bei der Verdauung schädliches Methan aus – um es klar zu sagen: Sie furzen zu viel.
Die intensive Nutzung von Land und Wasser zerstört wichtige Ökosysteme. Gülle verunreinigt Gewässer, und statt Nahrungsmitteln für Menschen werden auf den Feldern Futtermittel für Tiere angebaut. Das ist nicht nur ineffizient, sondern gefährdet massiv die Lebensgrundlagen von Mensch und Tier.
Lobbyverbände haben die Bundesverwaltung im Griff
Den Konsum von tierischen Produkten noch zusätzlich zu fördern, macht also keinen Sinn. Wer will schon eine Industrie mit Millionen unterstützen, die unseren Lebensraum langfristig zerstört? Dies kann nicht im Interesse der Steuerzahler liegen.
Aber: Es liegt sehr wohl im Interesse von Lobbyverbänden wie Proviande und Swissmilk, die in Bern kräftig mitmischen. Diese verfolgen jedoch kurzfristige Ziele: Mehr Gewinn erzielen und das am besten sofort.
Was der Wirtschaft hilft, nützt am Ende allen? Nein, die Zeiten haben sich geändert. Nur wenn es der Umwelt gut geht, wird es uns allen langfristig gut gehen.
Subventionen für Tierprodukte streichen
Ein erster Schritt für eine lebenswerte Zukunft der Schweiz wäre deshalb: die Millionen an Werbesubventionen für Schweizer Fleisch, Milch und Eier zu streichen.
Diese sollten der Förderung von pflanzlichen Produkten aus der Schweiz zugutekommen – vom veganen Würstchen und Hafermilch bis zu heimischem Soja, Bohnen und Linsen. Auch da gibt es nämlich reichlich Konkurrenz aus dem Ausland.
Statt «Schweizer Fleisch, alles andere ist Beilage» heisst es dann vielleicht bald: « Schweizer Bohnen – Beilage war gestern.»
Zur Person: Mirjam Walser (38) schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School ist sie Expertin für veganes Unternehmertum und vegane Innovationen.