Tamy Glauser: Pride ist auch ein Akt des Widerstands
Der Pride Month ist die Zeit der Paraden und Partys – aber auch des Widerstands. Das schreibt Tamy Glauser in der neusten Nau.ch-Kolumne.
Das Wichtigste in Kürze
- Tamy Glauser schreibt regelmässig Kolumnen für Nau.ch.
- Heute teilt das Model seine Freude über den Pride Month.
- Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Bewegung aus Protesten entstanden sei.
Es ist wieder Juni, der Monat, in dem die Strassen der Welt in allen Farben des Regenbogens erstrahlen. Pride Month.
Eine Zeit, in der wir uns daran erinnern, wie weit wir gekommen sind, und gleichzeitig nicht vergessen, wie viel noch zu tun bleibt.
Für mich, als lesbische, ethnisch gemischte und nicht-binäre Person, ist Pride mehr als nur eine Feier – es ist ein Symbol der Einheit und Liebe.
Als ich zum ersten Mal an einer Pride-Parade teilnahm, war ich überwältigt von dem Gefühl der Gemeinschaft. Menschen aus allen Lebensbereichen kamen zusammen, um ihre Identität zu feiern und um für ihre Rechte einzustehen. Was mich immer wieder zutiefst berührt: Wir sind so viele. Unglaublich!
Stonewall-Aufstände als Ursprung
Es ist leicht, sich in der bunten Festlichkeit von Pride zu verlieren – den Paraden, den Partys, den glitzernden Outfits. Doch es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Pride seinen Ursprung in Protesten und Aufständen hat.
Die Stonewall-Aufstände von 1969 in New York waren ein Wendepunkt im Kampf für die Rechte der LGBTQIA+.
Diese Aufstände wurden von mutigen Menschen angeführt, viele davon People of Color-Transgender-Frauen. Sie hatten genug von der Unterdrückung und kämpften für ihre Freiheit. Aber auch alle anderen, die vor mir waren: Ich bin euch so dankbar und weiss, dass es nicht selbstverständlich ist, wie frei ich mein Leben führen darf.
Heute haben wir dank ihres Mutes viele Rechte errungen. Trotzdem ist die Arbeit noch nicht getan. Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTQIA+-Menschen sind immer noch weitverbreitet.
In vielen Ländern ist es immer noch gefährlich, offen queer zu sein. Auch in vermeintlich fortschrittlichen Gesellschaften kämpfen wir immer noch gegen Vorurteile und strukturelle Benachteiligungen.
«Wir sind hier»
Deshalb ist Pride so wichtig. Es ist ein Moment, in dem wir uns sichtbar machen, in dem wir laut und stolz sagen: «Wir sind hier – und zwar überall und für immer.»
Es ist ein Akt des Widerstands gegen diejenigen, die uns verschweigen, uns nicht als gleichwertig verstehen, uns verbieten und im schlimmsten Fall uns töten wollen.
Es ist eine Feier unserer Existenz und unserer Menschlichkeit. Egal, was ihr tut: Uns wird es immer geben.
Ich hoffe, dass Pride für alle, die dies lesen, eine Quelle der Inspiration und des Mutes ist. Lasst uns weiterhin für eine Welt einstehen, in der jeder Mensch, unabhängig von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Herkunft (wir sind alle Kinder der Erde), frei und gleich leben kann.
Und lasst uns die Vielfalt feiern, die uns stark macht. Eine Welt ohne uns ist wie eine Welt ohne Farben.
An alle meine Rainbow-People: Auf euch! Mögen wir wie die Sonne strahlen und die Welt mit Liebe färben. Love you all.
With love, Tamy Love
Zur Person: Tamy Glauser (39) wuchs in Stettlen BE bei Pflegeeltern auf. Das Berner Model ist für seinen androgynen Look bekannt. 2021 outete sich Tamy als nonbinär und gab an, für sich keine geschlechtsspezifischen Pronomen verwenden zu wollen. Tamy interessiert sich für spirituelle Themen – das Model hat sich zum Reiki-Meister ausbilden lassen.