Wenn die Freikirche zum Horror wird
Unser Halleluja-Kolumnist wurde mal aus einer Freikirche verjagt. Warum er trotzdem begeisterter Freikirchler ist, erklärt er in seinem «Wort zum Freitag».
Das Wichtigste in Kürze
- Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
- Schreiben Sie uns Ihre Meinung in den Kommentarspalten.
- Den Autoren erreichen Sie für Fragen und Anregungen direkt per E-Mail unter [email protected].
Zunächst mal will ich mich für die Fragen, Zusprüche und Prügel bedanken, die jeweils per Mail reinflattern.
In letzter Zeit erhielt ich leidenschaftlich verfasste Kritik, dass ich zu heftig Werbung für Freikirchen mache.
Ich habe darüber nachgedacht und festgestellt, dass die Kritik nicht unbegründet ist. Weil ich so gerne Freikirchler bin, kann meine Halleluja-Kolumne durchaus als Propaganda empfunden werden.
Höchste Zeit, dass ich mehr auf die Schattenseite von Freikirchen eingehe.
Die Gefahr der Manipulation
Weil unperfekte Menschen Freikirchen besuchen, passieren Fehler. Da es um Glaube, Errettung, Seelenheil und weitere sensible Themen geht, ist das Manipulationsrisiko gross.
Der Pastor hat oft viel Macht und kann diese missbrauchen, falls er so unreif ist. Dann wird es brandgefährlich und die Freikirche zur Sekte.
Ich könnte Dutzende Namen nennen, von Menschen, die in Freikirchen verletzt wurden.
Meinen Namen zum Beispiel. In meinen Zwanzigerjahren besuchte ich noch eine andere Freikirche als heute. Es war eine Freikirche mit ganz ambitionierten Zielen.
Für einige herrschte da eine göttliche Dynamik, für andere war das Vollgasprogramm eher Aktivismus. Ich gehörte zur zweiten Gruppe.
Nicht mehr tragbar
Da ich als Worship-Leader (Musik-Chef) ein einflussreiches Amt bekleidete, wurde ich mit meiner Ansicht und meinem Tun zum Problem. Die Kirchenleitung setzte mich ab.
Dafür wurde eine Veranstaltung einberufen und erklärt, was ich die Jahre zuvor angestellt hatte und wie schwierig mein Charakter sei.
Verbittert wollte ich fortan nichts mehr mit Freikirchen zu tun haben. Hätte ich damals eine Halleluja-Kolumne gelesen – ich wäre durchgedreht und hätte meinem Hass in der Kommentarspalte Luft verschafft. Das fleissige Nau-Team hätte jeden Eintrag löschen müssen.
Menschen werden immer enttäuschen
Sie werden nie von mir hören, dass in Freikirchen alles perfekt läuft. Sie werden nie von mir hören, dass sich gläubige Christen immer gut verhalten.
Aber was ich Ihnen sagen will: Ich glaube gar nicht an eine Freikirche. Ich glaube an Jesus Christus. Ein riesiger Unterschied.
Keine Freikirche oder sonst irgend ein Gottes-Verein wird Ihnen jemals Freiheit bringen können. Menschen werden Sie immer enttäuschen, immer verletzen.
Aber Gott nicht. Nur weil sein Bodenpersonal Fehler macht, ist Gott selbst noch lange nicht fehlerhaft. Nein, er ist perfekt.
Vorfreude auf den Sonntag
Gott heilte meine Verbitterung. Ich konnte diesen Menschen und mir für die Fehler von damals vergeben. Es brauchte Zeit, bis ich loslassen durfte, aber Gott half mir dabei.
Heute bin ich begeistert von meiner jetzigen Freikirche und freue mich schon wieder auf Sonntag, wenn ich die «FEG Wetzikon» besuche.
Weil ich da willkommen bin, auch wenn ich Fehler mache. Weil ich da frei bin, so zu glauben, wie ich es für richtig halte. Weil ich da Freunde treffe.
Weil da Menschen Jesus Christus lieben und wissen, dass sie nicht perfekt sind. Und ihnen vergeben ist.
Zum Autor:
Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «RatSam».
Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.
Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie Sam ein Email: [email protected]