Würde Jesus wie die SP abstimmen?
Wir düsen in ein aufregendes Abstimmungs-Weekend. Unser Halleluja-Kolumnist ist sich scheinbar als einziger Christ nicht sicher, ob Jesus neue Kampfflugis will.
Das Wichtigste in Kürze
- Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
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- Den Autor erreichen Sie für Fragen und Anregungen per E-Mail unter [email protected].
Heisser Tipp für ein glückliches Leben: Verbringen Sie viel Zeit mit Jesus Christus und lernen Sie ihn dadurch besser kennen.
Hoffentlich führt es dazu, dass Sie ihm ähnlicher werden. Dass Sie lieben wie er, dass Sie lachen, worüber er lacht und dass Sie traurig stimmt, was auch ihn bedrückt.
Da uns unser Land freundlich darum bittet, die Pflichten der Demokratie zu umarmen, würde Jesus am kommenden Sonntag wohl eine Urne aufsuchen.
Und jetzt kommt die Quizfrage: Wie würde er abstimmen?
Ist Jesus ein EDUler?
Natürlich schaue ich mir vor jedem Urnengang die EDU-Parolen an. Schliesslich gibt es keine andere Partei mit so vielen Freikirchlern. Die werden es ganz sicher wissen!
Die EDU ist für die Begrenzungsinitiative, für das Jagdgesetz, für die neuen Düsenjets – gegen die Kinderabzüge und gegen den Vaterschaftsurlaub. Würde Jesus so abstimmen?
So wie ich die Evangelien verstehe, ist Jesus die Liebe in Person. Voller Fürsorge und Nächstenliebe. Er kam selber aus einer Randgruppe, nahm sich den Ausgestossenen, Schwachen und Verhassten an.
Es muss also so sein: Jesus ist links – bestimmt wäre er heute ein Genosse?
Gut gemacht, Frau Jansen!
Nun, reden Sie mal mit engagierten Linken über Jesus. Natürlich will ich nicht pauschalisieren und möchte an dieser Stelle Juso-Chefin Ronja Jansen loben, die sich diese Woche einem christlichen Talk stellte und da in meinen Augen sehr respektvoll auftrat.
Aber leider war es zumindest in meinem Leben so: Je linker mein Gesprächspartner, desto aggressiver wurde er, wenn ich mit meinem «intoleranten Jesus-Glauben» antrabte.
Da ist man natürlich bei den Rechten viel besser aufgehoben. Die ehren den Glauben unserer Vorfahren und die christlichen Werte der Eidgenossenschaft.
Aber was ist mit dem Flüchtlings-Horrorcamp in Moria? Entspricht hier die rechte Haltung den christlichen Werten? Hm.
Das C weggestrichen
Ich habs, Jesus liebt die Mitte! Wunderbar, da bietet sich die CVP wärmstens an. Huch! Die CVP streicht das «C» aus ihrem Namen. Wie bitte?
Ist in meinen Augen etwa so dumm, wie wenn der FC Bayern Robert Lewandowski aus dem Kader verbannt. Oder der EHC Wetzikon Nicolas Marzan wegschickt.
«Christlich», das grösstmögliche Qualitätssiegel, fliegt über Bord und die Partei will jetzt «Die Mitte» heissen. Folgt also keinem christlichen Kompass mehr, sondern orientiert sich lieber nach rechts und links – um auszugleichen. So schräg!
Wie geht christliche Politik?
Auf der anderen Seite kann ich die CVP verstehen, weil man sich vielleicht mitunter auch gefragt hat: Was ist christliche Politik überhaupt?
Weiss es derweil die EVP? Vielleicht. Bei den Parolen für am Sonntag ist die EVP jedoch in vier von fünf Vorlagen anderer Meinung als die EDU – und beide sind christlich.
Nur Kampfjets wollen alle Christen. Auch die CVP ist dafür. Soviel steht also fest: Die christliche Politik will ein starkes Schweizer Militär.
Ich persönlich bin derweil gegen diese Vorlage. Ups!
Gott traut uns viel Freiheit zu
Ach, es ist kompliziert. Keiner weiss so genau, wie Jesus abstimmen oder welche Partei er wählen würde.
Wie bei so vielen anderen Themen rund um den christlichen Glauben scheint Gott kein Problem damit zu haben, dass sich Christen uneins sind.
Cool, dass er uns nicht alles diktiert. Inspirierend, dass er uns diese Freiheit zutraut.
Folgen Sie niemals der Angst
Zum Schluss noch folgende Gedanken: Vergessen wir bitte eine Eigenschaft von Jesus nicht – er folgte niemals der Angst. Die Angst besass schlicht keine Macht in seinem Leben.
Einmal versuchte sie ihn zu stoppen – kurz vor seiner Verhaftung. Was tat Jesus? Er überwand die Angst und ging genau den Weg, vor dem er sich fürchtete. Den Weg ans Kreuz.
Was ich für mich daraus ableite: Wann immer mich Angst zu einem politischen Ja oder Nein treibt, hinterfrage ich es doppelt und dreifach.
Denn die Angst ist stets der schlechtestmögliche Ratgeber.
Zum Autor:
Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam».
Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.